Der mutmaßliche Vergewaltiger von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) soll am Montag versucht haben, noch zwei weitere Studentinnen sexuell zu missbrauchen. Zwei Frauen hatten unabhängig voneinander die Polizei verständigt, dass sich ein unbekannter Mann in einer Damentoilette herumtreibe und versuche, in eine besetzte Kabine einzudringen. Am Montagabend nahm die Polizei dann einen dringend tatverdächtigen 25-Jährigen fest. Er war den Beamten fast schon in die Arme gelaufen, als er gegen 18 Uhr zum Tatort zurückkehrte.
Der 25-Jährige soll zunächst am vergangenen Freitag eine ebenfalls 25 Jahre alte Studentin in der Damentoilette im zweiten Obergeschoss des Hauptgebäudes am Geschwister-Scholl-Platz vergewaltigt haben. Wie die Polizei berichtet, folgte er der Studentin in das WC, öffnete mit Gewalt die Kabinentür, wobei er bereits seine Genitalien entblößt hatte, und verging sich an ihr. Die Studentin wehrte sich zwar nach Kräften, hatte sich aber vor Kurzem den Arm gebrochen und konnte ihren Vergewaltiger auch deswegen nicht stoppen. Sie biss dem Täter allerdings so fest in die Hand, dass er eine blutende Verletzung davontrug - diese könnte ihn womöglich noch zweifelsfrei überführen. Die Studentin selbst erlitt Prellungen, Kratzwunden und erneut einen Armbruch. Nach Angaben der Polizei befand sie sich am Montag weiterhin im Krankenhaus.
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Der Täter konnte am Freitag zunächst unerkannt entkommen. Die Fahndung der Polizei brachte keinen Erfolg. Die Studentin beschrieb ihren Peiniger als 1,80 Meter groß mit kräftiger Figur, er habe ein speckiges, rundes Gesicht, sehr trockene Haut, rissige Lippen und vermutlich braune Augen. Ihr gegenüber habe der Täter außerdem behauptet, er studiere Mathematik und heiße Max. Zumindest Letzteres war eine Lüge.
Drei Tage später soll der angebliche Max dann versucht haben, erneut zuzuschlagen. Eine 33-jährige Studentin sah, wie ein Unbekannter bei der Damentoilette herumlungerte, und rief die Polizei. Bei einer anderen, 20 Jahre alten Studentin versuchte der Täter dann erneut, gewaltsam in ihre Kabine einzudringen. Doch sie stemmte sich mit aller Kraft gegen die Tür und schrie lauthals. Daraufhin nahm der Unbekannte Reißaus.
Erneut eilten Polizisten in das Unigebäude und Experten der Spurensicherung suchten nach Hinweisen in dem WC. Als die Beamten dort noch bei der Arbeit waren, tauchte plötzlich ein junger Mann in der Nähe der Toilette auf. Dank der ausführlichen Zeugenbeschreibungen erkannten die Polizisten schnell: Das könnte der Täter sein. Als die Beamten seine Identität prüfen wollten, leistete der Verdächtige "erheblichen Widerstand" berichtet Erster Kriminalhauptkommissar Ignaz Raab. Der 25-Jährige habe mehrmals versucht, die Polizisten zu schlagen und zu schubsen. Ein Beamter sei dabei an der Hand verletzt worden.
Schlussendlich aber hatte der junge Mann keine Chance gegen die Beamten, wurde festgenommen und dem Ermittlungsrichter vorgeführt, der einen Haftbefehl erließ. Bei seiner Festnahme fragten ihn die Polizisten, ob er für die Vergewaltigung am Freitag verantwortlich sei, berichtet Thomas Baumann, Pressesprecher des Polizeipräsidiums München. Daraufhin habe der 25-Jährige "genickt".
Auf Nachfrage bestätigt Baumann zudem, dass der Tatverdächtige eine Verletzung an der Hand habe. Noch sei allerdings nicht sicher, ob es sich dabei um die Bisswunde handelt, die die Studentin ihrem Vergewaltiger bei der Tat am Freitag beigebracht hatte. Sicher sei hingegen, dass der Festgenommene nicht Max heiße. Ob er tatsächlich Mathe-Student an der LMU ist, oder ob auch das frei erfunden ist, müsse erst noch ermittelt werden.
Die Sprecherin der Ludwig-Maximilians-Universität, Luise Dirscherl, reagierte "überaus entsetzt über diesen brutalen Angriff auf eine Studentin in unserem Gebäude". Verantwortliche der Universität würden sich wegen des Vorfalls mit der Polizei über die Sicherheitslage in Unigebäuden beraten. Ob der nun gefasste 25-Jährige womöglich noch weitere Taten begangen hat, kann die Polizei zum jetzigen Zeitpunkt der Ermittlungen nicht mit Sicherheit ausschließen. Es sei denkbar, dass sich aufgrund der Berichterstattung in den Medien nun womöglich weitere Studentinnen meldeten.
Bisher sei der Tatverdächtige noch nicht polizeilich aufgefallen, berichtet Pressesprecher Thomas Baumann. Weshalb der mutmaßliche Vergewaltiger nur drei Stunden nach seinem letzten Angriff wieder an den Tatort in der Universität zurückkehrte, und warum er jedes Mal in ein und derselben Damentoilette zuschlug, auch das müssen die Ermittlungen erst noch klären.