Schwabing:Nicht nur die Sphingen kehren zurück

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Stadtverwaltung stellt originalgetreue Rekonstruktion der Westfassade am Nordfriedhof in Aussicht

Von Stefan Mühleisen, Schwabing

Im Zuge einer anstehenden Generalsanierung des Nordfriedhofs soll auch die Westfassade des denkmalgeschützten Bauwerks an der Ungererstraße originalgetreu wiederhergestellt werden. Das stellt das städtische Kommunalreferat in einem Brief an den örtlichen Bezirksausschuss Schwabing-Freimann in Aussicht. "Es besteht Einigkeit zwischen den Beteiligten, dass eine Rekonstruktion der Westfassade im Rahmen der Generalsanierung untersucht und, soweit fachlich und aus denkmalschutzrechtlicher Sicht möglich, umgesetzt wird", heißt es in dem Schreiben.

Die Beteiligten, das sind verschiedene Behördenstellen, darunter das Kommunalreferat und die Untere Denkmalschutzbehörde, die nun einen Antrag des Bezirksausschusses ausdrücklich befürworten. Im Dezember 2018 hatte sich das Gremium hinter einen Appell der örtlichen Freien Wähler an die Stadt gestellt, die Westfassade des Nordfriedhofs samt Inschriften und Reliefs historisch exakt zu restaurieren; einen ähnlichen Antrag brachte auch die CSU-Fraktion im Rathaus ein. Die Schwabinger und Freimanner Politiker hatten dies im vergangenen Jahrzehnt bereits mehrfach gefordert.

Das Kommunalreferat teilt nun mit, dass die Sanierung des Nordfriedhofs zunächst zugunsten des dringlicheren Westfriedhofs zurückgestellt worden war. Jedoch seien parallel für den Nordfriedhof bereits Machbarkeitsstudien erstellt worden. Nun sei noch ein "tragfähiges Raum- und Funktionsprogramm" nötig, welches derzeit erarbeitet werde. Wie aus dem Brief hervorgeht, dürfte auch eine entsprechende kunsthistorische Expertise noch ausstehen. Denn nach Einschätzung der Unteren Denkmalschutzbehörde seien, so steht es in dem Papier, noch "erhebliche Vorarbeiten" zu leisten, vor allem Recherchen zu Bildquellen und Archivalien zur "fachgerechten Herstellung der fehlenden Inschriften". Überdies legt das Schreiben nahe, dass noch keine Genehmigung für die Restaurierungsmaßnahme vorliegt; diese muss die Stadt wohl bei der Landesdenkmalbehörde einholen.

Über die Quellenlage zur Originalgestalt der Westfassade des Friedhofsbaus dürfte Dirk Heißerer, Literaturwissenschaftler und Vorsitzender des Thomas-Mann-Forums München, ein gefragter Experte sein. Er hatte dem Bezirksausschuss zuletzt von der kulturgeschichtlichen Bedeutung vor allem des Portals berichtet und dabei auch Möglichkeiten für eine Rekonstruktion der reich geschmückten Fassade anhand von historischen Fotografien und Zeugnissen aufgezeigt. Er nannte die Wiederherstellung der Fassade nach historischem Vorbild "ein religions- und kulturgeschichtliches Projekt von kaum zu überschätzender Bedeutung".

Ähnliche Worte hatte Heißerer zuletzt beim Auftakt einer separaten Rekonstruktionsaktion am Nordfriedhof gewählt: Seit Mitte April arbeiten gut ein Dutzend Steinmetz-Meisterschüler an einer originalgetreuen Replik einer der beiden Sphinx-Skulpturen, die einst an der Eingangstreppe platziert waren - und in den Sechzigerjahren auf obskure Weise verschwanden. Die erste dieser steinernen Plastiken soll am 11. Juli fertig sein; über die andere muss der Stadtrat noch gesondert entscheiden.

© SZ vom 19.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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