Rentner-Betrug:72-Jährige trickst Trickdiebe aus - und kopiert gefälschten Ausweis

Lesezeit: 1 min

  • Eine Rentnerin wurde misstrauisch, als zwei Männer unter einem Vorwand ihre Wasserhähne prüfen und sie ablenken wollten, um die Wohnung zu durchstöbern.
  • Der Frau gelang es sogar, einen der gefälschten Ausweise der Betrüger zu kopieren und der Polizei zu übergeben.

Von Thomas Schmidt

Mutig und mit einer gesunden Portion Misstrauen hat sich eine fitte 72-jährige Frau gegen zwei Trickbetrüger gewehrt und sie ohne Beute aus ihrer Wohnung geworfen. Die Diebe standen am Ende mit leeren Händen da, dafür konnte Helene Müller ( Namen geändert) sogar ein Beweismittel sichern und den Ermittlern der Polizei übergeben.

Der Fall liegt genau eine Woche zurück. Am vergangenen Donnerstag klingelte es gegen 15.45 Uhr an der Wohnungstür in dem Mehrfamilienhaus an der Rumfordstraße. Als Helene Müller öffnete, standen zwei Männer vor ihr, ein großer und ein kleiner. Die Betrüger behaupteten, von den Stadtwerken zu sein, und trugen gefälschte Ausweise am Gürtel. Im Haus sei ein Wasserrohr gebrochen und jetzt müssten sie dringend die Anschlüsse prüfen, logen sie die 72-Jährige an und drängten ins Innere der Wohnung.

Der Kleine ging sofort zur Dusche und drehte die Hähne auf, der Große fragte, ob es noch ein zweites Bad gäbe. Helene Müller kennt die Masche aus der Zeitung, "ich hatte sofort ein komisches Gefühl", sagt sie. Statt sich von dem kleinen Mann ablenken zu lassen, folgte sie dem Großen ins Badezimmer, wo sie Schmuck abgelegt hatte. Sie ließ den Dieb keine Sekunde aus den Augen.

Dem Betrüger schwante offenbar, dass sich die Rentnerin nicht so leicht überlisten lässt, und fragte, ob sie ihn in den Keller führen könne - vermutlich damit sein Komplize in Ruhe die Wohnung durchstöbern kann. Ihr Ehemann Hermann Müller hielt sich zwar im Wohnzimmer auf, ist aber auf den Rollstuhl angewiesen und schwerhörig. Doch auch auf diesen Trick fiel Helene Müller nicht herein. Sie antwortete dem Mann, da müsse er sich schon an die Hausverwaltung wenden - und dann verlangte sie noch seinen Ausweis.

"Da ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen", berichtet die 72-Jährige. Auf dem Ausweis stand "Strase" - mit nur einem "s" geschrieben. Ihr war sofort klar: Das kann nur eine Fälschung sein. Helene Müller warf die Männer daraufhin nicht nur aus ihrer Wohnung, sie kopierte vorher sogar noch einen der Ausweise, rief die Polizei und erstattete Anzeige. Obwohl sie so viel richtig gemacht hat, grämt sie sich nun, dass sie die Männer überhaupt in ihre Wohnung gelassen hat. "In Zukunft lasse ich niemanden mehr rein", sagt sie, "jetzt bin ich viel gescheiter."

© SZ vom 23.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Arbeiten im Alter
:"Ich wache sowieso immer um sechs Uhr morgens auf"

Viele Senioren arbeiten weiter, obwohl sie längst in Rente gehen könnten. Wollen oder können sie nicht anders?

Von Miriam Hoffmeyer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: