Riem:Unterbringung im Container

Lesezeit: 2 min

Die Vorbereitungen laufen: In Riem wird für begrenzte Zeit an der Galopperstraße eine Containerunterkunft für Wohnungslose aufgebaut. (Foto: Robert Haas)

Bezirksausschuss unterstützt Hilfsprojekt für Wohnungslose an der Galopperstraße, fordert aber zeitnah ein festes Haus als Ersatz für das Provisorium

Von Ilona Gerdom, Trudering

8500 wohnungslose Menschen leben laut Sozialreferat in München (Stand Januar 2021). 85 von ihnen sollen nun in einem Containerbau an der Galopperstraße in Riem Platz finden. Der Sozialausschuss stimmte dem Entwurf am Donnerstag zu. Auch der Bezirksausschuss (BA) unterstützt das Vorhaben, allerdings mit einigen Anregungen.

3200 Quadratmeter umfasst die unbebaute Fläche gegenüber der Galopperstraße 8 und 10. Das Grundstück, das der Stadt gehört, ist eigentlich der Schulbauoffensive gewidmet - aber erst in fünfzehn Jahren. So lange könnte es theoretisch genutzt werden. Doch wohnungslose Einzelpersonen und Paare sollen hier nur für die kommenden dreieinhalb Jahre unterkommen. Denn so lange läuft der Vertrag zwischen Stadt und der Betreiberin der ehemaligen Unterkunft an der Joseph-Wild-Straße. Der Vertrag soll nun auf dem Grundstück in Riem fortgeführt werden.

Die Mitglieder des örtlichen BA betonten in ihrer Stellungnahme, man unterstütze das Vorhaben "ausdrücklich als Notfall-Maßnahme, nicht als dauerhafte Unterbringung". Stattdessen fordern die Stadtteilpolitikerinnen und -politiker zeitnah ein festes Haus als "langfristigen Ersatz für das Container-Provisorium". Von Seiten des Sozialreferats wurde bereits angekündigt, den Vorschlag zu prüfen - möglicherweise sei dafür ein anderer Ort im Stadtteil denkbar.

Aus Sicht des BA ist der hohe Bedarf an Herbergen für Wohnungslose "unstrittig". Daher unterstütze man das Schaffen von Wohnraum "für in Not geratene Menschen". Und die Zahl derer, auf die das zutrifft, steigt laut Vorlage des Sozialreferats "seit Jahren kontinuierlich". Das Sofortunterbringungssystem sei "nach wie vor im Bereich der Auslastung". Mit der Corona-Pandemie sei mit noch mehr Hilfesuchenden zu rechnen. Dazu kommt, dass die Unterkunft "Bayernkaserne Haus 42" geschlossen wurde, weil die Fläche "anderweitig benötigt wird". Bei einem weiteren Standort an der Ottobrunner Straße läuft der Mietvertrag bald aus und in der "Pension Central" wird es künftig 20 Betten weniger geben. Damit fallen insgesamt 271 Plätze weg.

Die Wohnstätte in Trudering-Riem soll, so die Pressestelle des Sozialreferats, "frühestens im September" eröffnet werden. Anwohner hatten jedoch hatten bereits in den Nächten von Montag auf Dienstag sowie Dienstag und Mittwoch, beobachtet, dass Container an der Galopperstraße abgestellt worden waren, also schon vor der Beschlussfassung. Das bestätigt eine Sprecherin der Pressestelle. Der Grund sei, dass die Container zuvor auf dem Gelände der Bayernkaserne gestanden hätten. Das müsse jedoch wegen der Abbrucharbeiten bis Monatsende geräumt werden. Der Eigentümer der Anlage habe den Standortwechsel "bedauerlicherweise kurzfristig terminieren und mit dem Umzug direkt nach der Genehmigung des Transports" beginnen müssen. Weil die erforderlichen Baugenehmigungen noch fehlen, sei die weitere Anlieferung jedoch "bis auf Weiteres gestoppt".

Als dem Beschluss am Donnerstag der Sozialausschuss zustimmte, reichte die CSU-Fraktion außerdem einen Änderungsantrag ein. Besonders zu beachten sei demnach die Stellungnahme des BA. Denn der fordert nicht nur Flyer und einen Tag der offenen Tür für die Nachbarschaft, sondern auch eine Informationsveranstaltung. Außerdem habe die "langjährige Erfahrung" gezeigt, dass "eine Einrichtung für Wohnungslose mit den örtlichen Anwohnern Konfliktpotenzial birgt". Daher soll ein "kontinuierliches Monitoring" und eine Evaluierung stattfinden, um herauszufinden wie "die Einbindung in die sozialen Netzwerke vor Ort" und "das nachbarschaftliche Miteinander ineinandergreifen". Wichtig sei vor allem, dass die Wohnsituation am Ende für alle Beteiligten "positiv" sei.

© SZ vom 29.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: