Rockmusical:Das Monster aus Ingolstadt

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Thomas Borchert als Frankensteins Monster im Deutschen Theater. (Foto: Alexander Bornschlegl)

Im Deutschen Theater hat das Rockmusical "Frankenstein" mit Thomas Borchert als Frankensteins Monster seine Uraufführung.

Von Gabriel Berg, München

Der junge Viktor Frankenstein, Student der Universität Ingolstadt, hat Unmögliches geschafft. Er weiß, wie er toten Stoffen Leben einhaucht und erschafft ein weltbekanntes Monster. Frankensteins Monster. Die Geschichte von Mary Shelley aus dem 19. Jahrhundert begeistert nach wie vor Menschen auf der ganzen Welt. Vielleicht liegt es daran, dass das Thema - die Erschaffung künstlicher Intelligenz - im digitalen Zeitalter aktueller denn je ist. Berühmtheit erlangte das Werk unter anderem deshalb, weil es immer wieder Teil verschiedenster Verfilmungen und Inszenierungen war, mal als Komödie, mal als Drama. Regisseur Paul Stebbings, Gründer des TNT Theatre London, vereinte in dem vor über 15 Jahren verfassten Stück "Frankenstein" diese beiden Elemente und feierte damit Erfolge auf der ganzen Welt. Nun hat er zusammen mit dem Komponisten Christian Auer aus dem Theaterstück ein Musical geschaffen, welches am 3. November seine Uraufführung im Deutschen Theater in München feiert.

Musical-Darsteller Thomas Borchert saß kürzlich erst im Silbersaal als Vampir am Klavier

Die Rolle von Frankensteins Monster spielt Musical-Star Thomas Borchert, der aus zahlreichen Inszenierungen, unter anderem "Tanz der Vampire", bekannt ist. Der in Schleswig-Holstein lebende Darsteller freut sich, wieder in München auftreten zu können und bezeichnet den Silbersaal im Deutschen Theater mittlerweile scherzhaft als sein zweites Zuhause. "Ich komme mit allen meinen Soloprogrammen in den Silbersaal", erzählt Borchert. So trat er erst im September mit seinem Programm "Der Vampir am Klavier" im Silbersaal auf und und kehrt im Dezember für sein Weihnachtsprogramm "Beflügelte Weihnachten" schon wieder zurück nach München. Während der Lockdowns nutze er die Zeit dazu, zusammen mit Titus Hoffmann an einem ersten eigenen Musical zu arbeiten, das voraussichtlich Ende nächsten Jahres auf der Bühne zu sehen sein wird. Die Zeit der ausbleibenden Kulturveranstaltungen nutzten auch Komponist Christian Auer und Regisseur Paul Stebbings, um von Ende letzten Jahres bis Mai das Musical "Frankenstein" auszuarbeiten.

Am Musical arbeiteten Regisseur und Komponist während des Lockdowns täglich per Videoanruf - zwischen Giesing und Schwabing

Getroffen haben sie sich meist virtuell. "Wir haben jeden Tag per Videoanruf telefoniert. Christian zu Hause in Giesing und ich in Schwabing", erklärt Stebbings den Schaffensprozess des Musicals. Die Texte aus dem englischsprachigen Theaterstück haben sie ins Deutsche übersetzt, die Lieder werden auf Englisch gesungen. Entstanden ist ein Frankenstein-Musical, das es in dieser Form noch nie gegeben hat. "In der ersten Hälfte wird Komödie mit seriösen Themen verbunden und in der zweiten Hälfte Tragödie mit ein bisschen Witz", sagt Stebbings. Der gebürtige Brite lebt seit 20 Jahren in München und ist sich sicher, dass sein britischer Humor beim Münchner Publikum ankommen wird. Stebbings versucht in seinen Inszenierungen immer ernste Themen mit Humor zu verbinden. So enthält das Musical sowohl Bezüge zu aktuellen gesellschaftlichen Themen als auch Slapstick-Elemente.

Christian Auer, bekannt unter anderem durch sein Luther-Musical "Rebell Gottes", hat die Musik für die Inszenierung komponiert. Für das Rockmusical hat Auer einen Genre-Mix kreiert, der sowohl düstere, dramatische, romantische als auch komödiantische Aspekte herüberbringen soll. Die Basis des Musicals ist Rockmusik, wobei auch einige Stücke stark in die Blues-Richtung gehen. "Für mich drückt Frankensteins Monster etwas Rockiges aus", sagt der gebürtige Passauer. Live-Musik wird es bei der Inszenierung unter anderem aus Platzgründen nicht geben. Die Musik wurde vorher aufgenommen und mithilfe eines Sounddesigners abgemischt.

Borchert verkörpert das Monster - und besingt in einer Nebenrolle diverse Arten von Wurst

Obwohl das Musical seine Uraufführung im Deutschen Theater feiert, hat das Team nur vier Wochen Zeit zum Proben. "Normalerweise nimmt man sich doppelt so viel Zeit für die Vorbereitung", erklärt Hauptdarsteller Borchert. Tatsächlich haben die vier Darsteller erst zwei Wochen vor Beginn der Proben das Material für das Stück bekommen. Aus dieser knappen Vorbereitungszeit kann Borchert aber auch etwas Positives ziehen. Das kleine Team konzipiere durch Improvisationen viel an der sehr frischen Inszenierung mit. "Das ist schon ein sehr besonderer Schaffensprozess, den es eigentlich fast nie gibt", betont Borchert. Neben ihm spielen noch seine Frau Navina Heyne, Peter Lewys Preston und Gareth Davies in dem Musical mit. Sie alle verkörpern neben ihrer Hauptrolle noch verschiedene Nebenrollen. So ist Borchert nicht nur Frankensteins Monster, sondern auch noch ein Wurstverkäufer, der alle möglichen Arten von Wurst besingt. "Eigentlich bin ich aber ja Veganer", sagt Borchert schmunzelnd.

Frankenstein - Das Rockmusical, Mi. 3., bis So. 28. Nov., Deutsches Theater München, Infos und Tickets: www.deutsches-theater.de , Telefon: 089/ 55 234 444

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