St. Maximilian im Glockenbachviertel:Kultur vor der Kirche

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Ungenutzte Fläche: Die Grünanlage vor der Kirche ist eigentlich eine Brache. Lediglich Hunde verrichten hier gerne ihr Geschäft. (Foto: Stephan Rumpf)

Keine Hundewiese: Die Urbanauten und Pfarrer Rainer Schießler wollen den brachliegenden Platz vor St. Maximilian kulturell nutzen. Das Erzbistum unterstützt die Aktion, Probleme könnte es aber mit dem Naturschutz geben.

Von Stephan Handel

Stolz steht St. Maximilian seit mehr als 100 Jahren am Isar-Ufer, ein mächtiger Ziegelsteinbau, der Münchens beliebteste Promenade weit den Fluss hinauf und hinab beherrscht. Drinnen wirkt der umtriebige Rainer Schießler, der sich am Telefon knapp mit "Da Pfarrer" meldet und nicht verlegen ist um ausgefallene Ideen, die ihm die Leute in die Kirche bringen. Nur diese Wiese, die macht ihm Sorgen - und anderen Leuten im Glockenbachviertel auch: Direkt vorm Haupteingang liegt ein grünes Dreieck mit der Spitze dort, wo sich Wittelsbacher- und Auenstraße trennen. Die Wiese ist gut: für nichts, außer für Hunde, die dort ihr Geschäft verrichten. Das soll anders werden. Im Sommer will die Pfarrei zusammen mit den Urbanauten Leben auf die Wiese bringen.

"Notre Dame sur l'Isar" ist der Name des Projekts, der in sich einen Anspruch und eine Kritik vereint: Der Kirchenbau einerseits, beherrschend wie der Dom von Paris - und die Lage am Fluss, die auch ein Kapitel Münchner Siedlungsgeschichte markiert, denn zwischen alter Stadtmauer und Isar war lange Zeit nichts, bis die Festungsmauern nicht mehr gebraucht wurden an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert und die Stadt anfing, nach Süden und nach Osten zu wachsen - was schließlich dazu führte, dass die Mutterpfarrei, Heiliggeist am Viktualienmarkt, auf 50 000 Seelen anwuchs, viel zu groß für Kirchenbau und Seelsorge.

So entstand neben anderen Kirchen auch St. Maximilian - wie es sich gehört mit einem Kirchplatz vor dem heiligen Haus. Die Urbanauten weisen darauf hin, dass der Platz vor der Kirche von jeher wichtig war, als Treffpunkt, als Zentrum der Gemeinde, als Ort, an dem die Leute zusammenkommen. Doch der Platz vor St. Maximilian hat diese Funktion verloren, seit er von zwei Seiten verkehrsumtost ist. Er trägt nicht einmal einen Namen.

Promenadologie und Spaziergangswissenschaften

Was die Urbanauten dort vorhaben, ist noch nicht sehr konkret, jedoch bereits beschrieben in anspruchsvollem Kunstprojekte-Deutsch: "Interventionen" soll es geben und "Interpretationen", natürlich "Impulse" und auf jeden Fall auch "Aktionspakete". Kirchenvorstand Stephan Alof drückte es etwas einfacher aus, als der Plan kürzlich im zuständigen Bezirksausschuss 2 vorgestellt wurde: "Wir sind für alle Vorschläge offen."

Fest steht bislang, dass eine Klasse der Kunstakademie unter der Professorin Maria Auböck sich Gedanken machen soll über die Belebung des Zwickels. Das soll Mitte Juni geschehen, Mitte September und in den zwei Wochen vor Weihnachten. Laut Projektbeschreibung sollen dabei nicht nur temporäre Architektur und Rauminstallationen zum Einsatz kommen, die bislang relativ unbekannten akademischen Fächer der Promenadologie und der Spaziergangswissenschaften sollen ebenfalls in ihr Recht gesetzt werden. Was bodenständigere Aktionen anbelangt, so ist an Picknicks, Flohmärkte, Podiumsdiskussionen, Vorträge gedacht.

Der Bezirksausschuss Isarvorstadt-Ludwigsvorstadt zeigte sein Wohlwollen den Plänen gegenüber, fand, dass bei Aktionen an der Isar-Böschung doch auch der Naturschutz angemessen berücksichtigt werden müsse und will fürs Weitere erst noch warten, bis konkreter geworden ist, was passieren soll.

Das Erzbistum unterstützt die Aktion, und so scheint in erster Linie nur noch ein Problem im Weg zu stehen: Als die Pfarrei im vergangenen Winter einen Weihnachtsmarkt auf dem öden Kirchenvorplatz veranstalten wollte, wurde das von der Unteren Naturschutzbehörde nicht erlaubt. Wahrscheinlich hätten sich die Hunde bei ihrem Geschäft gestört gefühlt.

© SZ vom 03.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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