DEL2:Weniger Risiko, mehr Ertrag

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Die Züge entspannen sich: Klaus Kathan, Andreas Schwarz, Christian Kolacny und Philipp Schlager (v.l.) haben den letzten Platz hinter sich. (Foto: Manfred Neubauer)

Mit Joonas Vihko fällt der nächste Leistungsträger aus. Trotzdem verlassen die Tölzer Löwen den letzten Tabellenplatz.

Von Johannes Schnitzler, Bad Tölz

Es ist nicht so, dass die Welt dringend auf eine weitere Verfilmung des Romans "Die drei Musketiere" warten würde. Es gibt davon bereits 30 oder noch mehr Versionen. Je nach Vorliebe kann der interessierte Zuschauer wählen zwischen Old-School-Hollywood-Technicolor mit Gene Kelly als D'Artagnan und Lana Turner als Mylady de Winter (1948), der komödiantischen Variante von 1973 mit Michael York und Faye Dunaway oder 3-D-Blockbuster-Kino mit Logan Lerman und Milla Jovovich (2011). Ganz abgesehen von eher abseitigen Interpretationen des klassischen Stoffs wie "Die Sex-Abenteuer der drei Musketiere" (1971/mit Ingrid Steeger). Aber das nur nebenbei.

"Oha, wir spielen jetzt DEL-2-Eishockey", bemerkt Geschäftsführer Donbeck

Sollte dennoch jemand ein Update planen, müssten die Tölzer Löwen dringend vorsprechen. Dank Frisur und Bartmode drängen sich Torwart Andreas Mechel sowie die Angreifer Tuomas Vänttinen und Philipp Schlager für die Rollen des Athos, Aramis und Porthos auf, den jugendlichen Stürmer und Dränger könnten wahlweise Michael Grabmeier, Constantin Ontl oder Julian Kornelli geben. Der Rest des Kaders folgt treu dem Musketier-Motto "Einer für alle, alle für einen". Nach sieben Niederlagen zu Saisonbeginn feierte der Aufsteiger in die DEL2 am Sonntag seinen dritten Sieg in Serie und verließ erstmals seit dem zweiten Spieltag den letzten Tabellenplatz. "Was mich positiv stimmt, ist, dass die Mannschaft, obwohl wir zurzeit nur mit zwei Kontingentspielern spielen, in der Lage ist, solche Spiele zu gewinnen", sagte Trainer Rick Boehm nach dem 4:1-Heimsieg gegen die Lausitzer Füchse.

Zu Saisonbeginn stürmten die Löwen noch naiv drauflos wie ein junger Heißsporn ins Duell mit einem abgeklärten Veteranen. Die Quittung waren 36 Gegentore an den ersten sieben Spieltagen. "Jetzt spielen wir einfacher, konzentrierter, geordneter", hat Geschäftsführer Christian Donbeck beobachtet und dabei gedacht: "Oha, wir spielen jetzt DEL-2-Eishockey." Der Lohn: Ein 6:4 gegen Bayreuth, ein 4:3 nach Verlängerung am Freitag in Heilbronn und das 4:1 am Sonntag gegen Weißwasser. "Wir nehmen in der neutralen Zone nicht mehr so viel Risiko und räumen vor dem eigenen Tor besser auf", sagt Donbeck. Mechel dankte es am Sonntag mit 25 Paraden. Alle für einen, einer für alle.

Selbstverständlich ist die Steigerung nicht. Vänttinen (Kreuzbandriss) und Kapitän Florian Strobl (Rippenprellung) fehlen seit Wochen, am Freitag zog sich Vänttinen-Double Joonas Vihko, der zweite Finne, einen Bruch des Schienbeinkopfes zu. Der 36-Jährige wird dem Team wohl mindestens zwei Monate fehlen. Gegen Weißwasser kompensierten die Löwen die Ausfälle im Kollektiv. "Jeder hat sich bemüht, defensiv konsequent zu spielen", lobte Rick Boehm. Dazu gehört, dass die Löwen unnötige Strafzeiten vermeiden. Am Freitag waren es drei, am Sonntag gar nur eine. "Natürlich bin ich extrem zufrieden", sagt Boehm. "Die Mannschaft hat Gas gegeben, von Anfang bis Ende." Die Frage ist, wie lange sie das mit nur drei Blöcken durchhält.

Donbeck sucht nach Ersatz, am besten schon für Freitag, wenn die Löwen Ravensburg empfangen. "Er muss uns sportlich helfen, aber natürlich muss ich auch die wirtschaftliche Situation beachten", sagt der Geschäftsführer. Davon hängt ab, ob Tölz einen Coup landen kann wie die Kassel Huskies. Der Sonntagsgegner der Löwen präsentierte vergangene Woche den 552-maligen NHL-Spieler James Wisniewski, 33, als Verstärkung. Ein Haudegen dieser Kragenweite, das wäre allemal einer für Tölz.

© SZ vom 17.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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