Werner Margreiter coacht 1860-Skifahrer:Alpine Lichtgestalt

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Der österreichische Skitrainer Werner Margreiter ist eine Legende - jetzt betreut er den TSV 1860 München.

Ralf Tögel

Werner Margreiter passt in die Reihe. Österreichische Trainer haben Tradition beim TSV 1860 München. Max Merkel, Franz Binder, Peter Pacult, Walter "Schoko" Schachner. Jetzt Margreiter. Vielleicht wäre der Erfolgsmensch aus Tirol in der Tat genau der Richtige für die chronisch schwächelnden Kicker, aber jeder, der sich ein wenig im Skisport auskennt, weiß natürlich, dass der 56-Jährige eine andere Sparte bedient: Margreiter ist Trainer in der Skiabteilung.

Werner Margreiter macht Entwicklungshilfe Spaß. Hier sieht man ihn in DSV-Kleidung, derzeit engagiert er sich für die Münchner Löwen. (Foto: picture-alliance/ dpa)

Diese ist zwar nicht so bekannt wie die der Fußballer, hat aber ebenfalls reichlich Tradition und durchaus Erfolge vorzuweisen. Marina Kiehl ist an erster Stelle zu nennen, Mitte der achtziger Jahre gewann die Münchnerin sieben Weltcuprennen und krönte ihre Karriere mit dem Gewinn der Goldmedaille in der Abfahrt bei den Olympischen Winterspielen 1988 in Calgary. Auch Kombinationsweltmeisterin Miriam Vogt, die 1993 in Morioka ihren größten Triumph feierte, entstammt der Kaderschmiede der Löwen, wie Abteilungsleiter Horst Strelow erzählt. Seiner Initiative ist auch der Trainercoup zu verdanken.

Um diesen richtig einzuordnen, seien hier rasch nochmals die Fußballer bemüht: Man stelle sich vor, Franz Beckenbauer würde von den Löwen als Trainer verpflichtet, alle ideologischen Grenzen einmal ausgeblendet. Einzig die Lichtgestalt kann wohl im Vergleich an Margreiters Stellenwert in der Alpin-Szene heranreichen. Denn der Tiroler begründete eine Ära im österreichischen Skisport, er ist außerdem so etwas wie der Geburtshelfer des Herminators. Mit dem legendären "weißen Wunderteam", so wurde die damalige österreichische Skinationalmannschaft gerne von den heimischen Medien heroisiert, beherrschte Margreiter in den Jahren 1992 bis 1999 die weltweite Konkurrenz. Er war Trainer, als Hermann Maier nach seinem unvergesslichen Horrorsturz bei den Olympischen Winterspielen in Nagano noch zwei Goldmedaillen gewann.

Unter Margreiter endete eine fast 30-jährige Leidenszeit der Österreicher, als Maier in der Saison 1997/98 den Gesamtweltcup gewann - zuletzt war das Karl Schranz 1970 gelungen. Margreiter war danach Sportdirektor der Ski-WM 2001 in St. Anton, trainierte zwischenzeitlich die Frauen der USA und betreute von 2003 bis 2007 als Cheftrainer das alpine Männerteam des Deutschen Ski-Verbands (DSV). Selbst diesem entlockte der Österreicher ein paar beachtenswerte Erfolge, unter anderem den Slalomsieg von Alois Vogl auf dem Lauberhorn in Wengen 2005, was 14 Jahre lang keinem DSV-Fahrer mehr gelungen war.

Was so ein Mann beim TSV 1860 München will? "Ganz einfach", sagt Margreiter: "Trainieren." Der Tiroler betreibt eine Ski- und Rennschule am Patscherkofel, dem Hausberg der Innsbrucker, dort trainiert auch der TSV 1860 immer wieder. Im Januar 2009 lernten sich so Abteilungsleiter Strelow und Margreiter kennen, am Parkplatz tauschten sie die Telefonnummern aus. "Er hat bewundert, wie fleißig wir trainiert haben", erinnert sich Strelow, vier Monate später war die kleine Sensation perfekt. Seither betreut und berät der Erfolgstrainer die Ski-Löwen etwa 30 Skitage pro Saison. "Das ist einmalig, wie er mit den Kindern und Jugendlichen umgeht", stellt Strelow fest.

Margreiter kümmert sich natürlich auch um die Trainerausbildung bei 1860, es wäre geradezu fahrlässig, sich den Wissensschatz des Österreichers nicht zunutze zu machen. "Das ist Teil der Vereinbarung", sagt Margreiter, dessen Entlohnung eine bessere Aufwandsentschädigung sein soll. "Das hat sich so entwickelt", sagt er, außerdem gebe es eine Gemeinsamkeit mit Strelow. "Ich bin auch Präsident eines TSV", erklärt Margreiter, "des Tiroler Skiverbands." Ihn motiviere das Training mit einer Mannschaft, "das hat mir schon gefehlt".

Seine Hauptbeschäftigung ist derzeit eine andere: Margreiter ist Sportdirektor der ersten Olympischen Winter-Jugendspiele, die 2012 in Innsbruck stattfinden werden. Mit dem Beginn der Skisaison fährt Margreiter sein Engagement beim TSV 1860 nun zurück, seine Aufgabe ist in der Hauptsache die Saisonvorbereitung. Dazu hat er mit den alpinen Löwen unter anderem in der Skihalle Neuss trainiert, am Schnalstaler Gletscher in Südtirol, in Garmisch und eben in Tirol.

Ob Margreiters Arbeit schnelle Erfolge zeitigt, ist für den Ski-Chef des TSV 1860 völlig zweitrangig, allein dessen Know-how sei unbezahlbar, sagt Strelow. Margreiter dagegen lobt die Münchner Talente, er sieht "viel Potential": "Durch konsequente Arbeit und einen langfristigen Aufbau könnte der ein oder andere den Sprung nach ganz oben durchaus schaffen."

Auch für den Fußball hat der Skitrainer ein Faible. Er sagt: "Die deutschen Bundesligen zählen zu meinen großen Interessen." Und nun wird es für die Fußballer des TSV interessant: "Ich war Spielertrainer in der Dritten Liga", erzählt Margreiter beiläufig, "in der österreichischen." Was natürlich nicht heißen solle, ergänzt er schnell, dass er die Löwen bald in der Dritten Liga vermutet.

© SZ vom 28.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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