Stadtplanung:Freistaat will 30 bis 40 Millionen Euro zum Park-Tunnel beisteuern

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Um den Dauerstau zu beenden, wird an der Einmündung der Ifflandstraße von August an eine neue Einfädelspur angebaut. (Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Nach langem Ringen will der Freistaat nun doch beim Tunnelbau am Englischen Garten helfen.
  • Es geht um 30 bis 40 Millionen Euro Zuschuss. Der Rest kommt von der Stadt und von privaten Geldgebern.
  • Die 380 Meter lange Röhre könnte in fünf Jahren bereits fertig sein.

Von Heiner Effern und Dominik Hutter, München

Der Freistaat will einen Autotunnel unter dem Englischen Garten nun doch bezuschussen - mit 30 bis 40 Millionen Euro. Bürgermeister Josef Schmid (CSU) bestätigte am Dienstag, dass er entsprechende Absprachen mit Finanzminister Markus Söder und Verkehrsminister Joachim Herrmann (beide CSU) getroffen habe.

"Seit Montag" gebe es die Zusage, ihr seien monatelange Verhandlungen vorausgegangen. Am Donnerstag soll der Deal bei einem Termin von Schmid, den beiden Ministern und dem Münchner CSU-Bezirkschef Ludwig Spaenle am Isarring offiziell bekanntgegeben werden.

"Ich freue mich, dass der Freistaat nun doch bereit ist, einen erheblichen Beitrag zu leisten", sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Das sei immer Voraussetzung für die Stadt gewesen, den Rest der Kosten zu übernehmen, die auf etwa 125 Millionen Euro geschätzt werden.

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Reiter appellierte nun an private Sponsoren, ihre Zusagen einzuhalten und sich an den Münchner Kosten zu beteiligen. "Ich bin gespannt, wie viel da kommt." Nach Auskunft von Hermann Grub, einem der Initiatoren der Stiftung "Ein Englischer Garten", liegt aktuell eine Million Euro von der Allianz-Umweltstiftung vor. Weitere bedeutende Unternehmen hätten ihre Unterstützung bekundet, sobald das Projekt den Segen der Stadt habe.

Grub war am Dienstag bester Stimmung. "Ich finde es einfach toll", jubelte der Architekt; nach sieben Jahren Kampf sei das eine höchst erfreuliche Nachricht. Allerdings ist der Tunnelbau damit noch nicht in trockenen Tüchern.

Reiter folgt mit seinem Angebot zur Restfinanzierung einem Stadtratsbeschluss vom Herbst 2015. Damals bekannte sich das Rathaus grundsätzlich zum Bau des Tunnels, machte eine Finanzierung aber von Beiträgen des Freistaats und von Sponsoren abhängig. Nach der Sommerpause steht nun ein Grundsatzbeschluss an, auch um weitere planerische Details zu klären.

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Im Herbst rechnete Stadtbaurätin Elisabeth Merk mit einer Planungszeit von sechs Jahren, die Bauphase ist auf viereinhalb Jahre angelegt. Grub hält mit ein bisschen gutem Willen eine wesentlich raschere Realisierung für möglich: Wenn sich alle anstrengten, könne die 380 Meter lange Röhre in fünf Jahren fertig sein.

Mit dem Tunnel im Englischen Garten soll eine Planungssünde der Sechzigerjahre revidiert werden. Seit dem Bau des Isarrings, der ein wichtiger Teil des Mittleren Rings ist, ist die historische Parkanlage in zwei Hälften geteilt, die lediglich eine Fußgängerbrücke und eine Unterführung miteinander verbinden.

Verhandlungen von OB Reiter mit der Staatsregierung über einen Zuschuss scheiterten erst in diesem Frühjahr. Staatskanzleichef Marcel Huber (CSU) schrieb Reiter, dass der Freistaat als Eigentümer lediglich einen freiwilligen Zuschuss für die Erdarbeiten und die Grünanlagen auf der Tunneldecke beisteuern werde. Da habe es an der "Kommunikation gehapert", stichelte Schmid gegen den OB.

Deshalb habe er das Projekt übernommen und in monatelanger Arbeit mit Experten des Planungs- und Baureferats und der Ministerien vorangetrieben. Nun sei klar, dass der Freistaat nicht Geld als Parkeigentümer investieren müsse, sondern dass die 30 bis 40 Millionen Euro als reguläre Zuschüsse flössen. Denn der Tunnel erfülle eindeutig die Voraussetzung dafür, den Verkehr zu verbessern, sagte Schmid. "Diese positive Wirkung haben wir nun nachgewiesen."

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Von August an wird wegen des Dauerstaus an der Einmündung der Ifflandstraße eine dritte Fahrspur in Richtung Olympiapark angebaut. Dabei bleibe es, auch wenn nun ein rascher Beschluss für den Tunnel komme, sagte Schmid. Die Spur sei nötig, um in der Planungszeit und während des Baus den Verkehr zu entlasten. Die bisherige Lösung, eine Ampel nur für die rechte Spur des Isarrings, war lediglich wegen einer Ausnahmegenehmigung der Regierung von Oberbayern möglich; sie schließt eine weitere Verlängerung aus und dringt auf rasche Abhilfe der unerträglichen Verkehrssituation.

Die neue oberirdische Einfädelspur, die bis zur Dietlindenstraße reichen wird, ist als provisorische Übergangslösung angelegt. Sie hat eine Verengung sämtlicher Fahrspuren westwärts und damit ein Tempolimit auf dem Ring zur Folge.

Offiziell sind die Tunnelplanungen im Englischen Garten von den anderen am Mittleren Ring unabhängig - vor allem von der geplanten Röhre an der Landshuter Allee. "Diese beiden Projekte stehen nicht in Konkurrenz", sagte Schmid, sie seien vom Volumen und der Intention her vollkommen unterschiedlich. Der Stadtrat hat die "Wiedervereinigung" des Englischen Gartens zum Sonderprojekt erklärt, das außerhalb der Tunnel-Prioritätenliste läuft - in dem neben der Nummer eins, der Landshuter Allee, nur noch die Tegernseer Landstraße steht.

Laut Planungsreferat kann an der Landshuter Allee frühestens im Herbst 2023 gebaut werden. Viele Fragen sind allerdings noch offen, so dass die Projekte sich möglicherweise nur wenig oder auch gar nicht überlappen. Das hält auch Bürgermeister Schmid für ein mögliches Szenario. Zwar liegen zwischen dem Isarring und der Landshuter Allee mehrere Kilometer. Es gilt aber als verkehrlich fragwürdig, über einen längeren Zeitraum hinweg an zwei Stellen gleichzeitig Tunnel zu graben.

© SZ vom 20.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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