Schule im Umland:Ein Gymnasium als Geschenk

Lesezeit: 2 min

Im Landkreis Dachau finanziert die Stadt München eine weiterführende Schule - und liefert die Schüler gleich mit.

Von Melanie Staudinger, München

Für Karlsfeld im Landkreis Dachau kam eine gute Nachricht zum Jahresende: Endlich kann auf Gemeindegebiet ein Gymnasium gebaut werden. Seit vielen Jahren versuchen die Kommunalpolitiker, eine weiterführende Schule an der Grenze zu München zu etablieren - bisher scheiterte es an fehlenden Schülern.

Ohne die Landeshauptstadt wäre das Projekt nicht zustande gekommen: München liefert nun nämlich nicht nur die erforderlichen Schülerzahlen zu, damit das Gymnasium genehmigt werden kann. Die Stadt zahlt sogar einen Zuschuss zu den Baukosten im "zweistelligen Millionenbereich", wie Münchens Schulbürgermeisterin Christine Strobl (SPD) sagt.

Rathaus
:München spart an Schulen

CSU und SPD zwingen das Bildungsreferat dazu, weniger Geld auszugeben.

Von Dominik Hutter und Melanie Staudinger

Doch es geht in diesem Fall um weit mehr als die finanzielle Unterstützung. Das Karlsfelder Gymnasium ist das wohl konkreteste Vorhaben im Plan von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), mit den Umlandgemeinden besser zusammenzuarbeiten. Diese hatten viele Jahre lang eine zu starke Dominanz der Landeshauptstadt in der Region kritisiert:

München bekomme die Arbeitsplätze und damit die Gewerbesteuer, die Gemeinden blieben hingegen auf den Kosten für die soziale Infrastruktur sitzen, weil sie Wohnraum schaffen sollten. München ignorierte diese Beschwerden lange - bis Reiter zum Stadtoberhaupt gewählt wurde. Er wolle "auf Augenhöhe" mit dem Umland kommunizieren, erklärt er stets. Nur gemeinsam könnten die Aufgaben bewältigt werden.

Der Handlungsbedarf wurde auch bei der regionalen Wohnbaukonferenz deutlich, zu der Reiter im März 2015 geladen hatte. Eines der Ergebnisse: Weil das Wachstum im Großraum nicht an der Stadtgrenze aufhört, müssten die Kommunen nicht nur beim Thema Wohnen, sondern auch beim Verkehr und im Bildungsbereich mehr kooperieren, wenn sie mit der steigenden Bevölkerungszahl klarkommen wollen.

Erste Projekte sind bereits angeleiert worden, wie das federführende Planungsreferat bestätigt. So ist OB Reiter im November mit Landräten und Bürgermeistern nach Berlin gefahren, um dort für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur zu kämpfen. Mit Erfolg: Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sagte bei dem Besuch zu, dass die Finanzierung der zweiten S-Bahn-Stammstrecke am Bund nicht scheitern werde.

SZ-Dienst
:SZ München-News per WhatsApp, Telegram oder Insta

Wissen, was München bewegt: Der WhatsApp-Kanal der Süddeutschen Zeitung bietet einen schnellen und bequemen Nachrichtenservice für die Stadt. Abonnieren Sie ihn kostenlos.

Im Südwesten Münchens haben sich die Würmtal-Gemeinden mit der Landeshauptstadt zu einem Verein zusammengeschlossen, der sich um das Regionalmanagement kümmern soll, um Konzepte etwa für den Radverkehr oder für Siedlungsflächen. Im Norden soll es einen Verkehrsplan geben. So ist ein Radschnellweg nach Garching in der Diskussion.

Allerdings ist keines dieser Projekte so weit gediehen wie das Karlsfelder Gymnasium. Die rechtlichen Fragen des Vorhabens sind seit Kurzem geklärt. "Die Regierung von Oberbayern hat einem freiwilligen Zuschuss der Stadt München zugestimmt", sagt Strobl. Mindestens dreizügig soll die Schule werden, also jeweils drei Parallelklassen in jeder Jahrgangsstufe haben. Eineinhalb bis zwei Züge sollen mit Münchner Schülern gefüllt werden. "Wir erhoffen uns davon eine deutliche Entlastung des Schulstandorts München", sagt Strobl. Schließlich seien die Gymnasien in der Stadt sehr voll. Jede weitere Einrichtung bringe Entspannung. Schulträger soll wie bei allen neuen Einrichtungen der Freistaat werden.

Für die Stadt München ist die Kooperation mit dem Landkreis Dachau in dieser Form ein Novum. Zwar gibt es bereits eine Zusammenarbeit im Schulbereich. In Karlsfeld existiert die Verbandsgrundschule, in Pullach unterhält die Stadt einen Zweckverband mit dem Landkreis München für das Otfried-Preußler-Gymnasium Pullach. Der Unterschied ist, dass München hier als Sachaufwandsträger auftritt, sich also um anstehende Sanierungen ebenso kümmern muss wie um die Ausstattung der Schule mit Sekretärinnen, einem Hausmeister und den notwendigen Unterrichtsmaterialien wie Möbel, Tafeln und Büchern.

In Karlsfeld soll es bei dem freiwilligen Zuschuss und den gesetzlich vorgeschriebenen Gastschulbeiträgen für Münchner Schüler bleiben, die das Gymnasium nahe des S-Bahnhofs dann besuchen werden. Sollte sich die Kooperation bewähren, so sei es durchaus denkbar, auch mit anderen Kommunen wie etwa dem Landkreis München über gemeinsame Schulprojekte zu verhandeln, sagt Bürgermeisterin Strobl. Wann das Karlsfelder Gymnasium eröffnen wird, steht bisher noch nicht fest. Laut Strobl müssten sich die Dachauer jetzt um die Planung und den Bau kümmern.

© SZ vom 05.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: