Interessenskonflikt:Sportverein auf Heimatsuche

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  • Der SV Stadtwerke München könnte seine Sportflächen an der Lauensteinstraße in Ramersdorf verlieren.
  • Die Stadtwerke wollen dort ihren neuen Tram-Betriebshof und Werkswohnungen bauen.
  • Noch ist man optimistisch, bald eine neue Fläche für die Sportler zu finden.

Von Andreas Schubert

Der Sportverein SV Stadtwerke München (SSM) hat ein Problem: In vier Jahren könnte er seine Sportflächen an der Lauensteinstraße in Ramersdorf verlieren. Denn die Stadtwerke, denen das Grundstück gehört, wollen dort ihren neuen Tram-Betriebshof und Werkswohnungen bauen. Die Suche nach einem neuen Standort hat bereits begonnen. Doch wo dieser sein könnte, ist noch offen.

Für SSM-Präsident Hans Jürgen Öllinger steht fest, dass ein neuer Sportplatz "fußläufig", wie er sagt, in der Nähe sein müsste und nicht irgendwo in einem anderen Stadtbezirk. Unter den knapp 1500 Mitgliedern seien 500 Kinder, die könne man nicht einfach wo anders hinschicken. Aktuell gibt sich Öllinger noch überzeugt, dass sich ein passender Standort finden wird. Nicht zuletzt, weil der Verein gemeinsam mit den Stadtwerken und dem Referat für Bildung und Sport nach einer Lösung sucht. "Ich denke positiv", sagt er. Es müsse und werde sich etwas finden.

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Aber natürlich gebe es unter den Mitgliedern durchaus Ängste, dass sie irgendwann ohne Sportstätte dastehen. Derzeit nutzt der SSM an der Lauensteinstraße einen Kunstrasenplatz, einen Hartplatz und eine Dreifach-Mehrzweckhalle. Manche der mehr als 20 Abteilungen, etwa die Tänzer oder Tennisspieler, trainieren nicht dort, sondern an anderen Standorten in der Stadt. Zwar rechnen die Stadtwerke nicht vor 2023 mit einem Baubeginn für den Betriebshof. Dennoch sei die Zeit knapp, sagt Öllinger. "Wir müssen ja dann was Neues bauen. Wenn wir umziehen, muss das fertig dastehen."

Vor 93 Jahren als Straßenbahnsportverein gegründet, bietet der SSM als gemeinnütziger eingetragener Verein heute eine große breitensportliche Palette an, vom Angeln bis hin zum Tischtennis. Öllinger mag nicht ausschließen, dass ihm irgendwann die Mitglieder fernbleiben, wenn es keine vernünftigen Sportstätten in der Nähe mehr gibt. "Einen Mitgliederschwund wollen wir vermeiden", sagt er. Die Tatsache, dass die Stadtverwaltung mit im Boot sei, stimme ihn zuversichtlich, dass alles gut ausgehe. Zudem sei der Verein schon einmal umgezogen: in den Siebzigerjahren von der Schlierseestraße in Giesing an den heutigen Standort.

Die Stadtwerke können nicht darauf verzichten, ihr Grundstück, das sich auf rund 700 Metern Länge und 100 bis 200 Metern Breite zwischen der Ständlerstraße und der Lauensteinstraße erstreckt, voll auszunutzen. Denn die Stadtwerke-Tochtergesellschaft MVG braucht dringend Platz für die Wartung ihrer Straßenbahnen. Vor allem weil sie die Flotte weiter ausbauen will. Schon heute hat die MVG das Problem, dass die bisherige Hauptwerkstätte an der Ständlerstraße so marode ist, dass sie nur in Teilen genutzt werden kann.

Weil die Halle unter Denkmalschutz steht, dürfen die Stadtwerke sie zwar nicht abreißen. Wofür sie künftig genutzt werden soll, ist aber noch offen. Für eine künftige Nutzung mit langen Straßenbahnen ist sie schlicht zu klein, sagt MVG-Sprecher Matthias Korte. Gehe das Bevölkerungs- und das daraus resultierende Verkehrswachstum so weiter, könnten irgendwann von den 2030er-Jahren an womöglich bis zu 60 Meter lange Trams durch München rollen. Darauf wolle man vorbereitet sein. Deshalb planen die Stadtwerke nun neu. Nach alter Planung wäre auch der neue Betriebshof schon bald ausgelastet gewesen.

© SZ vom 17.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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