Europameisterschaft im "Beer Pong":Trendsport oder Wettsaufen?

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Bier und Bälle - Beer Pong wird auch in Australien gespielt. (Foto: Getty Images)
  • Beer Pong ist ein Trendsport aus den USA, der in Europa immer mehr Anhänger findet.
  • Die Teams werfen vom Ende eines rechteckigen Tisches abwechselnd auf die in Pyramidenform aufgestellten Becher der anderen Mannschaft, landet der Ball im Bier, müssen die Gegner trinken.
  • Zum zweiten Mal findet die Europameisterschaft im Beer Pong im Backstage in Neuhausen-Nymphenburg statt - die Stadt ist nicht begeistert.

Von Sebastian Fischer, München

Als die Polizei kam, hatte Team Vollrausch verloren. Klingt nach dem bitteren Ende eines feuchtfröhlichen Abends, war aber eigentlich nur ein Spiel. Mit dem Ziel, Tischtennisbälle in mit Bier gefüllte Plastikbecher zu werfen. Und zwei junge Männer, die sich selbst Team Vollrausch nennen, hatten eben das Finale des Beer-Pong-Turniers mit 0:1 verloren, beinahe nüchtern, beteuert der Veranstalter der Party. Die Polizei ging dann wieder.

So geschehen am Pfingstsonntag im Vereinsheim in der Meyerbeerstraße in Obermenzing. Herbert Brüser (FDP) zürnte daraufhin jedoch im Bezirksausschuss: "Das war ein Trinkgelage auf einer öffentlichen Sportanlage. Geht gar nicht!"

Mehr als 150 Teams in München

Man könnte den Zwist, ob dieses Spiel namens Beer Pong nun Exzess oder Spaß bedeutet oder vielleicht nichts von beidem, getrost vergessen. Wäre nicht München am 4. Juli Pilgerziel Europas bester Beer-Pong-Spieler. Und würde nicht der Schweizer Daniel Müller behaupten: "Deutschland hinkt dem Trend noch hinterher!" Müller, 28, im Hauptberuf Wirtschaftsprüfer, ist einer der Chefs der European Series of Beerpong und organisiert zum zweiten Mal die Europameisterschaft im Backstage in Neuhausen-Nymphenburg. Er erwartet 150 Teams aus mehr als zehn Ländern. Die Italiener, sagt er, kommen in Reisebussen.

Beer Pong ist ein Spiel aus den USA, von College-Studenten erfunden. In Zweierteams wird vom Ende eines rechteckigen Tisches abwechselnd auf die in Pyramidenform nebeneinander aufgestellten Becher der gegnerischen Mannschaft geworfen, und landet der Ball im Bier, müssen die Gegner das trinken. Wer zuerst alle gegnerischen Becher getroffen hat, gewinnt und bleibt stehen. Die Verlierer haben einen sitzen.

"Einmaliger Wettkampfcharakter"

Alle sind soweit zufrieden, vor allem natürlich Daniel Müller: Er wird am Samstagabend mit Sponsoren und diversen Lizenznehmern verhandeln. Das Geschäft läuft gut. Ja, natürlich verstehe er, "dass man denken könnte, die Leute würden zum Wettsaufen animiert", sagt Müller pflichtbewusst. Doch er spricht von einem "einmaligen Wettkampfcharakter" und beteuert, es gebe keinen Zwang, die getroffenen Becher zu leeren (nur die Spielerehre, die das verlangt). Überhaupt: "Ein richtig guter Spieler trinkt kaum, weil er immer trifft." Und: "Wer am Anfang wenig trifft und viel trinken muss, der fliegt ja dann raus."

Bei der Stadt München, Referat für Bildung und Sport, ist man da skeptisch. "Natürlich finden wir das nicht gut, das kann nicht angehen, dass dort Spiele dieser Art stattfinden", heißt es über die Feier im Obermenzinger Vereinsheim. Rechtlich gab es allerdings keine Handhabe für ein Verbot: "Das sind erwachsene Leute." Und erwachsene Leute dürfen eben selbst entscheiden, wo sie ihre Tischtennisbälle hinschmeißen.

© SZ vom 02.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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