Prozess:Überfallartige Zungenküsse, massive Grapschereien

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  • Der ehemalige Rektor der Hochschule für Musik und Theater, Siegfried Mauser, steht vor Gericht.
  • Im Prozess hat eine Zeugin nun geschildert, wie Mauser sie begrapscht und anderweitig sexuell genötigt haben soll. Eine weitere Frau wirft dem 63-Jährigen außerdem Vergewaltigung vor.
  • Der Rektor ist bereits in einem anderen Fall wegen sexueller Nötigung zu neun Monaten auf Bewährung verurteilt worden.

Von Susi Wimmer

Die Zeugin hebt ihre rechte Hand und formt sie zu einer Kralle: "So hat er zugegriffen", sagt sie und beugt die Finger. Für die Opernsängerin, die 2009 beim Rektor der Hochschule für Musik und Theater wegen einer Anstellung in seinem Büro war, sei der Griff an ihre frisch operierten Brüste äußerst schmerzhaft gewesen, so schildert sie es dem Gericht.

Insgesamt wirft die Frau dem ehemaligen Rektor Siegfried Mauser drei Fälle von sexueller Nötigung vor, eine andere Frau bezichtigt ihn der Vergewaltigung, ebenfalls in Mausers ehemaligem Büro an der Arcisstraße. Seit November wird vor dem Landgericht München I gegen den Musikprofessor verhandelt. Der 63-Jährige ist bereits wegen sexueller Nötigung in einem anderen Fall zu neun Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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Der ehemalige Rektor der Münchner Musikhochschule steht wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung vor Gericht. Am ersten Prozesstag schildert eine Frau, wie Siegfried Mauser sich an ihr vergangen haben soll.

Von Susi Wimmer

Während die Zeugin die Übergriffe aus den Jahren 2007, 2009 und 2013 schildert, sitzt Mauser im schwarzen Rollkragenpullover und grauen Sakko auf der Anklagebank, macht sich Notizen, nimmt seine Brille ab, dreht sie zwischen den Fingern und schüttelt den Kopf. Er, der von seinen Verteidigern als "Rockstar der Klassikszene" tituliert und als Frauenschwarm inszeniert wird, sieht sich als Opfer der Frauen. Im vorangegangenen Verfahren sei er "unschuldig verurteilt" worden, sagt er, nun wollten sich diese beide Frauen an ihm rächen, weil er ihnen keinen Job vermittelt habe.

Tatsächlich macht die heute 61 Jahre alte Sängerin keinen Hehl daraus, dass sie sich immer wieder vergeblich an der Hochschule beworben hatte und mit Mauser darüber sprechen wollte, warum ihre Bewerbungen nicht berücksichtigt worden seien. Dreimal soll Mauser sie bei solchen Terminen attackiert haben. Mit überfallartigen Zungenküssen und massiven Grapschereien, eher von brutaler Natur, "das hatte nichts mit Liebesdingen zu tun", so umschreibt es die Zeugin. Besonders der Vorfall aus dem Jahr 2009 soll schmerzhaft gewesen sein. Die Sängerin hatte sich die Brust verkleinern lassen und noch Operationswunden, wie sie erzählt.

Erst als sie aufgeschrien und auf die Operation verwiesen habe, habe Mauser seinen Griff etwas gelockert, aber weiter gegrapscht. Schließlich habe sie sich losreißen und das Büro verlassen können. Auf der Toilette habe sie sich übergeben. Mauser habe ihr zuvor auch in fester Umklammerung einen Zungenkuss gegeben. "Ein Griff und zack. Das ist vorbereitet, eingeübt", sagt die Frau.

Nach zentimetergenauen Details des angeblichen Zungenkusses befragt die Verteidigung sie dann. Wie und wo er sie umgriffen habe. Immer wieder soll sie das Geschehen erzählen, doch die Staatsanwältin sowie Richterin Judith Engel gehen dazwischen. Die Verteidiger beantragen, etwa die Frage "und was war dann" zuzulassen, das Gericht berät sich und lehnt schließlich ab. Auch der Antrag der Verteidiger, man möge die Aussage der Zeugin aufnehmen oder im Wortlaut mitprotokollieren, läuft ins Leere. "Sie können doch selbst mitprotokollieren", sagt die Staatsanwältin. Können die Verteidiger offenbar nicht. Deshalb darf eine ihrer Büroangestellten kommen und mitschreiben.

Die Verteidigung ist der Meinung, die Zeugin widerspreche sich in ihren Schilderungen. Das Gericht weist auf unterschiedliche Detail-Aussagen bei der Polizei und nun in der Verhandlung hin. Und die Zeugin versucht, sich zu konzentrieren, sich immer wieder in die Situationen hineinzuversetzen - und sie weint.

© SZ vom 16.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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