Prozess:Fünf Männer stehen wegen illegaler Geschäfte mit Anabolika vor Gericht

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  • Die Staatsanwaltschaft wirft fünf Männern vor, Wachstumshormone hergestellt, sie an Hobbysportler verkauft und auch selbst konsumiert zu haben.
  • Vier der Angeklagten haben vor dem Landgericht ein Geständnis abgelegt.

Aus dem Gericht von Susi Wimmer

Fünf junge Männer sitzen auf der Anklagebank vor dem Landgericht München I. Fünf Männer in Oberhemden, die auffällig über dem Bizeps spannen. Die Muskelmasse darunter dürfte nicht nur auf legale Art und Weise gewachsen sein. Denn die Fünf waren mehr oder weniger an der Herstellung, dem Verkauf und dem Konsum von Doping- und Arzneimitteln beteiligt. Die Wachstumshormone landeten unter anderem bei Hobbysportlern in Starnberg und München sowie in Fitnessstudios. Vier der Angeklagten legten am Mittwoch ein Geständnis ab.

Ob Fußball, Leichtathletik oder Tennis, Dopingskandale gibt es in fast alle Sportarten. Allerdings hat der Wunsch nach wachsenden Muskelmassen längst auch den Hobbymarkt erreicht. Im vorliegenden Fall, der die neunte Strafkammer einige Tage beschäftigen wird, lief der Handel über das Internet. In diversen Bodybuilding-Foren, die unter anderem nur durch geheime Passwörter zugänglich waren, lief ein schwunghafter Handel etwa mit Potenzmitteln und Anabolika aller Art.

Als Hauptangeklagten hat Oberstaatsanwalt Kai Gräber Tobias E. aus Wickede in Nordrhein-Westfalen ausgemacht. Unter dem Namen "JonnyBoy" verkaufte er mindestens sieben Jahre lang die illegalen Stoffe, die er entweder von anderen Händlern bezog, in ausländischen Apotheken kaufte oder schließlich auch selbst im eigenen Untergrundlabor zusammenmischte. Ihm zur Seite stand Chris K., 31, der für den Dealer eine Garage als Lager anmietete und auch sein Gartenhäuschen und seinen Heizungskeller als Depot zur Verfügung stellte.

Jan M. diente der Gruppe, indem er Pakete von der Packstation abholte, die für Dealer K. bestimmt waren. Weiter auf der Anklagebank: Patrick H., 26. Er stellte ebenfalls Dopingmittel daheim in Bochum her verkaufte sie unter dem Pseudonym "Nice" an den Hauptangeklagten.

In den Foren trieben sich auch bayerische Kraftsportler herum: Etwa der 36 Jahre alte Münchner Andre E. Allerdings erschien er nicht zur Gerichtsverhandlung, weshalb Richter Philipp Stoll Haftbefehl gegen ihn erließ. Elias B., 31 Jahre alter Münchner, muss sich in einem gesonderten Verfahren den Vorwürfen des unerlaubten Erwerbs von Dopingmitteln stellen.

Der letzte Angeklagte, Andreas B., 27, soll in seiner Münchner Wohnung einem Freund seinen E-Mail-Account für die Bestellung der Dopingmittel überlassen haben. Laut Staatsanwaltschaft wollte B. seinem Bekannten aus dem Fitnessstudio einen Gefallen tun. B. soll den Stoff dann in einem Fitnessstudio an der Ingolstädter Straße weitergegeben haben. Über einen Berliner Dealer und illegale Sendungen, die vom Zoll herausgefischt wurden, flogen alle Beteiligten auf.

Was dann nach der Festellung der Personalien in der Verhandlung erfolgte, ist eher ungewöhnlich: Gericht, Anwälte und Staatsanwaltschaft unterhalten sich über das zu erwartende Strafmaß für die einzelnen Angeklagten. "Was stellen Sie sich so vor", fragte etwa der Richter einen der Anwälte. Zahlen flogen durch den Raum, gut fünf Jahre für den einen Angeklagten, für den anderen vielleicht eine Geldstrafe nur. Die Verhandlung wird fortgesetzt.

© SZ vom 11.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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