Eishockey:Unbezwingbar

Lesezeit: 3 min

Mannheimer Mauer: Torwart Felix Brückmann (l.) stoppt die Münchner, wie hier Philipp Gogulla, immer wieder. (Foto: Michael Ruffler/foto2press/Imago)

Der EHC München verliert auch das vierte Duell mit Mannheim in der Süd-Gruppe der Deutschen Eishockey Liga. Vor allem am Adler-Torwart Felix Brückmann verzweifeln die Oberbayern, für die im nächsten Spiel wohl der neue Verteidiger Mathew Maione erstmals aufs Eis gehen wird.

Von Christian Bernhard

Der Interviewer hatte die Frage noch gar nicht zu Ende gestellt, da fiel ihm Yannic Seidenberg ins Wort. "Jetzt ist Mannheim Meister, ja?", unterbrach der Verteidiger des EHC Red Bull München ihn und machte mit seinem süffisanten Lächeln klar, dass seine Frage rhetorischer Natur war und er genervt war, über dieses Thema zu sprechen. Nein, entgegnete der Journalist von Magentasport, das habe er so nicht gesagt - und es steht ja auch gar nicht zur Debatte. Denn noch sind die Adler Mannheim nicht deutscher Meister, noch läuft in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) die Hauptrunde. Die Playoffs, in denen der Meister gekürt wird, beginnen erst am 20. April. Die 0:2-Niederlage der Münchner am Montagabend in Mannheim hinterließ aber Spuren, sie war die vierte in den vier Hauptrundenspielen gegen die Adler.

Spiele zwischen Mannheim und München sind nie x-beliebige Partien, das machte nicht nur der kleine verbale Zwist zwischen Seidenberg und dem Journalisten deutlich. Mannheim gegen München auf Eis - da kommen verlässlich große Emotionen auf. Das bemerkt man auch, wenn man so wie Sean Collins erst seit wenigen Tagen in Deutschland angekommen ist. Er habe "direkt gespürt, welche Rivalität die beiden Klubs verbindet", sagte Mannheims neuester Angreifer nach seinem Debüt. Platz eins in der Gruppe Süd ist für die Münchner erst einmal in weite Ferne gerückt, Mannheim hat nicht nur neun Punkte Vorsprung auf den zweitplatzierten EHC (43 Zähler), sondern auch noch eine Partie weniger absolviert. "Natürlich ist es für uns ein gutes Gefühl, gegen München viermal zu gewinnen", sagte Mannheims Torhüter Felix Brückmann, dessen Unbezwingbarkeit sinnbildlich für die Duelle in dieser Saison steht. Am Montag wehrte er alle 29 Torschüsse der EHC-Spieler ab.

Adler-Trainer Gross kürt seinen Torwart zum "besten Spieler auf dem Eis"

Die vierte Saisonniederlage gegen den großen Konkurrenten war für die Münchner schwer zu verdauen, da sie eine gute Leistung in der Mannheimer Arena gezeigt hatten. "Wir haben stark gespielt", betonte EHC-Trainer Don Jackson, der durch die Niederlage seinen 600. DEL-Sieg als Trainer verpasste. Die stärkste Phase hatten die Münchner im Mitteldrittel, als sie sich einige gute Chancen herausspielten. Die beste vergab John-Jason Peterka in Minute 24, als er bei einem Alleingang an Brückmann scheiterte. "Wir hatten auch ein bisschen Pech", fand Jackson. Wie gefährlich die Münchner waren, verdeutlichte Adler-Trainer Pavel Gross, der seinen Torhüter Brückmann zum "besten Spieler auf dem Eis" kürte.

Trotz alledem blieben die Münchner, die immer noch über die treffsicherste Offensive der Liga verfügen, zum ersten Mal in dieser Saison ohne eigenen Treffer. München habe ein sehr gutes Spiel gemacht, sagte Mannheims Verteidiger Dennis Reul, der in der Schlussphase herausragte, als er in einem Wechsel gleich drei EHC-Torschüsse blockte: "Aber wir haben die Tore geschossen, ganz einfach." Zum Verhängnis wurden dem EHC "ein paar sehr große Fehler, die uns zwei Tore gekostet haben", sagte Jackson. Nico Krämmers frühes 1:0 (2.) - Seidenberg packte es in die Kategorie "blöd" - entsprang aus einem Mannheimer Konter. Vor dem 2:0 von Florian Elias (31.) verlor Verteidiger Ethan Prow hinter dem eigenen Tor die Scheibe.

Die Münchner haben nun einige Tage Zeit, die Niederlage aufzuarbeiten. Für sie geht es erst am kommenden Dienstag mit dem Heimspiel gegen die Schwenninger Wild Wings weiter. Im letzten Spiel der Süd-Gruppe - danach warten auf den EHC noch 14 Partien gegen die sieben Teams aus der Nord-Staffel - dürfte auch der neue Verteidiger Mathew Maione erstmals mit an Bord sein.

Das letzte Hauptrundenduell zwischen den Mannheimern und Münchnern, die die letzten vier DEL-Meistertitel untereinander aufgeteilt haben, machte auch klar, was bei beiden jetzt schon im Hinterkopf ist. Für Brückmann sind die vier Siege gegen München "schon wieder Vergangenheit", sagte er - und beendete seine Ausführungen mit einem Satz, den man in solchen Situationen eben sagt: "Falls wir in den Playoffs auf München treffen, geht es wieder bei Null los." Seidenberg verneinte derweil vehement, dass die vier Niederlagen gegen Mannheim mit Blick auf ein etwaiges Aufeinandertreffen in den Playoffs ein schlechtes Gefühl aufkommen lassen könnten. Das sei "ja Wurst", wenn es dann los gehe, sagte er. "Treffen wir im Finale aufeinander, dann geht es weiter." Noch sei gar nichts vorbei.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: