Sanierung des Gasteig:Philharmoniker diskutieren Umzug in Kraftwerk

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Seit rund 50 Jahren steht das ehemalige Heizkraftwerk in Aubing leer. Es wirkt nach Einschätzung der Denkmalpfleger "fast wie eine Kathedrale". (Foto: Catherina Hess)
  • Die Philharmoniker sind auf der Suche nach einer Interimsspielstätte für die Zeit, in der ab 2020 der Gasteig saniert wird und ein neuer Konzertsaal noch nicht fertig ist.
  • Als geeignete Möglichkeit gilt ein altes Heizkraftwerk in Aubing.
  • Die Halle wäre zwar groß genug - die Anbindung für die Konzertbesucher muss alllerdings noch untersucht werden.

Von Ellen Draxel, Franz Kotteder, Christian Krügel

Lkw-Stellplätze, Bahngleise, Industriebrachen - die Gegend in Aubing erinnert nicht gerade an das, was der Münchner Klassikfreund unter einer Musiklandschaft verstehen würde. Und doch kann es gut sein, dass er sich bald mit dieser Umgebung anfreunden muss.

Denn aus der monumentalen Halle des alten Heizkraftwerks an der Rupert-Bodner-Straße 3 in Aubing könnte bald die neue Heimat der Münchner Philharmoniker und anderer Orchester werden: Der riesige Bau, der dem Tankstellenbetreiber Allguth gehört, gilt als aussichtsreiche Option für eine Interimsspielstätte. Die brauchen die Musiker, wenn von 2020 an die Philharmonie im Gasteig generalsaniert wird und ein neuer Konzertsaal bis dahin noch nicht fertig ist. "Das Heizkraftwerk ist eines unserer möglichen Ausweichquartiere", bestätigt Kulturreferent Hans-Georg Küppers (SPD), "ich halte es für gut geeignet."

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Was es mit dem Heizkraftwerk auf sich hat

Die 45 mal 25 Meter große Halle wurde 1940 bis 1942 erbaut und diente gut 20 Jahre lang der Bahn als Heizkraftwerk im Abstellbahnhof Pasing-West. Seit Mitte der Sechzigerjahre steht das Gebäude leer, in den Neunzigern fanden dort eine Zeit lang Techno-Partys statt. Wer der Architekt des Baus ist, ist bis heute unklar. Die Denkmalschützer loben aber die Qualität der Architektur, die unbedingt zu erhalten sei. Die Allguth GmbH kaufte das Areal 2005, ihre Geschäftsführer Christian und Michael Amberger wollten dort eigentlich die neue Firmenzentrale hineinbauen. Die Pläne wurden aber nie realisiert.

Um die Not der Münchner Orchester während der Gasteig-Sanierung wissend, entwickelte Michael Amberger nun die Konzertsaal-Idee. "Ein Saal für 1800 Zuschauer ist dort problemlos unterzubringen", sagt der Allguth-Geschäftsführer. Er bestätigt, mit den Philharmonikern und dem Kulturreferat in intensiven Gesprächen zu stehen.

SZ-Karte (Foto: N/A)

Nach SZ-Informationen besichtigten sogar schon Intendant Paul Müller und der neue Chefdirigent Valery Gergiev die Halle. Letzterer soll von den Raummaßen beeindruckt gewesen sein, die einen Konzertsaal wie in Luzern möglich machen würden. Kulturreferent Küppers betont aber, dass sich die Stadt keineswegs schon festgelegt habe. Man wolle sich nur frühzeitig auf die Suche nach Interimsspielstätten machen.

Wie der Standort ankommen könnte

So sollen die Philharmoniker schon vor einem Jahr die Kleine Olympiahalle besichtigt haben, Verhandlungen mit dem Olympiapark gab es aber nicht. Eine Spielstätte in Aubing wäre für die Konzert-Abonnenten wohl gewöhnungsbedürftig, "weil sie etwas weit von der Stadtmitte entfernt ist", glaubt Küppers. "Aber es handelt sich ja schließlich nur um eine Übergangslösung."

In Aubing wäre man von der Nutzung der Halle begeistert. "Das wäre für unseren Stadtbezirk eine wahnsinnige Bereicherung", sagt Sebastian Kriesel (CSU), Vorsitzender des zuständigen Bezirksausschusses. Es habe schon Überlegungen gegeben, in der Halle eine Tanzschule zu eröffnen, auch Nutzungen als Café oder als Wohnkomplex seien diskutiert worden.

Mittlerweile sei aber klar, dass der Bereich reines Gewerbegebiet bleiben soll. Der Standort sei zwar gut über die A 99 angebunden. Man müsste nur sicherstellen, "dass die Besucher dann nicht durch das ganze Wohngebiet fahren", so Kriesel. Auch die S-Bahn-Station Langwied sei zwar in der Nähe, "aber eben nicht gleich daneben". "Die Verkehrsströme", meint Kriesel, "müsste man wohl durch einen Gutachter untersuchen lassen".

© SZ vom 17.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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