Corona-Pandemie:Frisch geboostert an die Hanteln

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Im Stockdorfer Fitnessstudio "Life-Gym" überprüft Katharina Beck die Zertifikate von Maximilian Kriechenbauer, der sechsmal pro Woche trainiert. (Foto: Nila Thiel)

Die dritte Spritze erspart den Test am Eingang. Dadurch wird nicht nur der Besuch eines Fitnessstudios einfacher, auch Kinobetreiber hoffen auf mehr Zuschauer.

Von Linus Freymark, Starnberg

Nach Wochen gibt es nun eine Erleichterung bei den Corona-Maßnahmen. Die Kultur- und Sportbranche ist hart von den 2-G-Plus-Vorgaben getroffen, Kinobetreiber klagen, dass Kunden wegbleiben, auch in den Fitnessstudios gingen die Besucherzahlen spürbar zurück. Nun fällt für Personen, die bereits ihre Booster-Impfung bekommen haben, die also in der Regel die dritte Spritze mit einem Vakzin bekommen haben, in Bereichen mit 2-G-Plus-Regelung die Testpflicht weg.

Während das in einem Kulturhaus wie etwa dem Gautinger Bosco kaum dazu führt, dass die Planung und der Betrieb einfacher werden, atmet Stefan Kürschner auf. Kürschner und seiner Frau gehören zwei Lifegym-Fitnessstudios in Stockdorf und Seefeld. Die neue Regelung macht dort vieles leichter: Bislang musste Kürschner immer ausreichend Corona-Tests vorrätig haben, diese aber waren in der Vergangenheit aber oft ausverkauft. Und dann war da noch das umständliche Prozedere am Eingang: Impfstatus kontrollieren, testen, und das alles regelkonform draußen vor der Türe in der Winterkälte.

"Da kann man sich vorstellen, wie das für unsere Mitarbeiter war", sagt Kürschner. Anders als in Friseurläden herrscht in Fitnessstudios ein Kommen und Gehen, bis zu 250 Gäste kommen täglich. Also muss auch immer jemand draußen stehen. Ein Aufwand, der auch manche Kunden abgeschreckt hat. "Wir haben schon gemerkt, dass seit 2 G plus weniger Leute zu uns gekommen sind", sagt Kürschner. 2 G sei nicht so das Problem gewesen, die Leute hätten am Empfang kurz ihren Nachweis vorgelegt, eine kurze Überprüfung, fertig. Der zusätzliche Test dagegen habe den Betrieb schon deutlich komplizierter gemacht.

Auch die Kinos rechnen nun mit einem leichten Anstieg der Besucherzahlen. Doch nach wie vor dürfen die Betreiber ihre Säle nur zu 25 Prozent auslasten, eine Regelung, die Matthias Helwig, dem die drei Breitband-Kinos im Landkreis gehören, nach wie vor nicht nachvollziehen kann. Nun fällt immerhin die Testpflicht für Geboosterte weg. "Ich rechne schon damit, dass deshalb wieder ein paar Leute mehr kommen", sagt auch er. In den vergangenen Tagen seien bereits immer wieder Menschen gekommen und wollten mit Booster-Impfung, aber ohne Test in die Vorstellung. Helwig musste sie wieder wegschicken; die Regelung galt ja noch nicht. "Das hat erbitterte Diskussionen an der Kinokasse gegeben", erzählt er. Immerhin die erspart sich Helwig jetzt.

Dass der Wegfall der Testpflicht für Geboosterte in nächster Zeit durchaus noch größere Auswirkungen haben könnte, wird bei einem Blick auf die Zahlen deutlich. Denn anders als andere Regionen legt der Landkreis Starnberg ein beachtliches Tempo bei den Auffrischungsimpfungen vor. Mehr als 50 Prozent der Menschen, die zuvor zweimal geimpft waren, das schon nach einer Spritze wirksame Vakzin von Johnson & Johnson bekommen haben oder nach einer Covid-Infektion eine Impfung bekommen haben, seien geboostert worden, sagt der Pandemiekoordinator des Landkreises, Bernhard Junge-Hülsing. Insgesamt beträgt die Quote 34 Prozent. Und auch Stefan Kürschner stellt fest, dass erstaunlich viele seiner Kunden bereits den Nachweis über eine Auffrischungsimpfung vorlegen. "Das macht für uns natürlich vieles leichter", sagt er.

Bei aller Freude über die neue Regelung bringt sie für Fitnessstudio-Betreiber Kürschner das nächste Ärgernis: Mitte November hat er eine neue Ladung Tests bestellt, normalerweise kam die Lieferung immer ein paar Tage später. Diesmal aber ist der Nachschub im Wert von 5000 Euro immer noch nicht da, und wie es aussieht, bleibt Kürschner auf dem Großteil davon sitzen. Schon wieder Geld, das wegen ständig wechselnder Vorgaben flöten geht. "Der Ärger auf die Politik ist schon groß", meint Kürschner. Kleine Erleichterungen wie jetzt würden da auch nicht mehr allzu viel ändern. "Aber wir freuen uns trotzdem darüber."

© SZ vom 17.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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