Sicherheit am Flughafen:"Mich gibt es nur mit Hund"

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Manchmal ist schon der Herkunftsort ein Verdachtsmoment. Dann werden die Koffer in einer Reihe aufgestellt. Und dann tritt Zoll-Hund Jack in Aktion. (Foto: Marco Einfeldt)

Drogen oder Sprengstoff? Für die Spürhunde am Flughafen im Erdinger Moos ist das alles nur ein Spiel. Doch ihre Herrchen und Millionen Fluggäste müssen sich auf die Spürnasen der Tiere verlassen können - und die müssen für ihren Job lange trainieren.

Von Marco Völklein

Es ist laut hier unten in den Katakomben des Flughafens. Stickig. Und heiß. Immer wieder rattern Gepäckstücke über die Transportbänder im Keller des Terminals. Jack, dem Diensthund von Zöllnerin Angelika Eberl, indes scheint das alles nichts auszumachen. Der Lärm. Der Dreck. Das Dröhnen der Jets, das vom Vorfeld hereindrückt. Der Schäferhund liegt entspannt in einem kleinen Raum, döst vor sich hin. Und wartet auf seinen Einsatz. Angelika Eberl muss derweil schon schwer schuften: Gerade eben ist eine Lufthansa-Maschine aus Sao Paulo gelandet. Und während oben die Passagiere aussteigen, sucht sich die Zöllnerin unten am Gepäckband mehrere Dutzend Koffer und Taschen raus, stellt sie in eine Reihe. Damit Jack sie gleich genauer untersuchen kann.

Jack ist nicht der einzige Diensthund am Münchner Flughafen, der gerade eine Menge zu tun hat. Derzeit herrscht Hochbetrieb im Erdinger Moos. Bis zum Ende der Sommerferien rechnet der Flughafen mit mehr als fünf Millionen Passagieren. Auch die Hunde von Zoll, Polizei und der Betreibergesellschaft sind dann im Dauereinsatz. Bis zu sieben, acht Mal am Tag kann es sein, dass die Sprengstoffspürhunde von Bundes- oder Landespolizei angefordert werden. "Ferienzeit bedeutet Urlaubsstress", sagt Polizei-Hundeführer Herbert Kaufmann. "Für uns und unsere Hunde."

Der Job ist eine Herausforderung

Münchner Flughafen
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Ajax, Jack, Ike und Finess sind nur einige der zahlreichen Hunde, die am Münchner Flughafen im Einsatz sind. Sie erschnüffeln für Polizei und Zoll Drogen, Sprengstoff und andere verdächtige Substanzen.

Das Aufgabenfeld ist dabei weit gefächert. Während sich die Drogenspürhunde des Zolls vor allem auf das Gepäck und die Passagiere konzentrieren und immer wieder zu Stichprobenkontrollen ausrücken, halten sich die Sprengstoffspürhunde von Bundes- und Landespolizei bereit für den Fall, dass ein herrenloser Koffer gemeldet wird - und sie dann prüfen müssen, ob möglicherweise eine Bombe darin verborgen ist. Pro Schicht sind mindestens zwei Sprengstoffspürhunde in Bereitschaft, sagt Kaufmann. Landes- und Bundespolizei wechseln sich dabei ab.

Das Arbeiten am Flughafen ist für die Hunde eine Herausforderung. Der Lärm und der Dreck auf dem Vorfeld, die Abgase der Jets, die vielen Menschen und die hohen Hallen der Abfertigungsgebäude - all das ist "für einen Hund von der Psyche her zunächst sehr belastend", sagt Zoll-Hundeführer Uwe Köllner. Deshalb kauft Köllner einen möglichen Diensthund auch erst zunächst auf Probe, um sehen zu können, wie er mit dem Airport-Umfeld klarkommt. "Da sieht man schnell, wie ein Hund darauf reagiert", sagt Köllner.

Später dann wird intensiv trainiert. Hund und Hundeführer durchlaufen gemeinsam eine mehrmonatige Ausbildung. Für die Hunde ist die Suche nach Drogen oder Sprengstoff wie ein Spiel. Haben sie ihr Spielzeug gefunden, also das Rauschmittel oder den Sprengstoff, gibt es viel Lob vom Hundeführer. Und so manche Streicheleinheit. Ein bis zwei Jahre dauert es, bis ein Diensthund fertig ausgebildet ist. Anschließend verbringt er sieben, acht Jahre im Dienst, einige rüstige Kandidaten sogar noch etwas länger. Und daran anschließend gehen auch Diensthunde in Pension.

Auch Hunde müssen in Pension

Das ist der Grund, warum Thilo Kucharski gerade zwei Hunde besitzt. Sein Riesenschnauzer Tyson ist bereits "in Altersteilzeit", wie Kucharski sagt. Nur noch ab und zu nimmt der Hundeführer, der bei der Betreibergesellschaft beschäftigt ist, den Riesenschnauzer mit an den Airport. "Der hat gemerkt, dass es zu Hause auch ganz schön ist." Und schickt nun immer öfter Kucharskis jüngsten Hund, den zweijährigen Ajax, vor. Der Kleine Münsterländer war von Anfang an am Airport dabei, "hat die Geräusche von klein auf mitgekriegt", so Kucharski - und sich so zu einem arbeitswilligen Helfer entwickelt.

Jedes Jahr müssen Herrchen und Hund zur Prüfung. Drei Tage lang müssen Kucharski und Ajax dann verschiedenste Aufgaben erledigen, unterschiedliche Räume oder Autos absuchen. Und dabei stets den Sprengstoff aufspüren. Gefordert sind 100 Prozent Trefferquote: "Wenn wir sagen: Der Raum ist sauber", sagt Kucharski, "dann muss er auch sauber sein."

Ohne ihre Tiere, das berichten alle Hundeführer am Flughafen, könnten sie nicht mehr leben. "Mich gibt es nur mit Hund", sagt Bundespolizist Hauke Kath. Die Tiere leben rund um die Uhr bei ihren Führern. Und da ist es eben egal, ob man tagtäglich eine Menge Lärm und Dreck um sich herum auszuhalten hat. "Ich könnte mir keine schönere Tätigkeit vorstellen", sagt etwa Zoll-Hundeführerin Angelika Eberl. "Jedenfalls nicht beim Zoll."

© SZ vom 06.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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