Handball:Kleines Einmaleins

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"Es waren Kleinigkeiten, die bei uns nicht gepasst und die das Spiel dann entschieden haben." Letztlich waren Stephan Seitz und der TuS wieder am Boden. (Foto: imago)

Zweitligist TuS Fürstenfeldbruck verliert in Dormagen einmal mehr knapp mit 27:30 Toren und verpasst die mögliche Chance auf mehr. Acht Spiele stehen aus, fortan zählt jeder Punkt.

Von Thomas Jensen, Fürstenfeldbruck

In einer sportlichen Kompetenz haben die Brucker Handballer in den vergangenen Monaten mehr Routine erlangt, als ihnen lieb sein dürfte: Niederlagen verarbeiten. Woche für Woche versuchen sie "den Bock umzustoßen", wie es verschiedene Spieler schon des Öfteren formuliert haben. Nur sechs Siege und ein Unentschieden gelangen dem Tabellenletzten in der bisherigen Zweitligasaison. 21 Partien gingen verloren, oft knapp, oft unglücklich - wie auch bei der 27:30-Niederlage beim TSV Bayer Dormagen. Nach solchen Auswärtsspielen setzt die Aufarbeitung schon auf der Heimreise im Bus ein, zumindest bei Rechtsaußen Stephan Seitz: "Auf langen Fahrten redet man dann schon ein bisschen über das Spiel. Klar, manche wollen ihre Ruhe haben, aber mir bringt das schon etwas."

Am folgenden Nachmittag fasste der Doppeltorschütze die nächtliche Analyse zusammen: "Es waren Kleinigkeiten, die bei uns nicht gepasst und die das Spiel dann entschieden haben." Anschließend fügte der 19-Jährige noch an: "Manchmal haben wir eben Phasen drin, mit zu vielen individuellen und technischen Fehlern und mit zu vielen falschen Entscheidungen, die wir treffen".

Fünf Minuten vor dem Ende hat sich der TuS auf ein Tor herangekämpft, dann fehlt "die Überzeugung", sagt Trainer Martin Wild

Mit diesen Punkten lag er nahe bei dem, was sein Trainer Martin Wild am nächsten Tag kritisierte. Wild war nach dem Spiel nicht mit der Mannschaft nach Hause gereist, sondern nach Frankfurt. Dort hatte er schon die komplette Woche an einen A-Lizenz-Lehrgang teilgenommen. Vertreten wurde er zu Hause vom neuen Assistenten Hendrik Pleines, der den Trainerstab nun offiziell erweitert. Nach Frankfurt kehrte er zurück, da Samstag und Sonntag noch Prüfungen anstanden - die mit der guten Nachricht des Wochenendes endeten: Wild hat die Prüfung mit der Note 1,6 bestanden und ist nun A-Lizenz-Trainer. Als solcher monierte er noch den ungünstigen Zeitpunkt der Fehler seiner Mannschaft. Denn fünf Minuten vor Schluss hatte sich diese auf ein Tor herangekämpft, die Chance zum Ausgleich in den folgenden Angriffen durch ein Offensivfoul und mehrere Fehler im Spielaufbau verschenkt.

Wild kam in seiner Analyse noch auf einen zweiten Aspekt zu sprechen: "Mir hat ein bisschen die letzte Entschlossenheit und die letzte Überzeugung gefehlt. Dormagen hat ein Paar Prozent mehr auf die Platte gebracht und mehr Willen entwickelt, das Spiel zu gewinnen. Aber man muss auch sagen: Wenn man gegen den Tabellenfünften so nahe dran ist, kann nicht alles schlecht gewesen sein."

Linkshänder Stephan Seitz wird zum Lehrgang der U-19-Nationalmannschaft eingeladen

Der Übungsleiter merkte jedoch auch an, dass es nicht nur seine Mannschaft war, die sich etwas ungewohnt präsentierte: "Tatsächlich war die Umstellung für mich auch nicht ganz einfach. Die ganze Woche war im Lehrgang Dauerbeschallung angesagt und jetzt mit dem Prüfungswochenende vor der Brust noch das Spiel dazwischen."

Seitz dürfte beim Stichwort Lehrgang aktuell etwas mehr Euphorie als sein Trainer entwickeln. Anfang der Woche wurde er vom Deutschen Handballbund zum nächsten U19-Lehrgang eingeladen. Allerdings will er diesen Karriereschritt angesichts der Situation im Verein nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken: "Klar ist das schön und freut mich, es ist ja schon eine Anerkennung der Leistung. Aber schön wäre es auch, wenn wir wieder ein paar Punkte holen."

Das wäre angesichts des fortschreitenden Saisonverlaufs für das Tabellenschlusslicht schon sehr dringlich. Noch stehen acht Spiele aus, der Rückstand auf das rettende Ufer beträgt bereits sieben Zähler. Dort liegt auf dem 16. Platz die HSG Konstanz, gegen die der TuS am kommenden Wochenende anzutreten hat. Das etwas euphemistisch wirkende Motto, das Linkshänder Seitz für die noch ausstehenden Partien fand, wird hier besonders gelten: "Viele Patzer dürfen wir uns nicht mehr erlauben."

Dem kommenden Spiel gegen die ebenfalls abstiegsgefährdete HSG Konstanz kommt vorentscheidende Bedeutung zu

Die brisante Situation sei laut Seitz natürlich auch Thema in der Mannschaft. Wie schon bei der Gesprächigkeit auf Busreisen unterschied der Mathe- und Physiklehramtsstudent zwischen zwei Spielertypen: "Es gibt die einen, die groß rumrechnen. Ich fühle mich aber wirklich wohl dabei, nur auf das nächste Spiel zu schauen."

Eine Einstellung, die seinem Trainer gefallen dürfte. Auch der hauptberufliche Sportlehrer Wild erklärte sich entschieden zum Antirechner: "Mit so was fange ich gar nicht erst an. Ich bin der Überzeugung, dass uns das keinen Millimeter weiterbringt. Es steht eine Trainingswoche an mit Fokus auf das nächste Spiel."

Am kommenden Sonntag spielt der TuS das wichtige Spiel bei der HSG Konstanz, das Team vom Bodensee steht auf dem ersten Nichtabstiegsplatz, der Abstand zum TuS beträgt sieben Punkte. Für mögliche Aufarbeitungen wäre im Bus zwar weniger Zeit, angesichts der Tabellensituation sind Punkte gegen diesen Gegner ohnehin anzuraten.

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