Rentner begrapscht Mädchen:Wollt ihr "perverse Spielchen spielen"?

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Auf der Zugtoilette griff er einer Schülerin zwischen die Beine und an die Brust. Ein 59-jähriger Rentner muss sich wegen sexueller Übergriffe vor Gericht verantworten. Zwar bestreitet er die Vorwürfe, doch seine Erklärung dafür, den zwei Mädchen auf die Toilette gefolgt zu sein, klingt abstrus.

Von Christian Rost

Der Mann mit dem langen Rauschebart sieht nicht gerade furchterregend aus, eher wie ein Großvater aus dem Bilderbuch. Die beiden Mädchen, denen er sich am 9. Juli 2012 im Zug von München nach Garmisch näherte, lachten zunächst auch nur über den 59-Jährigen. Doch dann wurde er massiv: Er griff einer der Schülerinnen zwischen die Beine und an die Brust. Seit Mittwoch muss sich Johann L. am Landgericht München I wegen schwerer sexueller Nötigung und Widerstands gegen Polizeibeamte verantworten.

Laut Anklage waren die Mädchen aus Regensburg mit ihrer Schulklasse nach Garmisch-Partenkirchen unterwegs. Gegen 11.15 Uhr gingen die Schülerinnen zusammen im Zug auf die Toilette. Als sie die Toilette wieder verlassen wollten, stand ihnen Johann L. gegenüber. Um den Hals trug er einen Brustbeutel, in dem sich ein Messer und Handschellen befanden. Zudem hatte er ein Reizgasspray, einen Handbohrer und einen speziellen Schlüssel dabei, mit dem sich auch Zugtoiletten öffnen lassen.

Der Angeklagte fragte die Mädchen, ob sie "perverse Spielchen spielen" würden und ob er ihnen zeigen solle, wie man das genau mache. Das fanden die beiden noch lustig. Als der Mann sie jedoch zurück in die Toilette drängte, die Tür und das Fenster verriegelte und einer der beiden 16-Jährigen in den Schritt zwickte, wurde ihnen schlagartig klar, dass mit dem Rentner nicht zu spaßen ist. Sie schrien um Hilfe, woraufhin der 59-Jährige zurück zu seinem Platz im Abteil flüchtete. Das Zugpersonal spürte ihn dort auf und übergab ihn der Polizei.

Drei Stunden später wurde er bei der Bundespolizei im Münchner Hauptbahnhof zur erkennungsdienstlichen Behandlung abgeliefert. Dabei randalierte er so heftig, dass eine Kamera samt Stativ umfiel und eine Lampe zu Bruch ging. Immer wieder trat L. in Richtung der Polizisten, die er auch biss. Zum Glück trugen die Beamten Handschuhe. Ein Polizist wehrte sich mit einem Faustschlag ins Gesicht des Festgenommenen. Insgesamt sieben Polizisten mussten schließlich eingreifen, um den Mann in die Haftanstalt des Polizeipräsidiums bringen zu können. Dort randalierte L. weiter.

Vermindert schuldfähig

Seinen Ausraster bei der Polizei räumte der Angeklagte vor der 20. Strafkammer weitgehend ein. Von dem sexuellen Übergriff auf der Zugtoilette wollte er hingegen nichts wissen. Er habe sich bloß geärgert, dass die Mädchen zusammen auf die Toilette gegangen seien, sagte er. Dort habe "eine der anderen beim Pinkeln zugeschaut". Den "Saustall" habe er unterbinden wollen. Weshalb er mit einem Messer und Fesselwerkzeug ausgerüstet war, konnte L. nicht schlüssig erklären. Das Messer besitze er schon über 40 Jahre, erklärte er.

Voll verantworten wird sich der Mann für die Tat ohnehin nicht müssen. Seit einem Autounfall mit 15 Jahren ist er nicht mehr Herr seiner Sinne - und somit nur vermindert schuldfähig.

© SZ vom 07.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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