Freibäder in München:Der schöne, ferne Traum vom Schwimmen

Hitze in Bayern

Ungeimpfte Jugendliche unter 18 Jahren dürfen trotz 2-G-Regel ins Schwimmbad - sofern sie in der Schule negativ auf Corona getestet wurden.

(Foto: Sven Hoppe/Sven Hoppe/dpa)

Wie oft wurde in dieser Pandemie schon beteuert, dass man die Kinder jetzt aber wirklich im Blick haben will? Und wieder schaffen es Stadt und Stadtwerke, haarscharf über sie hinweg zu sehen.

Kommentar von Ann-Kathrin Eckardt

Calippo, Mäusespeck, Pommes rot-weiß - so schmeckt der Schwimmbadsommer für Kinder schon seit Generationen. In diesem Jahr aber warten viele in München noch immer vergebens auf ihren ersten Schwimmbadbesuch. Am Wetter liegt es nicht. Schuld ist das stark reduzierte Corona-Kartenkontingent der Münchner Freibäder. Und selbst wenn es den Eltern am Ende doch noch gelingt, bei irgendeinem der Münchner Freibäder auf Reservieren zu klicken: Die Freunde toben dann leider woanders durchs Wasser.

Kinder - wie oft wurden sie in dieser Pandemie schon von allen Seiten bemitleidet? Wie oft wurde schon beteuert, dass man sie JETZT ABER WIRKLICH im Blick haben werde? Und wieder schafft es die Stadt, schaffen es die Münchner Stadtwerke, haarscharf über ihre Köpfe hinweg zu blicken. Ein Schwimmbadbesuch mit Freunden bleibt für viele in diesen ersten Sommerwochen ein schöner, aber ferner Traum - erst recht, wenn sie Eltern haben, die keine logistischen Meisterleistungen vollbringen können.

Wo bleiben innovative Lösungen? Was haben sich die Stadtwerke seit vergangenem Sommer (als es bereits viel Frust wegen der Tickets gab) überlegt? Auch viele Schwimmer ohne Reservierung, die morgens vor leeren Schwimmbädern mit Verweis auf den nachmittäglichen Ansturm abgewiesen werden, würden sich über etwas mehr Einfallsreichtum freuen. Warum nicht den Tag in drei Zeitzonen einteilen? Morgens und mittags könnten vornehmlich die Rentner und Schwimmer kommen, am Nachmittag die Familien.

Warum kann man Tickets immer noch nicht stornieren? Was spricht gegen ein Kartenkontingent für Kinder und Jugendliche, wie es Dominik Krause, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Münchner Grünen, vorschlägt? Mögliche Beschwerden der Rentner? Nicht wirklich. Oder warum nicht ganz auf Online-Tickets verzichten und stattdessen es wie viele Schwimmbäder in Österreich machen, die die aktuelle Anzahl der Badegäste live im Netz anzeigen? So kann jeder selbst abschätzen, ob sich die Fahrt zum Schwimmbad für ihn oder sie noch lohnt.

Und liebe Staatsregierung: Es wäre jetzt auch an der Zeit, die Quadratmeter-Vorschriften pro Besucher in Freizeiteinrichtungen - und zu denen zählen auch die Freibäder - zu überdenken. Ein Besucher pro zehn Quadratmeter? In den Biergärten sitzen die Erwachsenen wesentlich dichter gedrängt. Ach ja, und wo lernen die Kinder noch mal das Schwimmen? In der Badewanne eher nicht.

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