München:Saubere Verarbeitung

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Wenn’s mal wieder länger dauert: Gegen sehr defensiv eingestellte Griechen hätten seine Spieler viel Geduld gebraucht, sagte Bayerns U-19-Trainer Martin Demichelis. Mit den ersten Gegentoren erlahmte dann die Gegenwehr – hier setzt sich Lasse Günther (li.) gegen Apostolos-Ilias Martinis durch. (Foto: Markus Fischer)

Zwei Wochen nach der Fan-Randale von Piräus treffen sich der FC Bayern und Olympiakos in der Youth League wieder. Die Münchner stehen nach dem 6:0 so gut wie sicher in der K.-o.-Runde. Rund ums Spielfeld bleibt diesmal alles ruhig.

Von Christoph Leischwitz, München

Die Fans zeigten Flagge. In der Südwestecke des Stadions auf dem Campus des FC Bayern München war wieder "Red Munichs" zu lesen, und vor allem um diese Fahne war es gegangen, als es vor zwei Wochen in Athen zu einer überfallartigen Attacke auf Bayern-Fans gekommen war. Kurz vor Schlusspfiff des Youth-League-Spiels bei Olympiakos Piräus waren plötzlich einige Dutzend vermummte Hooligans aufgetaucht, die den Gästen aus Bayern ihre Zaunfahnen abnehmen wollten. Als diese sich gegen den Diebstahl wehren wollten, wurden sie mit Holzstangen verprügelt, drei Fans mussten im Krankenhaus genäht werden. Der FC Bayern hat Beschwerde bei der Disziplinar- und Kontrollkommission der Uefa eingelegt, eine Untersuchung der Vorfälle ist im Gange.

Die Fahne des Fanklubs Red Munichs soll damals zwar in Mitleidenschaft gezogen worden sein, am Mittwochmittag aber sah sie wieder unversehrt aus. Die U19 des FC Bayern München hatte die Partie in Griechenland trotz aller Widrigkeiten deutlich mit 4:0 für sich entschieden. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten endete es diesmal noch deutlicher. Mit dem 6:0 (1:0) hat sich die Mannschaft von Danny Schwarz und Martin Demichelis schon so gut wie sicher für die K.-o.-Phase des Wettbewerbs qualifiziert, der in der Vorrunde parallel zur Champions League der Profis ausgetragen wird. "Wir haben heute einen großen Schritt nach vorne gemacht für die Qualifikation", sagte Demichelis nach dem Spiel.

Das Duell hatte aufgrund der Ausschreitungen am dritten Spieltag keine erhöhten Sicherheitsvorkehrungen nach sich gezogen, vom Campus hieß es, dass man vorab mit wenigen bis keinen griechischen Fans rechne. Diesmal blieb alles ruhig, auch die Bayern-Fans stimmten keine Gesänge an, und auch das Spiel plätscherte lange Zeit dahin, auch wenn die Münchner Mannschaft von Beginn an feldüberlegen agierte. "Der Gegner ist sehr defensiv gestanden, da brauchten unsere Spieler Geduld", analysierte Demichelis.

Für den ersten Aufreger sorgte dann der Schiedsrichter. Bei einem Konter der Gäste eilte Bayerns Torwart Lukas Schneller aus seinem Kasten und erreichte den Ball mit einer Grätsche vor seinem Gegenspieler. Doch der slowakische Unparteiische entschied auf Foul und zeigte dem Keeper Gelb (19.). Erst nach 25 Minuten schossen die Bayern das erste Mal aufs Tor, Jonas Kehl zielte allerdings zu ungenau. Die Angriffe der Bayern erfolgten ausschließlich über die rechte Seite, lange Zeit aber viel zu schleppend, um die defensiv eingestellten Griechen aus der Reserve zu locken. "Das lag auch ein bisschen an der Spritzigkeit", sagte Kapitän Flavius Daniliuc, "wir haben zu lange im Kopf gebraucht, wenn wir den Ball bekommen haben." Plötzlich aber ging es ganz schnell: Dennis Waidner sprintete bis zur Grundlinie und flankte in die Mitte, Malik Tillman köpfte unbedrängt ein (42.).

Oliver Batista Meier traf unmittelbar nach der Pause bereits zur Vorentscheidung: Von Tillman steil geschickt, wurde er von Kristijan Belic im Strafraum gefoult, dieser sah dann auch die rote Karte für eine Notbremse. Batista Meier verwandelte den Strafstoß selbst (48.). Seltsamerweise bekam Olympiakos-Torwart Kostas Tzolakis in der 71. Minute für eine noch viel deutlichere Notbremse nur Gelb, Gefoulter und Torschütze war auch diesmal "der Oliver der Batista der Meier", so nannte ihn zumindest der Stadionsprecher. Erst nach dem dritten Treffer ergaben sich für die jungen Bayern mehr Räume, weil die U19 von Olympiakos, trainiert übrigens vom griechischen Europameister-Torwart Antonios Nikopolidis, trotz Rückstands lange Zeit wenige Offensivbemühungen zeigte. Für Belebung auf der linken Seite sorgte die Einwechslung von Ryan Johannson, der nach einem beherzten Solo das 4:0 (77.) und unmittelbar danach das 5:0 erzielte (79.). Tillman erhöhte auf 6:0, dann ließen es die Bayern ruhiger angehen.

"Bayern hat das erst einmal geschafft bis jetzt", sagte Daniliuc über das Erreichen der K.-o.-Runde, deswegen bedeute der Mannschaft das Weiterkommen sehr viel. "Wir wollen als klarer Erster weiterkommen", meinte er - das hätte zudem den Vorteil, dass die Bayern in der Zwischenrunde aussetzen dürften und erst im Achtelfinale antreten würden. Der 18-jährige Spielführer kam dann auch noch auf das Spiel in Athen zu sprechen. Die Mannschaft habe die Vorfälle durch gemeinsame Gespräche gut verarbeitet, "Aber als es passiert ist, da ist man einfach geschockt. Ich habe auch einfach in dem Moment nur geschaut, ob jemand auf mich losgeht." Während des Spiels am Campus habe er allerdings nicht mehr daran gedacht, alles sei nach ein, zwei Tagen aus den Köpfen gewesen. Insofern ist es gut möglich, dass der Zwischenfall nur eine Randnotiz auf dem Weg einer langen Youth-League-Saison der Bayern sein wird.

© SZ vom 07.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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