Münchner Musikszene:Ein Licht am Münchner Rockhimmel erlischt

Lesezeit: 2 min

Stani Kirov an der Gitarre bei einem Auftritt im Theatron. (Foto: Wolfgang Pelz/oh)

Der Musiker Stani Kirov ist tot. Der ganz große Erfolg blieb ihm verwehrt, doch wenn er spielte, schien es, als fließe der Mississippi durch die Stadt.

Von Dirk Wagner

Eigentlich hätte es nächsten Mittwoch, am 15. März, endlich wieder ein Konzert mit dem Münchner Rockmusiker Stani Kirov in der Veranstaltungsreihe Fish'n'Blues der Münchner Glockenbachwerkstatt geben sollen. Stattdessen jammt dessen aktuelle Band dort aber nun mit anderen Session-Musikern - im Gedenken an Stani. Denn am Montag wurde die Münchner Underground-Legende tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Warum der 1958 in München geborene Sänger, Schlagzeuger und Gitarrist sterben musste, wissen seine Freunde noch nicht. Andererseits haben sich auch einige darüber gewundert, dass Kirov bei seinem exzessiven Lebensstil überhaupt noch lebte.

Trotz seines geradezu selbstmörderischen Alkoholkonsums über Jahrzehnte war Kirov als einer der besten und leidenschaftlichsten Musiker dieser Stadt immer präsent. Und das, obwohl ihm die große Karriere, die seine frühen Erfolge als Musiker bereits angekündigt hatten, verwehrt blieb. So wie jene afroamerikanischen Blues-Legenden Anfang der 1960er Jahre in denselben Studios mit Hausmeistertätigkeiten ihren Lebensunterhalt sichern mussten, in denen sie Jahre zuvor noch ihre gut verkauften Hits eingespielt hatten, verdiente sich Kirov sein Geld unter anderem als Putzkraft im selben Feierwerk, in dem er 1985 einen der ersten Bandwettbewerbe des Kulturzentrums gewonnen hatte.

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Nur, dass er zuvor erst gar keine Hits geliefert hatte. Zwar hatte auch er einige Tonträger veröffentlicht. Doch Kirovs Stärke war das Live-Konzert, war der spielfreudige, musikalische Austausch mit anderen Musikern. Wenn Stani Kirov - geboren als Kirov Starnecker - spielte, schien es bisweilen, als ob der Mississippi durch München fließen würde. Dann war es, als ob München selbst einer jener rockhistorischen Orte im Mississippi-Delta wäre, in welchem gerade der Blues entstand. Und Stani selbst war dieser Blues: authentisch, unverfälscht und echt.

Mit den "Karamasov Brothers" tourt er durch Italien

Mit solcher Haltung konnte er sich als Bluesmusiker sogar in der Münchner Punkszene behaupten. Zugleich genoss er den Respekt von alten Münchner Blues-Koryphäen. Darum war auch er an der Frischzellenkur von Carl Ludwig Reicherts Sparifankerl beteiligt, in dessen Neuformierung er ebenso mitwirkte wie in zahlreichen anderen Bands: Born Bavarian, Männer ohne Nerven oder das Psychedelic Swamp Orchestra zum Beispiel. Als er einer seiner vielen Bands den literarisch bewährten Namen Karamasov Brothers gab, dachte er freilich weniger an Dostojewski als viel mehr an die kalifornische Rockband Grateful Dead, in deren Shows eine Jonglier-Truppe namens "The Flying Karamazov Brothers" beteiligt war.

Anders als diese Jonglier-Truppe waren Kirovs Karamasov Brothers allerdings keine Pausenclowns. Vielmehr waren sie die Band, mit der Kirov auch in Italien tourte. Trotzdem blieb auch hier der Erfolg, den er verdient hätte, aus. Stattdessen blieb Kirov ein Fixstern am Münchner Rockhimmel. Denn in der Stadt war er weltberühmt, in der Welt noch nicht einmal stadtbekannt. Mag sein Licht nun im Münchner Nachtleben erloschen sein, am Münchner Sternenhimmel wird er als personifizierter Rock'n'Roll-Exzess dem hiesigen Underground noch lange den Weg weisen.

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