Szenario:Goldener Moment

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Als die Sonne hinter der Alten Pinakothek steht, beginnt das "Picnic en blanc" von Pin, den Freunden der Pinakothek der Moderne. (Foto: Stephan Rumpf)

Beim "Picnic en blanc" von Pin, den Freunden der Pinakothek der Moderne, wird festlich getafelt - auch Kritiker kriegen ihr Fett weg.

Von Evelyn Vogel

Es war ein wahrhaft goldener Moment: Als die 420 Mitglieder und Gäste von Pin, den Freunden der Pinakothek der Moderne, an den langen Tafeln Platz nehmen, steht die Sonne gerade so leuchtend hinter der Alten Pinakothek, dass ihre Strahlen die ganz in Weiß gekleideten Menschen ebenso wie die weiß gedeckten Tische in ein herrlich goldenes Licht tauchen. Schöner hätte das traditionelle "Picnic en blanc" von Pin kaum beginnen - und dann auch verlaufen - können. Vergessen sind die morgendlichen Regenschauer, vergessen die Sorge, dass die Wiese womöglich matschig werden könnte.

Nicht vergessen jedoch hat Dorothée Wahl, die Vorsitzende der Pin-Freunde, was Chris Dercon kürzlich während seines Festvortrags in der Akademie der Schönen Künste über die Pinakothek der Moderne gesagt hat. Dieser mangele es an Empathie für die Besucher, was sich an der "Fass-mich-nicht-an-Attitüde" ihrer Architektur festmachen lasse, war sein vernichtendes Urteil. Eine Steilvorlage zum Widerspruch für jeden, der die Heerscharen von Freizeitsportlern und Hobbytänzern kennt, die Tag für Tag und bis spät in die Nacht unter dem Vordach und zwischen den Säulen ihrem Vergnügungen nachgehen. Und so kontert Dorothée Wahl Dercons Kritik mit der Frage, die mehr eine Feststellung ist: "Wo sonst können so viele Menschen an einem ikonischen Gebäude teilhaben wie bei der Pinakothek der Moderne?!"

Speed Dating der etwas anderen Art: Beim "Picnic en blanc" von kann man in fünf Minuten ein Designobjekt näher kennenlernen. Rechts die Pin-Vorsitzende Dorothée Wahl. (Foto: Stephan Rumpf)

Dann lädt Angelika Nollert, die Direktorin des Designmuseums, zum "Objekt Speed Dating" ein. Dabei können die Gäste in fünf Minuten ein Designobjekt aus den Beständen der Neuen Sammlung kennenlernen. Was mitunter zu einem lustigen Rätselraten über die Funktionsweise oder die Herkunft führt. Doch bereitgelegte Karten mit "Fragen" und "Fakten" helfen, um letzte Rätsel zu lösen.

Im Mittelpunkt des Abends aber steht das festliche Picknick ganz in Weiß, zu dem aus Körben und Taschen feinste Köstlichkeiten aus der eigenen oder der nächstgelegenen Caterer-Küche hervorgeholt werden. Nach ein paar Schnappschüssen von der Fotobox geht's zum Tanzen - natürlich unterm Vordach und zwischen den Säulen der Pinakothek der Moderne. Die Tänzerinnen und Tänzer haben sich gerade eingegrooved, als um 22 Uhr Schluss mit lustig sein muss. Schade. Aber das ist halt München - darüber sollte sich Chris Dercon mal aufregen.

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