Auszeichnung:Feuerwehr-Kommandant holt sieben Menschen aus Flammeninferno

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Christian Ebert war der erste Helfer beim Großbrand in Manthal vor einem Jahr. Für seinen Einsatz erhält er die Bayerische Rettungsmedaille.

Von Christian Deussing, Berg

Es geht um Minuten und Sekunden, als gegen 2.45 Uhr in der Nacht zum Pfingstsonntag 2018 der Alarmpiepser bei Christian Ebert im Schlafzimmer schrillt. Der Kommandant der Kempfenhausener Feuerwehr springt aus dem Bett und empfängt als erste Meldung, dass "in Manthal ein landwirtschaftliches Anwesen brennt". Ebner rast mit dem Auto zum Gerätehaus seiner Einsatztruppe und sofort weiter zum Handwerkerhof, wo einige Gebäude bereits lichterloh in Flammen stehen. Direkt nebenan schläft das Wirtsehepaar Reto und Susi Götte mit seinen drei Kindern und einem Gastkind über dem Gasthaus Manthaler. Zudem schlummert im Dachgeschoss noch eine Küchenhelferin. Ebner ruft und rüttelt alle wach - und rettet sieben Menschen das Leben.

Für diesen mutigen Einsatz erhält der 28-jährige Kommandant an diesem Mittwoch in der Münchner Residenz die Bayerische Rettungsmedaille, die Ministerpräsident Markus Söder auch weiteren 42 Lebensrettern aus ganz Bayern verleiht.

Ebert ist in der Nacht der Brandkatastrophe der erste Helfer in Manthal. Er weiß zum Glück, wo sich der Schlüssel zur Seitentür der Wirtsleute befindet, denn Ebner ist mit der Familie befreundet und kennt sich in deren Haus aus. Zunächst stößt er auf den Berner Sennenhund "Joker", der gleich bellend ins Freie läuft. Kurz darauf holt der Feuerwehrmann das Ehepaar, die Kinder und die Gasthof-Mitarbeiterin aus dem Tiefschlaf. "Es musste ganz schnell gehen, ich wollte aber auch keine Panik erzeugen", erinnert sich der junge Kommandant, der die zehnjährigen Tochter der Wirtsfamilie auf dem Arm hinausträgt. Trotz des Infernos behält Ebert einen kühlen Kopf und reagiert besonnen: Er wählt den Fluchtweg zum Ausgang der Gaststätte - und nicht die Seitentür des Gebäudes, wo Rauch und Feuer den Weg ins Freie bereits abschneiden.

Manthal
:So zerstörte das Feuer den Handwerkerhof

Nur noch verkohlte Trümmer in übrig, aber die Wirtsfamilie Götte wurde gerettet: Die Bilder vom Brand in Mathal.

Ebert dankt vor allem dem Starnberger Feuerwehrchef Markus Grasl, der zunächst am Brandort das Kommando übernahm. Denn damit hatte Ebert den Rücken frei und konnte genau das Richtige tun, um den ahnungslosen Menschen im Gebäude das Leben zu retten. Insgesamt waren in der Nacht 14 Feuerwehren mit etwa 200 Kräften im Einsatz, weitere sechs Bewohner des Handwerkerhofes konnten sich vor dem Inferno in Sicherheit bringen. Bei dem verheerenden Feuer entstand ein Millionenschaden, doch bis heute konnte die Kriminalpolizei die Ursache des Großbrandes in Manthal nicht ermitteln.

Ebert ist seit dem zwölften Lebensjahr bei der Kempfenhausener Feuerwehr und kümmert sich viel um deren Jugendarbeit. Der selbständige Elektriker ist zudem örtlicher Jagdpächter und nutzt gelegentlich für sein Wildbret den Keller des Gasthofes, der von der Feuersbrunst noch weitgehend verschont blieb. Die Göttes freuen sich, dass ihr Freund und Retter nun die Medaille erhält. "Es ist doch großartig, wenn ehrenamtlich für andere Menschen das Leben riskiert wird", betont die 46-jährige Wirtin Susi Götte.

© SZ vom 29.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Feuersbrunst in Manthal
:"Wir sind am Leben, das ist das Wichtigste"

Die Wirtefamilie Götte schläft fest, als der benachbarte Handwerkerhof schon lichterloh brennt. Feuerwehrkommandant Christian Ebert rettet sie, zwei Angestellte und den Hund.

Von Christine Setzwein

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