Musik:Trip-Hop für Fortgeschrittene

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Musik für Besserhörer: Die Band "Feh" mit Julia Fehenberger, Manuel das Coll und Oliver da Coll Wrage hat ein hochgelobtes Album produziert. (Foto: Gerald von Foris)

"Feh" gehört zu den derzeit angesagtesten Gruppen der deutschen Indie-Szene. Ihr außergewöhnlicher Sound lässt sich nun bei einem kostenfreien Konzert in der "Freien Kunstanstalt Dießen" erleben.

Von Armin Greune, Dießen

Ein wenig scheint es selbst Julia Fehenberger unwirklich: Die von ihr, Manuel da Coll und dessen Schwager Oliver da Coll Wrage gerade erst gegründete Gruppe Feh gilt als die Indieband der Stunde. Für Angie Portmann vom Bayerischen Rundfunk gehörte das im Frühjahr erschienene Debütalbum zu den Neuerscheinungen der Woche. Die SZ fand darin "ein Klangfarbenspektrum, das aufs Schönste zum Strahlen gebracht wird". Und der Westdeutsche Rundfunk versicherte: "Wir garantieren Ihnen - es ist ein Album, dass sie so schnell nicht vergessen werden." Anlässlich eines Engagements im Herzkasperlzelt auf dem Oktoberfest war von "Wiesn-Feinkost" und "Meistern der Dynamik" zu lesen.

Nur folgerichtig, dass der BR-Zündfunk Feh nun als eine von zwei Lieblingsbands zum mittlerweile legendären jährlichen "Punschkonzert" am 8. Dezember eingeladen hat. Doch zuvor ist die Gruppe vom Ammersee noch bei einem Heimspiel zu erleben: An diesem Freitag spielt sie in der Freien Kunstanstalt Dießen, live ergänzt durch Miyaji Mitsuyoshi von Coconami an der Zigarrenkistengitarre und André Schweiger an den Keyboards.

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Im Sommer gab Feh als Trio in der Uttinger Alten Villa ein Gastspiel und präsentierte sich dabei für eine "ganz junge" Truppe erstaunlich ausgereift. Was kein Wunder ist, denn alle Mitwirkenden haben jahrzehntelange Erfahrung als professionelle Musiker gesammelt. Julia Fehenberger, die in dieser Woche ihren 42. Geburtstag gefeiert hat, ist zudem gelernte Holzbildhauerin und studierte Kunstpädagogin.

Sie arbeitet Teilzeit im Starnberger Montessori-Kinderhaus und hat daheim in Seefeld, wo sie seit 2009 lebt, zwei kleine Töchter. Ihr selbst ist die Musik in die Wiege gelegt worden: Sie wuchs in der Festivalstadt Burghausen auf, und so war "Jazz von Anfang an die große Liebe", sagt Fehenberger. Seit mehr als einem Jahrzehnt trat und tritt sie mit dem Duo Alex Czinke und Stephan Kramer auf; sie wirkt seit 2010 im Hi-Fly-Orchestra, dem Uptown Jazz Orchestra und der Afrosoulband The Boogoo mit.

"So flossen meine Stimmungen nachts allein in der Küche in die Musik ein."

Doch "meine eigenen Sachen zu machen, habe ich mich schlichtweg nie getraut", sagt die Jazz- und Soul-Vokalistin - bis sie 2021 mit den beiden da Colls zwei Remix-Beiträge für den Pianisten Tom Jahn aufnahm und daraus Feh geboren wurde. Mitten im Lockdown spielten sie sich gegenseitig am Telefon Text-Ideen, Melodien und Samples zu, bis daraus Songs entstanden: "So flossen meine Stimmungen nachts allein in der Küche in die Musik ein und dann via Cloud über den Ammersee", erinnert sich Fehenberger. In Dießen spielte Manuel da Coll aka Captain Yossarian das Schlagzeug ein, Oliver da Coll Wrage übernahm die Parts an Bass und Soundcomputer.

Bunte Truppe: Die Band "Feh" um Juli Fehenberger (Mitte), Manuel da Coll und Oliver da Coll Wrage spielen am 24. November in der Kunstanstalt Dießen. (Foto: Feh)

Erstaunlich, dass das Trio sich erst jetzt musikalisch zusammengefunden hat. Mit den beiden La Brass Banda-Gründungsmitgliedern ist Fehenberger schon seit dem vergangenen Jahrhundert befreundet: Feh spiegele "die Musik unserer Jugend wider, obwohl wir das erst gar nicht vorgehabt haben." Das Album "Right on Song" klingt nach zeitgemäß aufbereitetem Trip-Hop der Neunzigerjahre, der etwa an Morcheeba, Moloko oder Portishead erinnert. Die Platte entfaltet dennoch einen ganz eigenen, facettenreichen Sound.

Das Konzert in der ehemaligen Dießener Schreinerei in der Johannisstraße 33 beginnt um 19 Uhr. Auch die Vorband kann sich hören lassen: Als Seféria gastieren fünf Musikerinnen, unter ihnen Embryo-Kopf Marja Burchard, mit Eigenkompositionen und neu interpretierter Folklore vom Balkan und aus dem Mittelmeerraum. Das Ganze findet bei freiem Eintritt statt, für die Künstler geht der Hut um. Obwohl die Kunstanstalt in Dießen fast ohne Sponsoren auskommen muss, kann die Atmosphäre und das erlesene Musikprogramm dort inzwischen mit den angesagten Clubs der Millionenmetropole München mithalten.

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