Trendsport:Münchner Wakeboarder gewinnt Weltcup in Shanghai

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Von den Strapazen der Wettkämpfe und der Reisen erholt sich der 24-Jährige zu Hause in Sendling. (Foto: privat/oh)

Zum dritten Mal in Folge hat Dominik Gührs den Wettbewerb für sich entschieden, zudem mehrere EM- und WM-Titel gewonnen. Doch beinahe hätte er sich gar nicht für die Sportart entschieden.

Von Sebastian Winter

Dominik Gührs wollte am Dienstag in die Berge gehen, ein Ausflug mit seiner Freundin, die Müdigkeit aus den Beinen schütteln. Vor einer Woche war er nach Shanghai geflogen, am Montag dann wieder zurück, und zwischendurch fuhr er auf seinem Wakeboard beim Weltcup der International Waterski & Wakeboard Federation (IWWF) auf Platz eins - wie schon 2013 und 2014. "Ich bin megahappy, dass es gereicht hat", sagte Gührs. Auf seiner Facebook-Seite schwärmte er, gerade der wohl glücklichste Mensch der Welt zu sein.

"Mega" ist Gührs Lieblings-Vorsilbe, sie passt auch ein wenig zur monströsen Metropole Shanghai, in deren Großraum mehr als 20 Millionen Menschen wohnen. Und zum Bi Hai Jin Sha Water Park, einer ins Meer gebauten und von Hotelanlagen und künstlichen Stränden flankierten Wassersport-Anlage, an deren Kabeln sich Gührs und die anderen Profis über Schanzen und andere Hindernisse ziehen ließen. Man muss sich so einen Wakeboard-Park vorstellen wie einen Schlepplift - nur dass er nicht den Berg hinaufführt, sondern horizontal über das Wasser.

Gührs trotzte den widrigen Bedingungen, dem starken Wind, den hohen Wellen, die durch einen Taifun-Ausläufer entstanden waren. Der Münchner gewann den Wettbewerb mit komfortablem Vorsprung vor dem zweiten Deutschen Christopher Klein und Guy Firer aus Israel. Er zeigte sein ganzes Repertoire, 315, SW Mobe 5, Heart Attack, Batwing Blind, Skeezer und seinen besten Trick, einen TS BS 450 Transfer. Spektakuläre Sprünge, Haltefiguren und Drehungen sind das, für die ihm die Punktrichter am Sonntag die höchste Wertung im Finale der besten acht Fahrer gaben.

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Der Weltcup in Shanghai war auch ein Vorzeige-Wettbewerb, eine Bewerbung für die Olympischen Spiele, an die dieser spektakuläre Sport endlich andocken möchte. Für die Spiele 2020 stand er schon in der engeren Auswahl, wurde aber nicht genommen. Das Internationale Olympische Komitee machte sich nun wieder ein Bild von den Wettkämpfen, "die waren mega begeistert", sagt Gührs.

Wie Gührs zum Wakeboard kam

Der 24-Jährige ist seit Jahren der beste deutsche Wakeboarder, Weltmeister 2011, Europameister 2014. Bei der EM in diesem September wurde Gührs Fünfter, weil er am letzten Hindernis stürzte. Bei der WM im vergangenen Jahr kosteten ihn zwei Stürze in der Vorrunde den erneuten Titel. Umso größer ist seine Motivation, im November wieder Weltmeister zu werden. Insgesamt läuft seine aktuelle Saison gut, bei zwei Stopps der Weltserie wurde er jeweils Zweiter, einen Einladungswettkampf bei Ingolstadt gewann er. Man sieht an alldem aber auch, was für ein Balanceakt Wakeboarden auch für den Profi Gührs noch immer ist.

"Megahappy" in der Mega-City: Dominik Gührs posiert vor der Skyline der Multi-Millionen-Metropole Schanghai. (Foto: privat/oh)

Seine Geschichte wurde schon oft erzählt: Die des zehnjährigen Dominik, der eigentlich ein Skateboard kaufen wollte - und mit einem Wakeboard aus dem Laden kam. Und jene von seinem Sturz, bei dem der 13-Jährige mit einem anderen Fahrer zusammenprallte und sich den Schädel brach. Seither trägt Gührs einen Helm, sobald er sich auf das Board stellt.

Den Helm ziert längst das Logo jenes österreichischen Brauseherstellers, der sich besonders den Action-Sportarten widmet - und das Spektakel über alle Kanäle den meist jugendlichen Konsumenten präsentiert. Gührs ist ein Teil dieses weltumspannenden Netzwerks, von den Sponsoren bekommt er ein festes Gehalt, Preisgelder wie die 4000 Dollar von Shanghai kommen hinzu. Und Boni der Sponsoren für erfolgreiche Filmproduktionen und Videodrehs, die mittlerweile den Schwerpunkt in Gührs' Berufsleben bilden.

Was Gührs nach seinem Erfolg nur plant

Für Werbetermine reiste Gührs in diesem Jahr schon nach Thailand und England, demnächst fliegt er in die Türkei. Manchmal ist er mit einem großen Filmteam unterwegs, das die Sponsoren stellen, manchmal aber auch nur mit einem Kameramann, einem Cutter und ein paar anderen Wakeboardern, auf der Suche nach immer neuen Tricks und Szenen. "Deswegen fahre ich auch längst nicht alle Contests mit", sagt Gührs. Bei der IWWF hat er in dieser Saison einige Turniere ausgelassen, beim Konkurrenzverband World Wakeboard Association (WWA), der auch die WM im November ausrichtet, war er noch bei keinem einzigen Tourstopp.

Jetzt möchte Dominik Gührs erst einmal zwei Wochen Ruhe zu Hause in Sendling genießen, bei seinen Eltern und seiner Freundin, die ihn das ganze Jahr kaum sehen. "Mit dem Wakeboarden mache ich erst mal ein bisschen easy", sagt Gührs. Fitnesstraining. Und eben der Ausflug in die Berge. Wandern? Weit gefehlt. "Hiken", sagt Gührs. Das hört sich dann doch gleich wieder nach Spektakel an.

© SZ vom 07.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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