Pasing/Obermenzing:Griffbereites Pfandgut

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Bezirksausschuss will Test mit Flaschenhalterungen an Mülleimern starten

Von Jutta Czeguhn, Pasing/Obermenzing

Menschen, die sich über Mülleimer beugen und dann tief in sie hineingreifen, um Brauchbares, vor allem Pfandflaschen herausfischen: Wer solche Szenen beobachtet, und in München kann einem das häufig passieren, wendet den Blick in der Regel peinlich berührt zur Seite. Wie entwürdigend muss das für die Leute sein, im Dreck anderer zu wühlen? Den Flaschensammlern ihr Tun erleichtern - und der Gesellschaft solche Bilder ersparen - könnten sogenannte Pfandringe, Halterungen für Flaschen an den Abfallbehältnissen. Die Landeshauptstadt soll so ein System nun im Stadtbezirk Pasing-Obermenzing in den Testlauf bringen. Wenn auch mit einigem Bedenken hat das Gremium einen entsprechenden Antrag der FDP befürwortet. Auch der Umwelt zu Liebe, denn schließlich würden dadurch weniger Glas und Alu im Müll landen.

Bedenken wurden deshalb laut, weil sich CSU-Sprecher Frieder Vogelsgesang an einen Vorstoß auf Stadtratsebene erinnerte. 2015 hatten dort die Fraktion der Grünen/Rosa Liste schon einmal Pfandringe beantragt, mit ähnlichen Argumenten wie jetzt die FDP im Stadtbezirk: Menschen, die Pfandflaschen sammeln, sollen nicht mehr "unwürdig und bisweilen sogar gesundheitsgefährdend" in Mülleimern wühlen müssen. Das Baureferat hatte dem Stadtrat dann aber - erfolgreich - von der Installation abgeraten, aus "technischen und organisatorischen" Gründen.

Im Bezirksausschuss-Gremium waren die Bedenken eher inhaltlich. Würde man den Flaschensammlern, die ja auf das Pfand angewiesen seien, gar ihr Geschäft verderben, wenn die Flaschen und Dosen außen am Mülleimer auch für jeden anderen bequem zugänglich seien? Womöglich würden sich, wie etwa bei den Kleider-Containern, eine Art Banden bilden, die das Pfandgut dann professionell abgreifen? Und bestünde nicht die Gefahr, dass sich Passanten an den Halterungen oder dem Glas um die Abfallbehältnisse verletzten?

Womöglich haben Baureferat und Stadtrat - nach fünf Jahren - einen anderen Blick auf die Sache und geben dem Pfandring-Probelauf im westlichen Stadtbezirk eine Chance. Das hat auch die Nachbarstadt Germering getan, wo 2018 an mehreren zentralen, stark frequentierten Stellen probeweise Flaschen-Sammler-Vorrichtungen installiert wurde. Übrigens eine Eigenkonstruktion des städtischen Bauhofes.

© SZ vom 27.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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