Stadtpolitik:Experten: Der Turm am Hauptbahnhof passt ins Stadtbild

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  • Am Hauptbahnhof soll ein 75 Meter hoher Turm gebaut werden - die Meinungen zu dem Projekt gehen auseinander.
  • Die Stadtgestaltungskommission hat mehrheitlich beschlossen, dass das Hochhaus gebaut werden kann.
  • Bayerns Generalkonservator Mathias Pfeil und Stadtheimatpfleger Gert Goergens allerdings sind der Meinung, dass der Turm nicht ins Stadtbild passt.

Von Alfred Dürr

Trotz der Kritik der Denkmalschützer an dem geplanten Hochhaus-Projekt im Zusammenhang mit dem Neubau des Hauptbahnhofs hält eine deutliche Mehrheit der Stadtgestaltungskommission im Grundsatz an den Entwürfen fest.

Nach ausführlicher Diskussion entschied das Expertengremium, das den Stadtrat in strittigen Architekturfragen berät, dass auf dem Areal des Starnberger Flügelbahnhofs ein 75-Meter-Haus errichtet werden kann. Damit werde das Stadtbild nicht beeinträchtigt.

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Die Silhouette vor Deformierung schützen

Anderer Ansicht waren vor allem Bayerns Generalkonservator Mathias Pfeil und Stadtheimatpfleger Gert Goergens. Das Hochhaus, das nur 1000 Meter von der Frauenkirche entfernt sei, passe nicht ins Stadtgefüge. Man müsse die Silhouette vor einer Deformierung schützen, sagte Goergens. Das Stadtbild sei geprägt von den historischen Türmen und Kuppeln, sagte Pfeil, der neue Turm würde einen Paradigmenwechsel bedeuten. Der Generalkonservator forderte einen städtebaulichen Masterplan. Dieser solle Auskunft geben, wo in München Hochhäuser gebaut werden können und wo sie nur stören.

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Dem erteilte allerdings der Sitzungsleiter, Stadtrat Christian Amlong (SPD), eine Absage. Es zeichne sich in keiner Weise ab, dass in absehbarer Zeit überall in München neue Turmprojekte entstehen sollten. Der neue Bahnhof sei ein singuläres Projekt. Bereits vor einem Jahr habe der Stadtrat mit deutlicher Mehrheit für das Großprojekt, das nach den Plänen des Münchner Büros Auer Weber Architekten realisiert werden soll, gestimmt. Walter Zöller (CSU) forderte einen neuen Architektenwettbewerb für das Hochhaus, weil dieses nun wieder stark in der Öffentlichkeit diskutiert werde. Für diesen Vorschlag fand er keine Unterstützung.

Enttäuschung bei den Gegnern

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Eine Beratergruppe soll nun den weiteren Planungsprozess für den Hauptbahnhof und das Hochhaus begleiten und die Stadtgestaltungskommission mit den Ergebnissen befassen. Dabei geht es um die Fassaden, die Höhe, die Baumasse und die Nutzungen. Die Kommission wünscht auch, dass die oberste Etage des Hochhauses für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

Nach der Sitzung zeigten sich Vertreter verschiedener Initiativen, die sich gegen eine vollständige Erneuerung des Hauptbahnhofs wehren, enttäuscht vom Ergebnis. Über die Möglichkeit, den Komplex behutsam zu sanieren und Teile des Bahnhofs stehen zu lassen, sei überhaupt nicht mehr gesprochen worden.

© SZ vom 03.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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