Deutsche Eishockey Liga:Väter des Erfolgs

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Volltreffer: Jason Jaffray (rechts beim 3:2 in Wolfsburg gegen Brent Aubin) hat in allen sechs Saisonspielen jeweils ein Tor erzielt. (Foto: Citypress24/Gepa)

Michael Wolf, Keith Aucoin und Jason Jaffray bilden die älteste erste Sturmreihe der DEL - und eine der gefährlichsten. Gegen Hamburg erzielen sie drei der vier Münchner Treffer. Trotzdem ist EHC-Trainer Don Jackson nicht zufrieden

Von Johannes Schnitzler, München

Nach dem Spiel gegen die Hamburg Freezers fuhr Jason Jaffray vor die Nordkurve des Olympia-Eisstadions, dorthin, wo die eingefleischten Fans des EHC München ihren Stammplatz haben. Die Kurve feierte den Kanadier, der mit seinem Tor zum zwischenzeitlichen 3:1 seinen Beitrag zu zwei Punkten geleistet und außerdem seinen Rekord ausgebaut hatte: In seinem sechsten Spiel in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) hatte Jaffray zum sechsten Mal getroffen, jeweils ein Tor pro Partie hat der Zugang aus der American Hockey League (AHL) erzielt. Eine solche Serie ist noch keinem Münchner in der DEL gelungen. Ins Publikum zurückwinken konnte Jaffray nicht: An seiner linken Hand führte er Tochter Kennedy übers Eis, auf seinem rechten Arm saß Söhnchen Jaxon. Ein paar Schritte hinter Jaffray kam Keith Aucoin angeschlittert, rechts und links ein Kind auf dem Arm. Und hätte Michael Wolf, mit zwei Treffern der Matchwinner, seine Familie nicht im Allgäu, auch er hätte die Ehrenrunde zusammen mit seinem Nachwuchs abnehmen können - der Füssener hat ebenfalls zwei Kinder.

Jaffray, 34 Jahre, Aucoin, 36, und Wolf, 34, bilden die älteste erste Sturmreihe der DEL. Und eine der gefährlichsten. Drei der vier Münchner Treffer zum 4:3 n.V. gegen Hamburg erzielte das Trio. "Es hätten auch sechs oder sieben sein können", sagte Jaffray. "Unsere Reihe war sehr gut."

Nach der vergangenen Saison, die mit einer 0:4-Serie im Viertelfinale gegen Wolfsburg abrupt endete, analysierten die EHC-Verantwortlichen ihr Personaltableau und stellten fest, dass neben einer gewissen Robustheit in der entscheidenden Phase vor allem eins gefehlt hatte: leadership, zu Deutsch Führungsqualität. Jaffray war die vergangenen vier Spielzeiten Kapitän der St. John's Ice Caps, Aucoin, Zugang aus der Schweizer Nationalliga A, war in seinen AHL-Teams viele Jahre Assistant Captain, und Wolf bis zu seinem Rücktritt im Mai Spielführer der deutschen Nationalmannschaft. Mehr Führungsqualität geht nicht.

Für Jaffray, der immerhin 49 Mal in der NHL gespielt hat, ist München die erste Station in Europa. Die Entscheidung, nach Übersee zu gehen, sei ihm und seiner Familie nicht leicht gefallen. "Aber alles, was ich über München gehört habe, klang sehr gut. Ich starte in jede Saison mit dem Ziel, Meister zu werden, und München bietet mir eine sehr gute Möglichkeit." Auf die obligatorische Frage an alle 14 DEL-Cheftrainer, welcher Neuling wohl am meisten Wirbel verursachen werde, wurden nur zwei Spieler je zweimal genannt: NHL-Rückkehrer Marcel Goc - und Jason Jaffray (Olympiasieger Dany Heatley war damals in Nürnberg noch nicht mal ein Gerücht).

Trotz der Harmonie in Münchens Top-Reihe, die schon zehn Tore und damit mehr als die Hälfte aller 19 Saisontreffer erzielt hat, ist Trainer Don Jackson "nicht ganz zufrieden". Auch nach dem Sieg gegen Hamburg, dem dritten Erfolg im sechsten Spiel, trauerte der 59-Jährige einem verlorenen Punkt nach. "Wir haben so viele erfahrene Spieler", sagte Jackson, "wir müssen diese Partie bei einem Zwei-Tore-Vorsprung gewinnen."

"Natürlich hätten wir lieber drei Punkte gehabt", sagte Michael Wolf. "Aber Hamburg ist gut zurückgekommen." Mit Unterstützung der Münchner allerdings. Erst verschenkte Richie Regehr, immerhin auch schon 32, die Scheibe an David Wolf, der Nico Krämmer zum 2:1 bediente. Dann vertändelte Dominik Kahun, zarte 20, den Puck gegen Adam Mitchell, 3:2. Auch beim Ausgleich stand Kahuns Reihe auf dem Eis: Verteidiger Toni Söderholm, 37, war tief ins gegnerische Drittel eingedrungen und fehlte in der Rückwärtsbewegung, Jerome Flaake hatte freie Bahn.

"Wir sprechen viel mit den Spielern", sagt Jackson, "es geht um Gewohnheiten. Wir müssen definitiv besser werden. Cleverer. Konstanter." Für Jason Jaffray eine Frage der Zeit: "Vor allem unsere Special Teams brauchen noch Übung." Im Überzahlspiel rangiert der EHC auf dem vorletzten Platz.

In DEL und Champions League stehen den Münchnern nun fünf Spiele in zehn Tagen bevor. "Ein paar Tage Ruhe wären schön", meint Jaffray. "Aber der Trainer hat sich wohl etwas anderes ausgedacht." Woher er das weiß? Erfahrungswert.

© SZ vom 29.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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