Promi-Tipps für München:Die Woche von Serge Dorny

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"Jeder Mensch ein König", so hat Serge Dorny seine erste Spielzeit an der Bayerischen Staatsoper überschrieben. (Foto: Julian Baumann)

Vom Spaziergang im Nymphenburger Schlosspark bis zum Besuch in der Isarphilharmonie: Der neue Intendant der Bayerischen Staatsoper hat sich für die Woche von 18. bis 24. Oktober viel vorgenommen. Kultur- und Freizeit-Tipps eines Neu-Münchners.

Gastbeitrag von Serge Dorny

Die letzten drei Jahre bin ich monatlich zwischen meinem Arbeitsplatz an der Opéra National de Lyon und München hin und her gependelt. Jetzt lebe ich in München und genieße es, die Stadt als Neumünchner endlich mit mehr Zeit zu entdecken. Am Sonntag, 24. Oktober, findet die erste Opernpremiere meiner Intendanz an der Bayerischen Staatsoper statt - Schostakowitschs "Die Nase" in der Regie von Kirill Serebrennikov. Die Endproben für diese Produktion werden die Woche prägen. Gleichzeitig möchte ich auch ein wenig auf neuen und alten Wegen außerhalb der Oper unterwegs sein.

Montag: Schlendern im Schloss

Diese Woche startet für mich mit etwas ganz Besonderem: einem Mittagessen mit S.K.H. Herzog Franz von Bayern auf Schloss Nymphenburg. Auf diese Begegnung freue ich mich sehr, und auch darauf, das Schloss, seinen Garten und die Porzellanmanufaktur weiter zu erkunden.

Herbstliche Stimmung in Nymphenburg, mit Blick auf das Schloss. (Foto: Robert Haas)

Dienstag: Drama im Kino

Heute ist die Orchesterhauptprobe des Kinderstücks "Der Mondbär". Bei dieser Probe wird die gesamte Aufführung im Ablauf mit originaler Dekoration, Kostümen, Requisite und Beleuchtung mit allen Musiker:innen und Sänger:innen gespielt. Es ist mir wichtig, die Oper weiter zu öffnen und u.a. Musiktheater für junges Publikum zu entwickeln, in diesem Fall für Kinder ab drei Jahren. Am Abend geht es hoffentlich in eines der Münchner Programmkinos, vielleicht in "Schachnovelle" oder - why not - in den neuen "James Bond".

Oliver Masucci in der Neuverfilmung der "Schachnovelle" würde Serge Dorny am liebsten in einem Münchner Programmkino erleben. (Foto: Julia Terjung/dpa)

Mittwoch: Italienisch genießen

Heute wird es zahlreiche Interviews zu "Die Nase" geben. Das mediale Interesse ist hier groß. Nicht nur, dass Vladimir Jurowski, der neue Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper, und Kirill Serebrennikov, russischer Regisseur, erstmals zusammenarbeiten, sondern auch die gesellschaftspolitische Aktualität des Stücks und die Tatsache, dass Serebrennikov von Moskau aus inszeniert, wecken Interesse bei Journalist:innen aus dem In- und Ausland. Später gibt es noch ein Stück Italien bei der Hostaria Fratelli, wenn es spät wird, werde ich dort sicherlich noch ein wenig Pavarotti zu hören bekommen.

Ein Stück Italien erhofft sich der Opernmensch in der "Hostaria Fratelli" am Wiener Platz. (Foto: Stephan Rumpf)

Donnerstag: Isarphilharmonie entdecken

Auf dem Weg ins Büro freue ich mich immer wieder über die Lebendigkeit Münchens und seiner Altstadt, seine Croissants und Baguettes. Ich nehme mir noch schnell etwas mit ins Büro, bevor der Tag in der Oper beginnt. Am Abend besuche ich das von meinem guten Bekannten Kent Nagano dirigierte Konzert der Münchner Philharmoniker im neuen HP8 und bin sehr gespannt auf die Akustik.

Die Isarphilharmonie ist eröffnet. Serge Dorny ist schon gespannt auf die Akustik. (Foto: Robert Haas)

Freitag: Entspannt lesen

Heute ist die Generalprobe von "Die Nase". Ein aufregender Moment. Ich werde im Parkett sitzen und wieder einmal beeindruckt sein vom Kunstwerk Oper, das so viele Menschen auf, hinter und vor der Bühne zusammenbringen kann. Nur, dass bei der Generalprobe noch etwas Entscheidendes fehlt: das Publikum. Nach der Probe werde ich mir zu Hause eines meiner Bücher vom Nachttisch nehmen. Vermutlich Wassili Grossmans "Leben und Schicksal".

Samstag: Kunst erleben

Am Wochenende besuche ich gerne die Münchner Museen oder Galerien (wie etwa Jahn und Jahn), gehe in den Isarauen spazieren oder fahre an den Starnberger See. Ich entscheide spontan, aber diesen Samstag könnte es das Haus der Kunst und die Ausstellung "Sweat" oder das herrliche Lenbachhaus werden.

Sonntag: große Oper

Heute ist der große Tag - die erste Opernpremiere der Spielzeit. Nachmittags werde ich noch einmal mit Kirill Serebrennikov videotelefonieren, da er selber nicht bei der Premiere in München dabei sein kann, und dann werde ich für die Künstler:innen der Produktion da sein. Ich freue mich, auch Sie bei "Die Nase" im Nationaltheater oder bei unserem Livestream begrüßen zu dürfen. Toi Toi Toi allen Beteiligten!

Szenenbild aus der ersten Oper der Spielzeit: "Die Nase" kommt im Nationaltheater zur Aufführung. (Foto: Wilfried Hösl)

Serge Dorny wurde 1962 im belgischen Wevelgem geboren. Nach zahlreichen Stationen als Dramaturg und künstlerischer Leiter in namhaften Häusern in ganz Europa leitete er viele Jahre die Oper Lyon. Zuvor war er Generaldirektor und Künstlerischer Leiter des London Philharmonic Orchestra. Nun, zu Beginn der Spielzeit 2021/22 tritt Dorny die Intendanz der Bayerischen Staatsoper München an, als Nachfolger von Nikolaus Bachler.

(Anmerkung der Redaktion: Der Gastautor hat sich für die Schreibweise mit Gender-Doppelpunkt entschieden. Da es sich um einen persönlichen Artikel handelt, wurde dies entgegen der sonstigen SZ-Regelung übernommen.)

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