München:Die Rückkehr des 62-Punkte-Manns

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"Das ist schon eine neue Herausforderung": Omari Knox im blauen Tropics-Trikot. (Foto: Claus Schunk)

Omari Knox verzückte einst Dachaus Basketball-Gemeinde - beim TSV Oberhaching soll der New Yorker lediglich "alle besser machen"

Von Matthias Schmid, München

Mario Matic unterbrach seine Ausführungen sofort, als er die beiden Schiedsrichter aus der Kabine kommen sah. Seine Ausführungen zur 68:81-Niederlage beim MTSV Schwabing hatte der neue Cheftrainer des TSV Oberhaching-Deisenhofen nämlich just mit den Schiedsrichtern begonnen. Er hatte sie non-verbal begonnen, weil er mit jedem kritischen Wort eine Strafe provoziert hätte. Zur Leistung der Schiedsrichter dürfen sich die Verantwortlichen in der Basketball-Regionalliga Südost nicht äußern - zumindest nicht öffentlich. Sonst drohen empfindliche Sanktionen. Also schüttelte Matic den Kopf, immer wieder, und murmelte unverständliche Ausdrücke vor sich hin. Am liebsten hätte er laut gepoltert, er rang sichtlich mit sich. Dann stapfte er aufgebracht zu den Referees und begann zu schimpfen - aber nur im persönlichen Gespräch sozusagen, unter sechs Augen.

Eigentlich war es mehr ein leidenschaftlicher Monolog, den er auch dann nicht stoppte, als Omari Knox an ihm vorbeilief. Matic beachtete den Amerikaner gar nicht. Der 30-Jährige aus Brooklyn/New York ist ja dafür da, die Stimmung und das gesamte Niveau bei den Deisenhofen Tropics anzuheben. "Für mich gehört er noch immer zu den besten Spielern der Regionalliga", schwärmte Schwabings Trainer Ralf Bachmeier. "Vor allem ihn wollten wir stoppen."

Knox ist seit seiner Zeit bei den Dachau Spurs ein guter Bekannter in der Region. Nachdem er dem Klub vor zwei Jahren zu seinem Abschied noch den Sieg im Landespokal beschert hatte, ahnte niemand, dass er einmal in den Großraum München zurückkehren würde. Er war zu gut für Dachau, viel zu gut für die Regionalliga. Also wollte Knox nach vier Jahren weg und schloss sich dem ehemaligen deutschen Meister RheinStars Köln an, die nach diversen Insolvenzen und Namensänderungen schnellstmöglich in den Profibasketball zurück wollten. Aber auch in Köln spielte er nur: in der Regionalliga. Eine Saison. Nach dem Aufstieg in die ProA musste er gehen. "Es war trotzdem die richtige Entscheidung, nach Köln zu gehen", findet Knox. Weil er im Sommer 2015 keinen neuen Klub fand, heuerte er in New York an einer High-School an. Als Trainer. Mit Matic, der sieben Jahre lang die Giants Nördlingen (ProB) trainierte, blieb er in Kontakt. Man kennt sich in der Branche. Und als der 37-Jährige im Sommer einen neuen Trainerjob suchte, rief er Knox an und machte ihm ein Angebot. Der Amerikaner musste nicht lange überlegen - seine Freundin lebt in München. "Es ist schön, wieder hier zu sein", sagt Knox. Er spielte auch deshalb so lange in Dachau und lehnte höher dotierte Angebote ab, weil er sich bei den Spurs so gut aufgehoben fühlte.

In Oberhaching muss sich der Spielmacher nun an eine neue Rolle gewöhnen. Er ist nicht mehr der Spieler, von dem alles abhängt. Er muss nicht mehr länger den Ball vortragen und am besten jeden Wurf treffen, damit seine Mannschaft eine Chance hat. Er ist ganz froh darüber. Knox hat die One-Man-Show nie gewollt, sie ist ihm zugeflogen, weil er keine Mitspieler hatte, die ihn hätten unterstützen können. Einmal sammelte er für Dachau 62 Punkte in einer Partie. In Schwabing kam er am Ende auf 19 Zähler. Er passt den Ball nun häufiger und lässt seine Mitspieler gut aussehen.

Man konnte gegen Schwabing aber auch sehen, dass er sein Lieblingsspielzeug gern häufiger gehabt hätte. Immer wieder fuchtelte er wild mit den Armen. "Das ist schon eine neue Herausforderung", gibt Knox zu. Mit Oberhaching hat er die ersten drei Saisonspiele verloren. Er und die Mitspieler müssen sich noch finden, sie müssen sich kennen lernen, auch den Trainer und dessen Vorstellung vom Basketball. "Wir müssen herausfinden, wie wir am besten miteinander spielen können", sagt Knox. Über Ziele in dieser Spielzeit mag er deshalb auch nicht groß reden. Auch sein Trainer nicht. "Wir müssen erst einmal Spiele gewinnen, damit wir da hinten wieder rauskommen", sagt Matic. Beide haben vor, länger zu bleiben, um in Oberhaching etwas aufzubauen. Knox trainiert nebenbei die U18 des Klubs. Matic, längst wieder ruhig, sagt: "Omari soll uns alle besser machen."

© SZ vom 12.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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