Hertzkammer:Vielgestaltig

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Versierter Elektronik-Universalist: Roman Flügel. (Foto: Roman Flügel)

In Sachen stilistischer Variabilität macht dem Produzenten und DJ Roman Flügel seit gut 30 Jahren niemand etwas vor. Nun legt er im Blitz Club auf.

Von Martin Pfnür

Das einst im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens beheimatete und nach Oscar Wildes ewig schönem Proto-Snobisten benannte Dorian Gray war vieles zugleich. Eine luxuriös ausgestattete Disco als Hommage auf das New Yorker Studio 54. Ein sperrstundenbefreiter Schicki-Treff, der Prominenz wie Prince, Franz Beckenbauer oder Roger Moore anzog. Und einer der ersten Techno-Tempel Deutschlands, in dem Frankfurte r DJs wie Sven Väth bereits Ende der Achtziger einen Sound auflegten, den man bis dahin kaum je gehört hatte: Acid House, frisch herübergeweht aus den Hochburgen Detroit und Chicago.

Für den damals noch nicht einmal volljährigen Roman Flügel war das Dorian Gray indes nichts weniger als ein Tor zu einer neuen Welt. In einem Interview bei "Electronic Beats" erzählt der heute 52-jährige Darmstädter von nächtlichen Autofahrten mit älteren Freunden zum Frankfurter Flughafen, wo man ihn als Anhängsel mit frisch gewichsten Schuhen durch die strenge Tür schleuste. Für sein späteres Studium der Musikwissenschaften war es der Anfang vom Ende. Viel zu angefixt war der früh am Klavier Ausgebildete, der als Teenager zum Schlagzeug wechselte, von dieser körperlichen Tanzmusik, die er bald auch in Sven Väths Club Omen einsog wie andere die Luft zum Atmen.

Und so begann Anfang der Neunziger unter Mithilfe des Darmstädter Lokalhelden Jörn Elling Wuttke eine Karriere, deren Output man heute vor lauter Alias-Inkarnationen kaum mehr geordnet bekommt. Mit atemberaubender Schlagzahl veröffentlichte Roman Flügel mal solo, mal im Verbund mit Wuttke, elektronische Musik, die sich in ihrer Qualität auch vor den Vorbildern jenseits des Atlantiks nicht zu verstecken braucht.

Von den diversen Facetten des House als Soylent Green und Roman IV über Lounge-Anklänge als Sensorama, Dub- und Techno-Experimentalismen als Eight Miles High oder wilde Electro-Bratzereien als Alter Ego mitsamt des Club-Hits "Rocker" - Flügel ließ keine Spielwiese aus. Das Versteckspiel mit den immer wieder neuen Pseudonymen mag er heute zwar längst hinter sich gelassen haben. Die immense Vielfalt seiner ebenso filigranen wie verspielten Produktionen hat er sich jedoch auch mit seinem Geburtsnamen bewahrt, unter dem der renommierte Universalist nun im Blitz Club auflegt.

Roman Flügel, Samstag, 7. Januar, Blitz Club, Museumsinsel 1, Einlass ab 23 Uhr

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