Kurze Versammlung:Angenehmes Pflaster

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Auf der Schäftlarnstraße wünschen sich Anwohner eine Tempo-30-Regelung. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Sendlinger fordern die Stadt vergeblich auf, den Verkehr auf der Schäftlarnstraße zu verlangsamen. Große Streitpunkte gibt es darüber hinaus im Stadtbezirk aber offenbar nicht.

Von Julian Raff

Ihren Nachholbedarf an Information und Mitsprache haben die Sendlinger offenbar gedeckt: Mit 190 Teilnehmern und 15 Antragstellern ging es auf der Bürgerversammlung am Dienstagabend vergleichsweise ruhig zu, nachdem im Vorjahr die Turnhalle an der Gaißacher Straße den Andrang nach der Corona-Pause gerade so hatte aufnehmen können.

Für die städtische Seite erwies sich der Stadtteil erneut als angenehmes Pflaster, wie Sitzungsleiterin Katrin Habenschaden (Grüne) nach nur zwei Stunden bilanzierte. Die Redner fassten sich kurz. Das neue Verfahren, über Anträge sofort abzustimmen statt am Ende des Abends, bewährte sich in Form hoher Beteiligung. In der Sache stellen sich die Sendlinger dabei auch mal quer zum städtischen Kurs.

Nicht zum ersten Mal fordern sie zum Beispiel Tempo 30 auf der Schäftlarnstraße, die auf gut zwei schnurgeraden Kilometern nur von der Brudermühl-Kreuzung unterbrochen wird und den Gasfuß entsprechend anregt. Auch nachdem eine Vertreterin des Mobilitätsreferats erklärt hatte, dass die Einstufung als "wichtige Verbindungsstraße" kein Tempo 30 zulasse, erneuerte die Versammlung ihre Forderung fast einstimmig. Unwohl auf der Schäftlarnstraße fühlen sich nicht zuletzt Radfahrer, für die es nur schmale, unterbrochene Wege gibt. Dabei ließe sich ein Teil der parallelen, verwilderten Isartalbahn-Trasse zum Radschnellweg umfunktionieren.

Die bisherigen Naturschutz-Einwände sollten neu geprüft werden, nachdem der Grüngürtel an der Franz-von-Rinecker-Straße ohnehin durchbrochen wurde, forderte die Versammlung mit großer Mehrheit. Die übrigen Verkehrsanliegen betrafen ausschließlich Verbesserungen für Fußgänger und Radler. Gegen die Umwandlung weiterer Auto- in Fahrradstellplätze haben die Sendlinger offenbar nichts einzuwenden, da musste der Bezirksausschuss-Chef Markus Lutz (SPD) nicht lange um Verständnis bitten.

Auf einer Linie mit dem BA blieb die Versammlung auch in der Frage, ob die neue Sportanlage am Neuhofener Berg zwecks längerer Nutzung an Winterabenden beleuchtet werden soll. Der BA habe das Verhältnis zu den Anwohnern fein austariert und sich daher - von Lichtverschmutzung und Energiekrise ganz abgesehen - gegen Flutlicht ausgesprochen, erklärte Lutz. Die Versammlung folgte dem mehrheitlich und regte stattdessen einen Trinkwasserbrunnen und eine kleine Zusatzrampe für Skate-Anfänger an. Ein Wunsch mit Chancen, schließlich hat die Stadt auf einen Bürgerantrag von 2021 rasch reagiert und stellt die baldige Einrichtung einer Toilette an der Anlage in Aussicht - fehlt nur noch eine solche am neuen Flaucher-Spielplatz, wie sie ein anderer Antrag fordert.

An der Alramstraße und anderswo im Viertel sind private Bauprojekte ins Stocken geraten, nicht aber der soziale Wohnungsbau, wie Habenschaden eingangs betonte. Dabei würden sich zumindest die Mieter der Genossenschaft "Verein für Volkswohnungen" an der Fall-/ Ecke Zechstraße eine Bedenkzeit wünschen. Die 152 bezahlbaren Wohnungen sollen erhalten bleiben, dennoch wehren sich die Mieter gegen den für 2024 geplanten, noch nicht final genehmigten Teilabriss und Neubau ihres 111 Jahre alten Wohnhauses - mit fast einstimmigem Rückhalt aus der Bürgerversammlung.

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