Mitten im Naturschutzgebiet:Banklos in Breitbrunn

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Ein Sitzmöbel in einem Naturschutzgebiet am Ammersee soll abgebaut werden - aus rechtlichen Gründen. Das könnte aber fatale Folgen haben.

Glosse von Justus Niebling, Herrsching

Zwischen dem Dampfersteg in Breitbrunn und Herrsching kommt es schon mal vor, dass sich Badegäste oder Spaziergänger am Ufer eine Auszeit gönnen möchten. Dort, irgendwo im Naturschutzgebiet, steht zu ihrem Glück eine Bank bereit - eine Sitzgelegenheit natürlich, kein Geldhaus. Handelte es sich um das Geldhaus, wäre die Bank wahrscheinlich ja auch "too big to fail", und sie dürfte bleiben. Dem ist aber nicht so, und die Anwohner und älteren Besitzer des guten Stücks, die dort bei der Beaufsichtigung ihrer Enkel sitzen, müssen neuerdings bangen, anstatt zu banken.

Denn die Bank steht auf staatlichem Terrain und lädt laut der zuständigen Bayerischen Seen- und Schlösserverwaltung auch "zum Verweilen ein". Aus diesem Grund müsste aber der Staat - in diesem Fall vertreten von der Seenverwaltung- für einen "verkehrssicheren Zustand sorgen". Dazu gehört der ordnungsgemäße Erhalt der Bank, aber auch Beleuchtung, das Streuen bei Glatteis, Eingriffe in den Baumbestand und theoretisch sogar die Einrichtung einer eigenen Autobahnzufahrt. Zugegeben, bei Letzterem handelt es sich um eine hemmungslose Übertreibung.

Aber dennoch: Was passiert, wenn an der Bank im Winter bei Glatteis nicht gestreut werden kann? Und dann jemand seinen Beinen eine Auszeit gönnen will und beim Niedergleiten auf das Sitzmöbel ausrutscht? Dann müsste der Staat womöglich für den Schaden aufkommen. So schreibt es das Gesetz vor. Und dann könnte doch glatt ein findiger Jurist auf die Idee kommen, dass zudem auch noch das Bayerische Naturschutzgesetz gebrochen worden ist: die im Paragrafen 38 verankerte Sauberhaltung der Natur.

Der Staat, in diesem Fall also wieder die Bayerische Seenverwaltung, will diese Risiken nicht eingehen. Also muss die Bank nun "ab-banken". Das ist ärgerlich für die Besitzer. Und möglicherweise sogar fatal für all die Menschen, die durch dieses Naturschutzgebiet am Ammersee streifen und die Bank bisher als Orientierungspunkt genutzt haben. Denn sie werden den Breitbrunner Strand nicht mehr finden. Und dann wird der Aufschrei wieder groß sein: Die Badegäste sind verschwunden! Und zwar sang- und banklos.

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