Kunst und Kultur:Art Déco am Ammersee

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Das Chauffeurshaus der Villa Röhm in Schondorf. (Foto: Nila Thiel/Nila Thiel)

Im Fünfseenland finden sich zahlreiche Werke von Künstlern, die die Stilepoche zwischen den Weltkriegen geprägt haben.

Von Johanna Heimann, Schondorf

Art Déco ist womöglich nicht das Erste, das einem einfällt, wenn man an den Ammersee denkt. Wer genau hinschaut, findet jedoch in vielen Bauwerken Elemente der Stilepoche, die in den 1920er- bis 1930er-Jahren ihren Höhepunkt erreichte. "Die Kunst zwischen den Weltkriegen", nennt Dorothee Mayer-Tasch, Vorsitzende des Schondorfer Kreises, die Stilepoche deshalb. Art Déco wird oft mit Jugendstil gleichgestellt, dabei versteht sich die Kunstrichtung als Gegenbewegung. In einer geometrisch glatten, abgetreppten und wilden Formgebung schufen Künstler aus aller Welt Schmuck, Autos, Häuser und Schriftarten.

Auch im Fünfseenland finden sich die Werke zahlreicher Künstler. Mayer-Tasch erzählt die Geschichte von Ludwig Eickemeyer, einem Künstler, der an der Debschitz-Schule für angewandte und bildende Künste in München seine Ausbildung machte. Ein Ehepaar, das zum Hochzeitstag ein Haus am Ammersee geschenkt bekam, überließ ihm dieses zur freien Gestaltung.

Er machte es zu seinem Gesamtkunstwerk im Stil des Art Déco und stattete das ganze Haus mit Möbeln der Stilepoche aus: Stühle, Schränke und Tische. Mayer-Tasch, die das Haus besuchen durfte, beschreibt den Anblick als "vollkommen verrückt". Was Eickemeyers Start in das Künstlerleben sein sollte, wurde zu seinem Ende: Bei der Einweihungsfeier seines Kunstwerkes ertrank er im Ammersee.

Die Villa Weiss in Inning, die einst Thomas Gottschalks Residenz war, hat auch einige Elemente der Stilepoche. 2022 wurde sie jedoch abgerissen. Bei den beidseitigen Flügeln am Hauptgebäude gab es einen treppenartigen Fassadenaufbau und einen über die Ecke vorgesetzten rechteckigen Erker, der zu beiden Seiten einen dreieckigen Dachabschluss hatte. Diese zackigen Elemente sind ein typisches Gestaltungsmerkmal des Art Déco.

Zur Art Déco-Ikone machte sich Max Joseph Gradl. Er prägt Schondorf mit seinen Art Déco-Bauten. Die Villa Röhm ist eine davon. Das dazugehörige Chauffeurshaus steht seit kurzer Zeit unter Denkmalschutz. Charakteristisch an dem Haus: Die Zacken auf dem Dach und die runenartigen Balken, ein Symbol für das Leben. Diese waren damals schwarz, rot, weiß. Der neue Besitzer ließ sie aber blau überstreichen.

Auffällig rote Wände und dunkelgrüne Fensterläden: Das ist das Sonnenbad Ernst in Schondorf. Das denkmalgeschützte Bade- und Bootshaus bietet auffällige Farben, breite Balken und wiederholte Dreiecksformen und wird dadurch zum Sinnbild des Art Déco. Das Flachdach, das man erst von der Seeseite aus sieht, wird im Sommer zum Sonnenhotspot. Schon längst gilt das Sonnenbad deshalb als Hauptattraktion in Schondorf.

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