Sanierung:Die Last mit der Anlage

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Das Gräfelfinger Kraftwerk ist unrentabel, lässt sich aber sanieren - was teuer kommt. Die Politik wägt die Optionen

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Das unrentable Wasserkraftwerk Kraemermühle in Gräfelfing wird die Gemeinderäte noch eine weitere Runde beschäftigen. Nachdem in den vergangenen zwei Jahren verschiedene neue, aber auch kostspielige Kraftwerkstechniken untersucht worden waren, hat ein Experte nun noch einmal die alte Anlage genau untersucht. Sein Fazit: Das Wasserkraftwerk lässt sich sanieren und durchaus verbessern. Eine entscheidende Leistungssteigerung ist jedoch nicht möglich. Außerdem bleibt die alte Anlage mangelhaft, was den Hochwasserschutz angeht.

Die Gemeinde muss sich bald entscheiden, was mit dem Wasserkraftwerk geschehen soll. Im Jahr 2019 läuft das Wasserrecht der Kommune aus. Will sie die Anlage weiter betreiben, muss sie einen neuen Antrag stellen und damit auch neue Richtlinien etwa zur ökologischen Durchgängigkeit erfüllen. Doch das stromproduzierende Werk ist ein Minusgeschäft. Jedes Jahr verursacht es 7000 Euro an Kosten, anstatt Geld durch die Stromgewinnung in die Gemeindekasse zu spülen. Dass das noch nicht mal 30 Jahre alte Werk schlecht konzipiert ist und nicht effizient läuft, haben ihm schon mehrere Experten bescheinigt.

Die Analyse von Ingenieur Stefan Wöllisch zeigt erneut auf, dass der Standort nicht gut ausgebaut ist. Die vorhandene Wassermenge werde nicht optimal genutzt. Um das Werk zu sanieren und wenigstens etwas zu verbessern, müsste ein neuer Rechen eingebaut werden, damit Treibgut besser weitertransportiert wird und nicht die Anlage lahmlegt. Auch die Durchlässigkeit für Fische sei zu optimieren und eine zusätzliche Hochwasserentlastungsanlage wäre nötig. Das kostet unter dem Strich rund 660 000 Euro. Eine Leistungssteigerung würde die Gemeinde damit jedoch nicht erzielen. Diese sei nur durch eine neue Kraftwerkstechnik möglich, meinte Wöllisch. Das hat die Gemeinde bereits für ein Schachtkraftwerk im Jahr 2016 prüfen lassen. Die Kosten lägen bei rund 1,2 Millionen Euro und würden sich nach 26 Jahren amortisiert haben. Es würde sich lohnen, diese Variante erneut genau anzuschauen, riet Wöllisch. Denkbar wäre auch der Einbau von zwei Turbinen. "Zur Jahrhundertwende waren schon mal zwei Turbinen vorhanden, das war eine gute Idee."

Der Gemeinde bleibt noch die Option, das Kraftwerk aufzugeben und zurückzubauen. Für den Ingenieur wäre das "die traurigste Lösung". Die Variante ist jedoch für manche Gemeinderäte noch nicht vom Tisch. Mathias Pollok (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing) plädierte dafür, Investitionen genau abzuwägen. "Wir schleppen da ein großes Erbe mit uns herum." Jörg Scholler (FDP) schlug vor: "Entweder das Werk optimal ausbauen, oder der Natur zurückgeben." Auch Günter Roll (Bürgerverein Gräfelfing-Lochham) sprach sich dafür aus, lieber Geld in eine rentable Anlage zu investieren, als den Bestand notdürftig zu sanieren. Die Gemeinde will noch weitere technische Lösungen prüfen lassen.

© SZ vom 10.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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