Schwabing:Näher an der Natur

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Der Stadtacker am Ackermannbogen soll zum Modellprojekt für einen Mehr-Zonen-Garten werden, der sich durch Vielfalt auszeichnet

Von Ellen Draxel, Schwabing

Der Stadtacker im Neubauquartier am Ackermannbogen ist ein Erfolgsprojekt. Dort werden nicht nur Obst, Gemüse und Kräuter angebaut, auch die Biodiversität und das soziale Miteinander spielen auf dem rund 1000 Quadratmeter großen Gelände eine zentrale Rolle. So zukunftsweisend ist das Konzept, dass der grüne Lernort erst vor kurzem als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt im Rahmen des Sonderwettbewerbs "Soziale Natur - Natur für alle" ausgezeichnet worden ist.

Nun aber haben sich die Aktiven des Ackermannbogen-Vereins ein weiteres Ziel gesetzt: Sie wünschen sich für Münchens Stadtquartiere Mehr-Zonen-Gärten. "In Zeiten, in denen durch Nachverdichtung das Grün immer mehr aus den Ballungsgebieten verschwindet, ist es umso wichtiger, die verbleibenden Freiflächen ökologisch und sozial aufzuwerten", heißt es in dem Konzeptpapier zum Thema "Vielfalt im Quartier" des Vereins. Mehr-Zonen-Gärten, bestehend aus "Nutzgarten, artenreichen Wildblumenwiesen, vielgestaltigen Hecken mit dazugehörigem Unterwuchs und einem Bereich nach dem Prinzip des essbaren Wildpflanzenparks", könnten dazu "einen wichtigen Beitrag leisten".

Modellprojekt eines solchen Mehr-Zonen-Gartens soll der Ackermannbogen werden - mit seinem Gemeinschaftsgarten als "Keimzelle". Konkret heißt das: Der westliche Rasenstreifen entlang des Stadtacker-Zauns soll sich in eine Wiese verwandeln, die nur zweimal im Jahr gemäht wird. Im Süden stellen sich die Aktiven eine "wärmeliebende Ruderalflur" vor, eine Art Wildnis, die dem Standort angepasste Tier- und Pflanzenarten sich erst erobern müssen. In dieser Zone sollen in Kooperation mit der Wildtierstiftung auch zwei Wildbienen-Niststämme etabliert werden. Im Fokus steht zudem der Bereich östlich des Gemeinschaftsgarten-Zauns: Dort ist eine "Naschhecke" vorgesehen, die gemeinsam mit den Nachbarn angelegt und gepflegt werden soll.

"Die Erhöhung des Anteils naturnaher Wiesen und Blühflächen im öffentlichen Grün wird in der Biodiversitätsstrategie München als vordringlicher Umsetzungsbaustein aufgeführt", argumentieren die Vereinsaktiven Heidrun Eberle und Konrad Bucher. Die Rasenflächen rund um den Stadtacker eigneten sich hierfür "bestens". Selbst in einem dicht bebauten, urbanen Umfeld erfüllten bereits kleine Flächen ihre Funktion als "Biotoptrittsteine".

Das sehen auch Westschwabings Lokalpolitiker so, die das Projekt unterstützen. In einem Antrag an die Gartenbauabteilung des städtischen Baureferats bittet der Bezirksausschuss die Behörde, bereits im kommenden Frühjahr entsprechende Blühflächen am Stadtacker des Quartiers anzulegen und zu pflegen. Das Vereinskonzept sieht außerdem vor, mit zwei benachbarten Schulen eine "Gartenschule" aufzubauen, in der Kinder und Jugendliche "Gestaltungskompetenzen erfahren und entfalten können".

© SZ vom 31.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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