SpVgg Unterhaching:Leiser Abschied nach lauten Tagen

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Peter Grosser war mehr als 20 Jahre lang Vizepräsident des Drittligisten SpVgg Unterhachin. Jetzt gibt er sein Amt ab. Präsident Engelbert Kupka kündigt "Recherchen" an.

Stefan Galler und Johannes Schnitzler

Peter Grosser, 72, zählt sich noch nicht zum alten Eisen. "Ich habe halt ein frühes Geburtsjahr", sagt er und verweist Gedanken, sein Rücktritt als Vizepräsident des Fußball-Drittligisten SpVgg Unterhaching sei dem Alter geschuldet, ins Reich der Fabel. Es wäre eine bequeme Erklärung dafür, dass Grosser den Posten nach 21 Jahren räumt. Doch als besonders bequem war der frühere 1860-Profi nie bekannt. "Es hat einfach keinen großen Spaß mehr gemacht", sagt Grosser. "Um es mal ganz leise zu umschreiben: Mir hat die letzte Saison nicht gefallen."

Engelbert Kupka, Präsident des Drittligisten SpVgg Unterhaching. (Foto: Claus Schunk +49 1716039668)

Gemeint ist einerseits die fußballerische Leistung der Hachinger, andererseits aber auch der Umgangston im Präsidium. Es habe zunehmend Meinungsverschiedenheiten mit und zwischen Präsident Engelbert Kupka und Schatzmeister Anton Schrobenhauser gegeben, insgesamt sei "nicht alles so positiv gelaufen". Zudem könne sein Rücktritt, da macht Grosser keine Umschweife, auch finanzielle Vorteile für den Verein bringen: "Vielleicht übernimmt ja ein potentieller Sponsor das Amt."

Grosser wollte den Posten bereits nach dem Tod seines Sohnes Thomas im Frühjahr 2008 aufgeben, doch die Kollegen überredeten ihn zum Weitermachen. Am Wochenende vollzog Grosser den Schritt dann endgültig und mit sofortiger Wirkung - bei der Präsidiumssitzung am Montag war er nicht mehr zugegen.

Auch Co-Trainer Matthias Lust, 41, und Torwarttrainer Rainer Berg, 45, müssen sich eine neue Beschäftigung suchen. Als Lust am Sonntag in den Urlaub fuhr, nahm er die Gewissheit mit, zum Trainingsauftakt am 20. Juni wieder zurück zu sein. Nachdem am Montag gleich zwei Sponsorenverträge geplatzt waren und das Präsidium der SpVgg daraufhin am Dienstag beschloss, den Vertrag mit Cheftrainer Klaus Augenthaler nicht zu verlängern, ahnte Lust, dass auch seine Zeit in Unterhaching an ihr Ende gelangt ist. "Mit mir hat noch keiner gesprochen. Und ich habe das Gefühl, dass da auch keine Meldung mehr kommt", sagte Lust am Mittwoch. Er sollte Recht behalten.

Noch am selben Tag verschickte Kupka die blauen Briefe an Augenthaler, Lust und Berg. Die Öffentlichkeit informierte der Verein darüber bis jetzt weder in einer Pressemitteilung noch auf seiner Homepage. Der neue Trainer soll Heiko Herrlich heißen (SZ vom 31.5.2011). Der 39-jährige ehemalige Nationalspieler sei "ein Wunschkandidat", bestätigte Kupka am Donnerstag der Nachrichtenagentur dapd. "Aber er muss auch wollen, denn er muss bei uns einiges aufbauen." Zerschlagen wurde in den vergangenen Tagen rund um den Sportpark genug.

Lust zeigte sich am Freitag enttäuscht. "Ich hätte etwas Respekt erwartet", sagte er der SZ. Der ehemalige Profi war 14Jahre lang als Spieler und Trainer für die SpVgg tätig. "Aber man hat es nicht einmal für nötig befunden, mich anzurufen." Er hätte sich einen stilvolleren Abschied gewünscht. Gleichzeitig fühle er sich erleichtert. Er habe die Saison als "sehr, sehr belastend" empfunden.

Kupka kündigte unterdessen "weitreichende Recherchen" an. Er sieht die SpVgg durch die kurzfristige Rücknahme einer Sponsorenofferte als Geschädigte. "Wir wurden belogen. Es sind Sachen zugesagt worden, die nie passiert sind", sagte Kupka. Nach seiner Darstellung musste die SpVgg binnen 48 Stunden ein 700.000-Euro-Loch stopfen, um beim DFB fristgerecht die Unterlagen für die mündlich mittlerweile zugesagte Lizenz einzureichen. "Die Sache darf nicht so stehen bleiben", droht Kupka.

Das Sauerlacher Immobilienunternehmen Biberger wollte die SpVgg mit einer Million Euro unterstützen, hatte dieses Angebot aber zurückgezogen, als ruchbar wurde, dass Augenthaler angeblich zehn Prozent des Betrags als Vermittlungsprovision erhalten sollte, falls zugleich der Österreicher Peter Svetits, ein in der Branche umstrittener Bekannter Augenthalers, der 600.000 Euro investieren wollte, außen vor bleibe. Augenthaler hatte eine Provision kategorisch abgelehnt und steht nun als Sündenbock für den missratenen Biberger-Deal da. "Unglaublich", findet Lust. "Da will ein Mann wie Augenthaler dem Verein helfen, und dann kriegt er so eine Abfuhr." Man müsse sich fragen, ob das Präsidium noch zum Wohl des Vereins arbeite.

Am nächsten Montag will die SpVgg einen neuen Vizepräsidenten an Grossers Stelle präsentieren. Zum Wohl des Vereins sollte er Geld mitbringen.

© SZ vom 04.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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