Schwabing:Georgenschwaige-Bad wird zum großen Freizeitpark umgebaut - vorerst

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Baggern im Pool: Aus dem Schwimmbecken der Georgenschwaige wird eine Beachvolleyballanlage. (Foto: Robert Haas)

Weil das Freibad in Schwabing nach einem Brand nicht öffnen kann, sollen die 26 600 Quadratmeter anders genutzt werden. Was auf dem Gelände nun entsteht.

Von Thomas Anlauf

Ein Bagger schaufelt sich durchs Schwimmbecken. Er wirft feinen Sand in die Luft und verteilt ihn dann gleichmäßig im Bassin. Noch ist der blaue Beckenrand im Georgenschwaige-Bad zu erkennen, doch schon in wenigen Tagen soll sich der Pool in ein Beachvolleyballfeld verwandelt haben. Natürlich zum Leidwesen der Stammgäste des Schwabinger Freibads. Aber in diesem Jahr wäre es ohnehin unmöglich gewesen, dass in den zwei Becken im Luitpoldpark Menschen ihre Bahnen ziehen oder im Kinderpool planschen. Ein Brand in einem Betriebsgebäude hat im März die gesamte Bädertechnik zerstört. Nun wollen die Stadtwerke allerdings das Beste aus dem Desaster machen: Das weitläufige Gelände mit seinen 26 600 Quadratmetern Liegewiese und vielen alten Bäumen wird in diesem und im kommenden Jahr ein großer Freizeitpark, mit Sportangeboten, Biergarten, Kinderecke und Open-Air-Kino.

Nach dem verheerenden Brand, der möglicherweise von einem Wohnungslosen verursacht worden war, der im Betriebsgebäude ein Lagerfeuer entfacht hatte, war an einen Bäderbetrieb in diesem Sommer nicht mehr zu denken. Die gesamte Technik für das Bad sei zerstört, es gibt bislang nicht einmal mehr Strom im westlichen Teil des Geländes. Doch das Freibad sollte ohnehin in den kommenden Jahren in ein klimaneutrales Naturbad umgewandelt werden. "Dafür brauchen wir aber eine ganz andere Technik", sagte am Montag Werner Albrecht, der bei den Stadtwerken München (SWM) als Geschäftsführer nicht nur für das Personalwesen, sondern auch für die Bäder und die Immobilien der SWM zuständig ist.

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Deshalb wurde kurzfristig entschieden, dass das Sommerbad nun bereits ein Jahr früher als geplant geschlossen bleibt. Allerdings haben die neuen SWM-Bäderchefinnen Nicole Gargitter und Clara Kronberger schnell reagiert: Eine Zwischennutzung soll her, bevor der tatsächliche Umbau des Sommerbads 2023 offiziell beginnt. Das Team der Münchner Stadtmedien GmbH, das seit Jahren das Kino am Olympiasee betreibt, hatte sofort eine Idee für das stillgelegte Bad. "Unserer Kooperationspartner hat ein Rundum-Paket für das Freigelände unseres Bads Georgenschwaige auf die Beine gestellt, das uns überzeugt hat", so Bäder-Chefin Clara Kronberger. Und ihre Kollegin Nicole Gargitter betont, das künftige Angebot "steht für fast alles, was bei schönem Wetter Spaß macht. Perfekt wäre es natürlich mit Schwimmgelegenheiten, das ist jedoch aus den bekannten Gründen leider nicht realisierbar."

Es ist noch viel zu tun, bis die Zwischennutzung im Sommerbad eröffnet werden kann - etwa das Verlegen von Kabelkanälen. (Foto: Robert Haas)

Dafür entstehen derzeit in den beiden Pools Beachvolleyballfelder, insgesamt werden es vier Plätze. Daneben soll es zwei Beachsoccer-Felder geben und Platz für Kleinfeld-Fußball. Der Biergarten nebenan steht schon fast, es soll dort sogar eine eigene Familienecke mit Tischen und Bänken unter den Bäumen geben, wo die Eltern einen guten Blick auf die Spiellandschaft für die Kinder haben. Dahinter schließt sich dann das Open-Air-Kino an mit voraussichtlich 600 Sitzplätzen. "Wir zeigen dort Arthouse und ein bisschen Nischenprogramm", sagt Patrick Diesing, Geschäftsführer der Münchner Stadtmedien. Er wolle auch mit jungen Filmemachern und der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) zusammenarbeiten. Andere junge Künstlerinnen und Künstler sollen ebenfalls eine Chance bekommen - auf einer Kleinkunstbühne direkt am Biergarten. Es sollen keine lauten Bands auftreten, sondern Kleinkünstler, vielleicht eine A-cappella-Gruppe oder Poetry-Slammer aus München.

Das neue Freizeitangebot im Grünen zwischen Belgradstraße und Petuelring soll so bald wie möglich starten und auch im Winter sowie im kommenden Sommer geöffnet bleiben. "Fritzi und Karl" nennen die Betreiber Patrick Diesing und Felix Lechner das Interims-Projekt, das an die Architekten des Bads, Fritz Bahlo und Karl Meitinger, erinnern soll. Bis die Bagger für den eigentlichen Umbau des Sommerbads anrollen, soll es ein günstiges Freizeitangebot sein. Der Eintritt kostet für Erwachsene zwei Euro, ermäßigt ein Euro. Natürlich gibt es nach wie vor Beschränkungen. Maximal 1800 Besucher täglich können das umgebaute Bad besuchen.

Bäderchefin Nicole Gargitter und SWM-Geschäftsführer Werner Albrecht packen mit an. (Foto: Robert Haas)

Ursprünglich war geplant, das "Fritzi und Karl" schon am 7. Juli zu öffnen, doch daraus wird wohl wegen der zahlreichen ausstehenden Genehmigungen nichts. Schließlich haben die Betreiber erst vor vier Wochen erfahren, dass sie die Georgenschwaige pachten können. Jetzt wird es voraussichtlich Mitte Juli, geöffnet ist zunächst bis 3. Oktober täglich von neun bis 22 Uhr, so lange läuft auch der Biergartenbetrieb. Im Winter könnte es auf dem Gelände einen Weihnachtsmarkt und eine Eislaufbahnbahn geben. Davor liegt hoffentlich noch ein langer Sommer.

© SZ vom 29.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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