Prozess um Mordversuch mit Maßkrug:Schlag ohne Vorwarnung

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Auf dem Oktoberfest prügelt ein Chemiker im Rausch mit einem zersplitterten Maßkrug auf einen anderen Gast ein, nun muss er sich wegen versuchten Mordes vor Gericht verantworten. Das Opfer belastet den Angeklagten schwer - der habe zugeschlagen, als er gerade vom Boden aufstehen wollte.

Christian Rost

Im Prozess um einen Mordversuch mit einem Maßkrug auf dem Oktoberfest im Jahr 2010 hat das Opfer den 31-jährigen Angeklagten belastet. Florian D. habe mit dem zerbrochenen Krug zugeschlagen, als er gerade vom Boden habe aufstehen wollen, schilderte Stefan K. am Dienstag im Zeugenstand den Ablauf der Ereignisse. Er habe mit dem Angriff nicht rechnen können.

"Ich habe nur von der linken Seite her einen Gegenstand in mein Gesicht einschlagen gesehen", sagte der 32-jährige Ingenieur vor dem Münchner Schwurgericht. K. erlitt durch den Schlag mit dem Krug stark blutende Schnittwunden am Kopf und vor allem im Gesicht.

Der Angeklagte D. hatte laut Staatsanwaltschaft mit drei Freunden aus Köln am 25. September 2010 die Wiesn besucht. Die vier Touristen hielten sich über Stunden im Augustiner-Zelt auf und tranken je bis zu acht Maß Bier. Gegen 21.30 Uhr, die Gäste tanzten längst auf den Bänken, soll D. mit seinem laut Anklage "raumfordernden Tanzstil" Frauen am Nachbartisch angerempelt und dabei versehentlich Bier verschüttet haben.

Stefan K., dessen Freundin einen Schwall abbekommen hatte, bat D. um mehr Rücksicht. Der Angeklagte soll daraufhin den Ingenieur unvermittelt grob am Hemd gepackt haben, sodass beide von der Bank auf den Holzboden im Zelt stürzten. Beim Aufstehen sei es dann zur Attacke mit dem zersplitterten Maßkrug gekommen.

Stefan K. räumte ein, dass er danach in Wut selbst zweimal mit der Faust auf den Angeklagten eingeschlagen hatte, der offenbar rückwärts robbend das Weite suchen wollte. "Dann lief mir Blut in die Augen, und ich konnte nichts mehr sehen", so K.

Florian D., ein bislang nicht vorbestrafter Chemiker, der demnächst promovieren will, bedauerte die Tat vor Gericht. An den Schlag mit dem Krug könne er sich aber nicht mehr erinnern. "Es tut mir wirklich leid", sagte er zu K., dem er bereits 18.000 Euro als Schadenersatz und Schmerzensgeld überwiesen hat. Der Ingenieur nahm die Entschuldigung an, betonte aber, dass sie sehr spät komme. Der Prozess wird fortgesetzt.

© SZ vom 15.02.2012/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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