Landschulheim Kempfenhausen:Mit Anzug, Mops und Herz

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Elmar Beyersdörfer (links) mit dem künftigen Schulleiter Tomas Raidt. (Foto: Georgine Treybal)

Schulleiter Elmar Beyersdörfer verabschiedet sich nach 38 Jahren in den Ruhestand. Zeit für eine Rückschau - und einen Ausblick.

Von Ella Adam, Berg

In der Aula des Landschulheims Kempfenhausen prangt ein ungewöhnliches Graffito an der Wand. Wo man Liebesbekundungen und unverständliche Kritzeleien erwarten würde, hat sich eine elfte Klasse verewigt: "Menschliche Verbindungen" steht da. Bei der Verabschiedung des Schulleiters Elmar Beyersdörfer erlebt man, dass dieser Schriftzug in Kempfenhausen durchaus seine Berechtigung hat: Da ist der herzliche Umgang unter Kollegen, die Familie des Schulleiters, die sich fröhlich unter die Gäste mischt, und der Landrat, der sein Kind auf die Schule schickt, die er selbst einst besucht hat.

Die menschlichen Verbindungen sind also da, in der Schule am See - und nach 38 Jahren als Lehrer und Schulleiter in Kempfenhausen hat Beyersdörfer seinen Anteil an der herzlichen Atmosphäre. Zwar sei er immer streng gekleidet in Anzug und Krawatte aufgetreten, habe aber immer einen Spruch auf Lager gehabt und Witze gerissen, so Schulsprecherin Anna Rauch: "Ob das nun immer lustig war, sei dahin gestellt."

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Auch das Kollegium schwelgt beim Abschied in Erinnerungen. Der Englischlehrer Michael Seiler berichtet, wie Beyersdörfer auf Schulfahrten Videotagebücher drehte, als Souvenir für die Jugendlichen. Überhaupt habe Beyersdörfer im Zweifel immer zu Gunsten der Schüler entschieden - sei es beim Schulverweis, Handyverbot oder der Versetzung. Man glaubt dem altgedienten Oberstudiendirektor wenn er sagt: "Das hier ist meine Schule."

Nicht nur das angenehme Flair der Einrichtung geht auf Beyersdörfers Kappe. Bereits 1998 attestierte man ihm perfekte IT-Kenntnisse und ein persönliches Interesse an der Materie, das auch beruflich von Vorteil war. So führte der Schulleiter Ipad-Klassen ein und sorgte dafür, dass die Digitalisierung zumindest an dieser Schule Einzug hält. Auch deshalb ist der Umstieg auf Online-Unterricht während der Pandemie letztendlich glimpflich verlaufen. Das kann nicht jeder behaupten.

Natürlich habe es Dinge gegeben, die ihn nachts nicht schlafen ließen: das renovierungsbedürftige Gebäude, die ständige Mangelwirtschaft, der eklatante Personalmangel. Zuletzt habe er mehr unterrichtet als er wollte, so Beyersdörfer, überall fehlen Lehrkräfte. Dann hat ein Müllfahrzeug auch noch das Schultor gerammt, das seitdem einsturzgefährdet ist. Er sei jetzt schon froh, diese Sorgen hinter sich lassen zu können. Jetzt will er Motorrad fahren, mehr Zeit mit der Familie verbringen und endlich mal außerhalb der Ferien verreisen - am liebsten nach Südafrika.

Als Starnbergs Landrat Stefan Frey ihm bei der Verabschiedung vorschlägt, angesichts des Personalmangels als Minijobber zurückzukehren, um Deutsch und Englisch zu unterrichten, lächelt er nur müde und bedient sich bei Schiller: Er habe seine Schuldigkeit getan und wolle nun gehen. Aber wenn es dann doch mal brennt, komme er vielleicht zurück, sagt Beyersdörfer. Im Zweifel gehen die Kinder vor. Ganz kann er sich wohl nicht lösen und zitiert, an die Sekretärinnen gerichtet, den großen Loriot: "Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber nicht sinnvoll."

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