Kurzkritik:Herrlich musikantisch

Lesezeit: 1 min

Wollte eigentlich nie Solistin werden: Mit ihren Musikerfreunden spielt Starklarinettistin Sabine Meyer gerne Kammermusik. (Foto: Steven Haberland)

"Sabine Meyer & Friends" verbreiten im Herkulessaal pure Lebenslust.

Von Klaus Kalchschmid, München

Jugendlich übermütige und doch feinste, reife Kammermusik sind das Septett Es-Dur op. 20 des 29-jährigen Ludwig van Beethoven aus dem Jahr 1799 und die erste Serenade D-Dur op. 11 von Johannes Brahms, komponiert über ein halbes Jahrhundert später im zarten Alter von gerade mal 25! Diesen beiden im Charakter so ähnlichen und doch unterschiedlichen Werken widmeten sich im Herkulessaal neun Solisten und doch ein Kammermusik-Ensemble par excellence: Die Streicher Antje Weithaas, Veronika Hagen, Mischa Meyer und Kontrabassist Knut Erik Sundquist; dazu an der Klarinette Sabine Meyer (später auch Reiner Wehle) sowie der Fagottist Dag Jensen und (bei Brahms) die Flötistin Andrea Lieberknecht.

Auch wenn das Programm mit "Sabine Meyer & Friends" beworben wurde, war natürlich Geigerin Antje Weithaas die Primaria und ihre Spiellust muss wahrlich ansteckend sein, nicht nur innerhalb des Streicher-Quartetts. Je sechs Sätze haben Septett (Beethoven) und Nonett (Brahms), darunter jede Menge Menuette und Scherzi, die so herrlich musikantisch rustikal dargeboten wurden, dass man am liebsten dazu getanzt hätte. Wunderbar verspielt kam der Variationen-Satz daher und fulminant feurig gelang das abschließende Presto Beethovens. Aber auch das gewichtige Final-Rondo der Brahms-Serenade leuchtete in allen Farben und wurde dargeboten, als entstünde die Musik gerade erst in diesem Moment.

Wann immer einer der neun Musiker eines der vielen schönen Soli hatte, kostete er es in vollen Zügen aus, fand aber sofort wieder in das kammermusikalische Miteinander zurück. So war es die blanke Freude beim Zuhören, von Beethoven wie Brahms einmal nicht hochkomplexe, sperrig verdichtete Spätwerke oder tief melancholisch Verschattetes und Verquältes zu hören, sondern die pure Lebenslust. Was für ein frühlingshaftes Gegengift angesichts der inneren Lähmung durch Pandemie und Krieg.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: