Bayerisches Staatsschauspiel:Mit Ernst und Leichtigkeit

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Mit "Die Affäre Rue de Lourcine" zeigt das Residenztheater eine Komödie von Eugène Labiche, unter anderen mit Mareike Beykirch, Thomas Lettow und Michael Wächter (v. li.). (Foto: Sandra Then)

Einmal Amoklauf, einmal Komödie: Das Residenztheater bringt an einem Wochenende mit "Die Ereignisse" und "Die Affäre Rue de Lourcine" zwei komplett unterschiedliche Premieren heraus.

Von Yvonne Poppek

Wie kommt jemand dazu, sich eine Waffe zu nehmen, eine Schule, ein Zeltlager auf einer Insel, eine Einkaufszone aufzusuchen und willkürlich Menschen zu erschießen? Lässt sich das überhaupt erklären? Und wie kann eine Gesellschaft damit umgehen? Als 2011 in Oslo und auf der Insel Utøya 77 Menschen bei einem Amoklauf ermordet wurden - die meisten von ihnen Jugendliche -, nahm der schottische Dramatiker David Greig dies zum Anlass, sich mit einer solchen Tat, mit Hass, Gewalt, Diskriminierung auseinanderzusetzen. Er schrieb das Stück "Die Ereignisse", das auch bald auf deutschen Bühnen zu sehen war. Am Samstag, 19. November, hat es nun im Marstall Premiere.

Greig hat sich eine besondere Konstellation überlegt. Die Handlung spielt während der Proben eines Chores, der - nach antikem Vorbild - auch auf der Bühne agiert. "Der Chor sollte ein Laienchor sein und bei jeder Vorstellung ein anderer Chor", heißt es in den Regieanweisungen. Dazu kommen die beiden Protagonisten Claire und "ein Junge". Claire ist Leiterin eines Chores und traumatisiert von einem Amoklauf, der sich während einer der Proben ereignet hat. Der "Junge" eint in sich viele Figuren, Amokläufer, jemand, der noch töten wird, der Vater eines Täters, dessen Freund, Stammeskrieger, Rechtsradikaler. Ihre Dialoge bilden das Kernstück der "Ereignisse", dazu kommen eben die Lieder eines Ensembles.

In München bringt Daniela Kranz das Stück auf die Bühne des Marstalls. Es ist ein Projekt, das die Regisseurin schon längere Zeit mit den hiesigen Chören plant. Ihr ist es gelungen, verschiedene Gruppen zu gewinnen, die Premiere übernimmt der Bud Spenzer Heart Chor, der die Songs aus den Bud-Spencer-Filmen im Repertoire hat. Darauf folgen der politischen und kritischen Texten verpflichtete Attac-Chor und der Sängerhort Freising, der einen Schwerpunkt auf Pop-Klassiker legt.

Einen Tag zuvor ist im Residenztheater eine komplett anders gelagerte Premiere zu sehen, nämlich ein Ausflug ins klassische Unterhaltungstheater mit einem Stück von Eugène Labiche, der sich selbst einmal als "Parteigänger der guten Laune" bezeichnet hat. Labiche lebte und arbeitete im Paris des 19. Jahrhunderts und war in jedem Fall Spezialist, vielleicht Erfinder der rasanten Boulevardkomödie. "Die Affäre Rue de Lourcine", die András Dömötör inszeniert, spielt im Paris von 1857. Im Mittelpunkt steht Lenglumé, der morgens in seinem Bett aufwacht, darin einen Mann vorfindet, sich aber an nichts erinnern kann. Als die Zeitungen den Mord an einer jungen Frau melden, können die beiden nicht ausschließen, dass sie die Täter sind. Kein Grund allerdings, den Komödienton zu verlassen.

Die Affäre Rue de Lorcine, Freitag, 18. November, 19.30 Uhr, Residenztheater; Die Ereignisse, Premiere: Samstag, 19. November, 20 Uhr, Marstall

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