Shigeru Mizuki/George Takei:Zeichen des Widerstands

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In ihren autobiografischen Comic-Büchern erinnern sich der Manga-Zeichner und der Schauspieler an eine vom Krieg geprägte Jugend.

Von Jürgen Moises

Sei faul. So lautet einer der berühmtesten Leitsprüche von Shigeru Mizuki. Nachzulesen ist er auf einer Bronzestatue, die dem 2015 verstorbenen Manga-Künstler in der japanischen Küstenstadt Sakaiminato gewidmet ist, wo er als Junge aufwuchs. Dort gibt es auch ein Mizuki-Museum, ein Straßenabschnitt ist nach ihm benannt, und in ganz Japan kennt man seine Yôkai-Charaktere, die auf den gleichnamigen, japanischen Naturgeistern beruhen. Diese tauchen in vielen Geschichten des in Japan hoch geehrten, in Europa erst noch zu entdeckenden Zeichners auf. Wie etwa in "Tanta NonNon", einem autobiografischen Manga über eine Mönchs-Witwe, die in Mizukis Familie lebte und ihn als Kind in die japanische Geisterwelt eingeführt hat. Im vergangenen November ist "Tante NonNon" auf Deutsch bei Reprodukt erschienen.

Ebenfalls bei Reprodukt kamen im vergangenen Jahr seine Mangas "Auf in den Heldentod" und "Hitler" heraus, genauso wie im April der erste Teil von Mizukis Autobiografie über seine "Kindheit und Jugend". Sie alle zeigen eine weitere, wichtige Seite des 1922 geborenen Künstlers. Nämlich die des kritischen, zum Pazifisten gewordenen Zeitzeugen, der bereits in jungen Jahren die Schrecken des Kriegs erlebte und dabei seinen linken Arm verlor. In diese Gräuel und ein vom Taumel des Nationalismus ergriffenes Japan tauchen wir am Ende von "Kindheit und Jugend" ein. Wir erleben mit, wie Mizuki 1943 in die Kaiserliche Armee eingezogen wird und mit seiner Kompanie auf der Insel Neubritannien landet. Einem der schlimmsten Orte zu der Zeit. Aber zuvor sehen wir Mizuki mit zwei Brüdern in einer im Grunde gutbürgerlichen Familie aufwachsen. Wir erfahren, dass er als Kind ein Vielfraß war und seine besten Schulleistungen im Pupsen und im Sport zeigte. Außerdem besaß er viel Fantasie, einen Sinn fürs Übernatürliche und: Er konnte gut malen und zeichnen. Wie er sich fressend, furzend und prügelnd durch die Kindheit schlug, erzählt Mizuki mit viel selbstironischem Humor. Er beweist aber auch einen ernsten, nachdenklichen Ton, etwa wenn er von den Folgen der Weltwirtschaftskrise berichtet. Genau diese Ambivalenz prägt auch Mizukis Zeichenstil. Die Art, wie er schrullige, karikaturhafte Figuren vor nahezu fotorealistische Hintergründe setzt, ist im japanischen Manga ziemlich einzigartig.

Eine Art Komplementärgeschichte dazu findet sich in "They Called Us Enemy" von George Takei. Der als Commander Sulu in "Raumschiff Enterprise" berühmt gewordene Schauspieler und Aktivist erzählt in dem zusammen mit Justin Eisinger, Steven Scott und Harmony Becker entwickelten Comic von seiner Kindheit in amerikanischen Internierungslagern. In diese wurden Takei, seine Eltern und sein Bruder so wie viele Japano-Amerikaner gesteckt, nachdem die Japaner 1941 Pearl Harbor bombardiert hatten. Eines von vielen unrühmlichen Kapiteln der US-Geschichte, von dem dieser Comic als gezeichneter Appell für Demokratie und gegen Rassismus an manchen Stellen etwas zu didaktisch, als Hommage an den verstorbenen Vater aber insgesamt sehr eindringlich erzählt.

Shigeru Mizuki: Kindheit und Jugend, Reprodukt, 24 Euro George Takei: They called us Enemy , Cross Cult, 25 Euro

© SZ vom 18.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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