Wirtschaft im Landkreis Starnberg:Das neue Bier aus der Klosterbrauerei

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"Passt." So lautet der Kommentar von Abt Johannes Eckert nach dem ersten Schluck vom neuen alkoholfreien Bier in Andechs. Betriebsleiter Alexander Reiss (links) und Braumeister Manuel Rößle haben es bei einer Verköstigung mit geladenen Gästen ausgeschenkt. (Foto: Arlet Ulfers)

Auf dem Heiligen Berg in Andechs wird jetzt auch ein alkoholfreies Helles hergestellt. Bei der Entwicklung haben die Benediktiner-Mönche mitgeholfen und eifrig probiert.

Von Michael Berzl, Andechs

Und? Wie schmeckt's? Natürlich ist das die Frage, die sich allen bei und nach einer Verkostung im Bräustüberl von Kloster Andechs stellt. Dort ist acht Jahre nach dem alkoholfreien Weißbier jetzt auch ein alkoholfreies Helles im Angebot. In der Entwicklungsphase gründlich getestet von den Mönchen, in der Gaststätte auf dem Heiligen Berg seit der vergangenen Woche zu haben, von März an auch in Supermärkten und im Getränkehandel. Und? Bei aller Skepsis: Es ist wesentlich besser als befürchtet.

Wer Bier trinkt und schon einmal ein paar Produkte der Varianten ohne Alkohol probiert hat, bekommt eine Ahnung davon, wie schwierig es sein muss, diesen Bierstil so herzustellen, dass der Verzehr noch ein Genuss ist. Diplomatisch ausgedrückt. Fad, wässrig, dünn, fast schon seifig können diese hellen Sorten ohne Alkohol im schlimmsten Fall schmecken. Um das zu vermeiden, haben sich die Andechser weit mehr Zeit gelassen als andere Brauereien und viel Geld in eine neue Anlage investiert. Sie setzen auf eine Technik, die Fachleute als Umkehr-Osmose kennen. Das Ergebnis: Das Alkoholfreie kommt leicht und etwas dünner daher als das konventionelle Helle, aber es schmeckt richtig gut, feinherb und frisch. Keine Spur von unangenehmen Geschmacksnoten, die in der Sparte oft in Kauf zu nehmen sind.

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Das mag am geistlichen Beistand gelegen haben. Tatsächlich haben die in der Braukunst seit Jahrhunderten erfahrenen Benediktiner-Mönche mitgeholfen und immer wieder probiert. Auch im Haupthaus von St. Bonifaz in München. Bei einer Blindverkostung sei das Andechser Gebräu mit Produkten anderer Marken verglichen worden, berichtete Abt Johannes Eckert bei der Vorstellung am vergangenen Freitag. "Passt", lautete sein Kommentar nach dem ersten Schluck aus dem grauen Steinkrug.

Oder, etwas ausführlicher in PR-Prosa: "Sein Aroma ist geprägt von weichen Malznoten und Biskuit, harmonisch gepaart mit floralen Hopfenaromen. Der Antrunk ist spritzig und erfrischend. Dabei entwickelt sich ein erstaunlicher Malzkörper eingerahmt von einer feinherben Hopfenbittere, die zum Weitertrinken anregt." Nun ja. Jedenfalls ist das Neue aus Andechs so gelungen, dass auch ein zweites Krügel noch schmeckt.

Zur Probe ins Bräustüberl war auch der Andechser Bürgermeister Georg Scheitz gekommen, der nach eigenem Bekunden zwar gern alkoholfreies Bier trinke, aus genannten Gründen bisher aber Weißbier vorzog. Doch was in der Klosterbrauerei jetzt in Fässer und Flaschen fließt, hat auch ihn überzeugt. "Gut", sagte er nach dem ersten Eindruck, da werde er es auch mal mit dem Hellen versuchen.

Seit dieser Woche in der Klostergaststätte im Verkauf: das alkoholfreie Helle. (Foto: Arlet Ulfers)

"Wir wollten kein braunes Wasser mit ein bisschen Schaum obendrauf, wir wollten ein Bier, das unseren Hausgeschmack hat. Und das haben wir sehr gut hingekriegt", sagte Betriebsleiter Alexander Reiss. Wie das funktioniert, weiß er ganz genau: Es gebe nämlich verschiedene Möglichkeiten, dem Bier während oder nach der Gärung den Alkohol zu entziehen. Das Problem: Dabei können chemische Verbindungen verloren gehen, die wichtige Nebenprodukte der alkoholischen Gärung sind und als Geschmacksträger dienen. In Andechs wird das Bier laut Mitteilung "mit einem innovativen Verfahren bei niedrigen Temperaturen schonend entalkoholisiert". Vereinfacht ausgedrückt, werde es bei hohem Druck durch eine Membran gepresst. Wasser und Alkohol bleiben zurück, die fehlende Flüssigkeit wird durch Brauwasser wieder ergänzt. Für dieses Verfahren hat die Brauerei eine neue Anlage angeschafft und dafür mehrere hunderttausend Euro ausgegeben.

Nach Hellem, Dunklem, Weißbier und Bock in Varianten sowie einem Radler ist das alkoholfreie Helle das elfte Bier aus der Andechser Brauerei. Vorgestellt wird es auch auf der Gastronomiemesse Intergastra in Stuttgart, die am vergangenen Wochenende begonnen hat und noch bis Mittwoch dauert.

Es sei vor allem deshalb ins Repertoire gekommen, weil Kunden danach gefragt hätten, berichteten Abt Eckert und Betriebsleiter Reiss. Die Nachfrage schätzen sie in einer ähnlichen Größenordnung ein wie beim alkoholfreien Weißbier, das etwa fünf Prozent der Gesamtproduktion ausmacht. Das wären bis zu 5000 Hektoliter pro Jahr. Insgesamt stellt die weltbekannte Klosterbrauerei etwa 100 000 Hektoliter Bier pro Jahr her und zählt damit zu den mittelgroßen Brauereien.

Die Vorstellung des neuen Produkts fällt in eine Zeit, in der es Brauereien generell schwer haben. Der Absatz geht seit Jahren kontinuierlich zurück. Im vergangenen Jahr konnten sie mit 8,4 Milliarden Litern etwa 4,5 Prozent weniger Bier verkaufen als ein Jahr zuvor. Das geht aus den Zahlen hervor, die das Statistische Bundesamt in der vergangenen Woche veröffentlicht hat.

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