Sie hat wieder Fahrt aufgenommen, die Aktion "Gedicht des Monats" des Vereins Poesieboten. Die aktuelle Online-Lesung nimmt Literaturfreunde mit auf einem Rundgang durch den Giesinger Bahnhof. Sebastian Wuttke, der erste Vorsitzende der Freunde Giesings e.V., dem Trägerverein des Kulturzentrums, wechselt sich ab mit Birgit Knoblach, sie tragen Gedichte aus dem Poesiebriefkasten vor. Die beiden sind dabei oft ganz erstaunt, denn die Gedichte scheinen direkt auf den Giesinger Bahnhof zugeschnitten zu sein. Das "Lebenslied" etwa könnte auf der Bühne in der Gepäckhalle vorgesungen werden. Die Ballade von der im Bus vergessenen Brotzeit hat sich womöglich draußen an der Busstation am Bahnhofplatz abgespielt.
Vom Theatersaal geht es weiter in den kleineren Südpavillon, wo die hölzerne Wendeltreppe zur Poesiekulisse wird. Draußen am Gleis zwischen den geräuschvoll ein- und abfahrenden S-Bahnen kommen noch einige kurze Gedichte zum Zug. Das romantischste Werk hat ein zehnjähriges Mädchen verfasst, in dem sie voller Sehnsucht auf ihren Freund wartet.
Und das Warten gehört natürlich auch zu einem richtigen Bahnhof. Oben im Vereinszimmer sucht Sebastian Wuttke aus der dort verwahrten kunterbunten Giesinger Devotionaliensammlung sein Lieblingsstück: ein dicker Brocken Glas aus einem ausrangierten Aquarium des Tierparks Hellabrunn. Birgit Knoblach dagegen hat es ein poppiger Faschingsorden angetan: "Love Giesing" steht in fetten Siebzigerjahre-Lettern darauf. Zum Abschluss geht es in den schönen Wintergarten der Gleiswirtschaft.
Die Lesung kann unter www.giesinger-bahnhof.de und www.poesiebriefkasten.de aufgerufen werden. Wer sich an der Aktion beteiligen möchte, kann eigene Werke bis zum jeweils 25. des Monats an den Poesiebriefkasten, Stichwort "Gedicht des Monats", Wirtstraße 17, 81539 München schicken.