Corona-Krise im Landkreis Starnberg:Fenster runter, Mund auf

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Die Ärztin Christina Hofmann nimmt in Andechs einen Abstrich. (Foto: Nila Thiel)

Der erste Tag in der Andechser Drive-In-Abstrichstelle.

Von Astrid Becker, Andechs

Es sind etwa 25 an diesem ersten Tag, am Donnerstag werden es noch einmal 25 sein. Menschen, die von ihren Hausärzten zum Test in der neuen Drive-In-Abstrichstelle des Landkreises auf dem Parkplatz des Klosters Andechs überwiesen worden sind. Bei all diesen Menschen besteht der Verdacht, dass sie das Coronavirus in sich tragen.

Sie kommen mit dem Auto, dürfen die Fensterscheibe nur nach Aufforderung öffnen. Die Wege, die sie mit ihrem Fahrzeug zurücklegen dürfen, sind genau durch eine entsprechende Beschilderung vorgegeben. Den ersten Stopp gibt es bei zwei Sicherheitskräften, die das Landratsamt dort postiert hat. Die beiden Männer tragen Mundschutz und kontrollieren, ob die Menschen, die hier vorfahren, auch die Überweisung ihres Arztes nebst Terminbestätigung und eine ihnen zugeteilte Pin-Nummer vorweisen können. Wer die Pin nicht dabei hat, wird abgewiesen, zwei Menschen beispielsweise, die mit einem kleinen roten Auto gekommen sind und brav ihr Fenster geschlossen halten. Auch für solche Fälle gibt es ein Schild, mit dem die beiden Sicherheitskräfte die Betroffenen auffordern, das Gelände wieder zu verlassen.

Wer die beiden Männer passiert hat, muss noch eine Schleife fahren und wird in einem ersten weißen Zelt in Empfang genommen. Zwei Einsatzkräfte in weißen Schutzanzügen nehmen dort die Personalien auf, bevor die Patienten dann in ein zweites Zelt weiterfahren dürfen. Dort warten die Ärztin Christina Hofmann aus München und ihre Assistentin Monika Klinger auf ihren Einsatz. Sie nehmen für die Aicher Ambulanz aus München, die die Drive-In-Abstrichstelle führt, die Proben, die später von einem Kurier des Landratsamts in ein Untersuchungslabor nach Augsburg gebracht werden. Angst, sich anzustecken, habe sie hier in Andechs weniger als in einem Krankenhaus, erzählt die Medizinerin später. Freundlich und recht verständnisvoll beschreibt sie die Patienten dieses ersten Tages, "obwohl so ein Abstrich hinten im Rachen nicht recht angenehm ist."

Viele seien allerdings auch recht verunsichert und nützten dann doch noch einmal die Gelegenheit, Fragen zu Covid-19 zu stellen, sagt auch die Sprecherin der Aicher Group, Ulrike Krivec, die selbst nach Andechs gekommen ist, um sich ein Bild zu machen. Bis zu 90 Menschen sollen hier pro Tag getestet werden, doch noch hält sich der Andrang in Grenzen. Deshalb ist auch um elf Uhr an diesem Tag die Arbeit an der zentralen Abstrichstelle beendet. Christina Hofmann und ihr Team werden auch in den nächsten Tagen wieder in Andechs sein - dann sukzessive länger und mit einer Ablösung für die Pausen, die sie einlegen müssen. Denn die Zahl der Verdachtsfälle steigt weiter - wie die der Infizierten. Sie liegt am Mittwoch laut Landratsamt bereits bei 210.

© SZ vom 26.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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