München:Rattenjäger sammeln sich

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Kurz vor dem Start der Playoffs ist der Kader des EHC München wieder vollzählig

Von Christian Bernhard, München

Rund um den EHC Red Bull München ist zuletzt auffällig oft der Name Wolfsburg gefallen, dabei stand der Tabellenführer der Deutschen Eishockey Liga (DEL) den Niedersachsen letztmals vor zwei Monaten gegenüber. Die Wolfsburger Präsenz beruhte darauf, dass der EHC vergangene Woche auch das vierte Saisonspiel gegen seinen ersten Verfolger, die Nürnberg Ice Tigers, verlor. Einige EHC-Akteure sahen sich daraufhin genötigt, darauf hinzuweisen, dass der EHC in der vergangenen Saison auch alle vier Hauptrunden-Partien gegen Wolfsburg verloren hatte - um die Niedersachsen dann im Playoff-Finale doch ziemlich humorlos mit 4:0 Siegen vom Eis zu befördern.

Am Freitag können sich die Münchner nun persönlich ein Bild von den Wolfsburgern machen, dann stehen sich die Vorjahres-Finalisten zum letzten Mal in der dieser Hauptrunde gegenüber (19.30 Uhr, Olympia-Eishalle). Was sie dort erwartet, wissen die Münchner. Die Wolfsburger seien immer sehr gut eingestellt, betont Tobias Wörle, sie wüssten "genau, wie sie agieren müssen". EHC-Trainer Don Jackson hat "großen Respekt" vor der Mannschaft von Pavel Gross, die organisiert auftrete und "sehr, sehr hart" arbeite. Die Wolfsburger pflegen dieses Image bei jeder Gelegenheit: "Wir sind die Arbeiter", sagte Gross kürzlich. Angreifer Gerrit Fauser zieht sogar einen wenig schmeichelhaften Bogen in die Tierwelt: "Wir müssen, wie Pavel es nennt, spielen wie 20 Ratten." Er meint damit: so unangenehm wie nur möglich.

Die Münchner haben zuletzt allerdings ein gutes Rattengift gefunden. Nach den vier Finalsiegen am Stück entschieden sie auch die ersten drei Hauptrunden-Duelle dieser Saison für sich. Gegen Gross' Mannschaft braucht es traditionell Geduld und reichlich Bereitschaft zum fleißigen Schlittschuhlaufen, denn kaum ein DEL-Team ist so flott und flink auf seinen Kufen unterwegs wie die Wolfsburger - am ehesten die Münchner selbst. Offensive Präsenz schadet auch nicht, denn: "Defensiv sind sie wie eine Mauer", betont Dominik Kahun.

Das gilt auch für Matt Smaby. Der Verteidiger verleiht dem EHC-Spiel mit seiner imposanten Statur Körperlichkeit und Aggressivität. Nachdem er die vergangenen zwei Spiele aufgrund einer Oberkörperverletzung verpasst hatte, kehrte er diese Woche ins Mannschaftstraining zurück und ist wieder eine Option für Jackson. Durch Smabys Rückkehr wird es bei den Münchnern, die jetzt schon mehr Punkte und Tore auf ihrem Konto haben als in der vergangenen Hauptrunde, die sie als Erster abschlossen, erstmals seit langem richtig eng; alle Spieler sind fit. Yannic Seidenberg dürfte wieder in den Angriff rücken, was bedeuten würde, dass ein Stammspieler auf die Tribüne müsste. Solche Luxusprobleme wünscht sich jeder Trainer kurz vor dem Start der Playoffs.

Münchens Sonntagsgegner ERC Ingolstadt kann von dieser Situation derzeit nur träumen. Die verletzungsbedingten Ausfälle der Top-Angreifer John Laliberte, Thomas Greilinger und Petr Pohl haben zuletzt ein beachtliches Loch in das ERC-Gefüge gerissen, welches das kanadische Kraftpaket Brett Bulmer, das während der Woche verpflichtet wurde, mithelfen soll zu stopfen. Jiri Ehrenberger, Sportdirektor des Tabellensiebten, rechnet sich gegen den Meister trotzdem gute Chancen aus: "Gegen München haben wir zuletzt immer gute Spiele abgeliefert", sagt er. Das stimmt, die jüngsten fünf Partien zwischen EHC und ERC waren alle eng, drei gingen in die Verlängerung. Gewonnen hat alle fünf aber der EHC.

© SZ vom 10.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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