München:Serienende

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Don Jackson, der Trainer des deutschen Meisters EHC München, muss aufgrund der Verletztenmisere derzeit verstärkt improvisieren. (Foto: Markus Fischer/imago/GEPA pictures)

Der deutsche Meister EHC München verliert erstmals seit acht Spielen zu Hause gegen Iserlohn und muss die Tabellenführung abgeben.

Von Christian Bernhard, München

In einem Punkt waren sich die Verantwortlichen der 13 Kontrahenten des EHC Red Bull München vor dem Saisonstart der Deutschen Eishockey Liga (DEL) einig gewesen: Der Meister aus München verfügt über den tiefsten Kader der Liga. Als Beleg dafür schickte EHC-Trainer Don Jackson in den ersten Saisonwochen erst Jon Matsumoto und dann Patrick Hager in der vierten Angriffsformation aufs Eis, da alle seine Spieler fit waren. Matsumoto spielte kürzlich für die kanadische Nationalmannschaft, Hager ist einer der stärksten Spieler der vergangenen DEL-Jahre. Mittlerweile haben die Verletzungssorgen aber auch den EHC erwischt. Am Sonntag-Nachmittag musste Jackson auf sechs Spieler verzichten. "Wir sind ein bisschen erschöpft", sagte Jerome Flaake, einer der verletzten Münchner.

Die Roosters wussten das auszunutzen: Der Meister verlor zu Hause mit 1:2 (0:2, 1:0, 0:0) und musste dadurch die Tabellenführung abgeben. Damit endeten auch zwei Münchner Serien: Die Pleite war die erste nach zuvor acht Heimsiegen in Serie. Und der EHC blieb erstmals nach neun Partien in Serie ohne Punktgewinn. Zudem verpatzte der EHC die Generalprobe für das Champions-League-Achtelfinal-Hinspiel, das ihn am Dienstag beim Schweizer Meister SC Bern erwartet (19.45 Uhr).

Wie schon beim 5:2-Sieg am Freitag in Ingolstadt hatte Jackson gegen Iserlohn verletzungsbedingt auf die Stammspieler Mads Christensen, Dominik Kahun, Jon Matsumoto und Jerome Flaake verzichten müssen. Zudem fiel auch Nachwuchsspieler Maximilian Daubner nach einem harten Check von Fabio Wagner aus. Dadurch standen Jackson nur drei Angriffsreihen zu Verfügung.

In Sachen Körperspannung und Präsenz war das Startdrittel für den EHC eines zum Vergessen. Der stark dezimierte Kader war nach vielen Spielen in jüngster Zeit auch ein Faktor, doch das zentrale Problem war der nicht erkennbare Wille. Da Torhüter David Leggio einen Schuss nach vorne prallen ließ, den Jason Jaspers zum 1:0 abstaubte (4.) und Christopher Brown nach schöner Vorarbeit von Jack Combs aus kürzester Distanz einschob, gingen die Gäste mit einer verdienten 2:0-Führung in die erste Pause. Das gefiel den knapp 1000 Roosters-Fans, die mit einem Sonderzug nach München gereist waren und in der mit 4830 Zuschauern gefüllten Olympia-Eishalle Heimspiel-Atmosphäre schufen. Münchens beste Chance vergab Jason Jaffray in Überzahl, als er die Scheibe aus kurzer Distanz an den Pfosten setzte (17.).

In der Schweiz wird es für den EHC noch schwieriger. Berns Bilanzen sind beeindruckend

Im Mitteldrittel steigerte sich der EHC etwas, musste allerdings fast das komplette Drittel auf Florian Kettemer verzichten, der nach einem geblockten Schuss in die Kabine musste und erst nach einiger Zeit aufs Eis zurückkehrte. Yannic Seidenberg rückte daraufhin in den Angriff auf. Dann klappte es auch mit einem Erfolgserlebnis: Nachdem Jaffray bei einem Alleingang noch an Roosters-Torhüter Mathias Lange gescheitert war (30.), verkürzte Keith Aucoin in Überzahl mit einem präzisen Schuss auf 1:2 (31.). "Wir bringen mehr Scheiben zum Tor, aber trotzdem muss noch mehr kommen", sagte Hager nach dem Mitteldrittel und fügte an: "In der Regel sollten wir auch bei Fünf gegen Fünf in der Lage sein, ein Tor zu schießen." Am Sonntag war das nicht der Fall, da Steve Pinizzotto nur den Pfosten traf (54.) und Michael Wolf in der letzten Minute an Lange scheiterte.

In der Schweiz wird es für den EHC noch schwieriger werden. Obwohl die Berner zuletzt laut Sportchef Alex Chatelain "eigentlich eher mit angezogener Handbremse" spielten und die offensive Kreativität seiner Meinung nach phasenweise "ziemlich" stockte, führen sie die Schweizer Liga als Spitzenreiter an. Ihre Statistiken sind beeindruckend: Bern hat den besten Angriff und die beste Abwehr, von den jüngsten 13 Meisterschaftsspielen gewannen sie zwölf. Stürmer Andrew Ebbett ist der beste Scorer, Leonardo Genoni der statistisch beste Torhüter der Liga, die eine der besten Europas ist. Im August hatte allerdings der EHC einen 7:2-Testspielsieg über die Berner gefeiert.

© SZ vom 30.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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